Messtischblatt






Messtischblatt 3759 Schwiebus (Świebodzin), 1933


Messtischblatt ist eine in Deutschland mittlerweile veraltete Bezeichnung für die topografische Karte im Maßstab 1:25.000 (heutige Bezeichnung: „TK 25“). Hierbei entsprechen 4 cm auf der Karte 1 km in der Natur („Vierzentimeterkarte“), was diesen Kartentyp – auch wegen der damit verbundenen Präzision – besonders bei Wanderern beliebt macht.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Namensgebung


  • 2 Geschichte


  • 3 Gradabteilungskarte


  • 4 Blattbezeichnung


  • 5 Verdrängung


  • 6 Siehe auch


  • 7 Weblinks


  • 8 Einzelnachweise





Namensgebung |


Der Name erklärt sich aus dem klassischen Aufnahmeverfahren (vgl.: Landesvermessung) von topografischen Karten im Gelände, die mittels Messtisch und Kippregel erfolgte.



Geschichte |




Ausschnitt eines Messtischblatt 1:25.000


Die auch heute noch gebräuchliche TK 25 entstand seit den Anfangsjahren des Deutschen Reiches, zunächst in Preußen, Mecklenburg, Oldenburg, den Hansestädten und den kleineren mitteldeutschen Bundesstaaten im Rahmen der preußischen Landesaufnahme ab 1876 bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts, es folgten Sachsen im Rahmen der Landesaufnahme von 1898 bis 1924, Hessen durch Umarbeitung der Höhenschichtenkarte von Hessen 1:25.000, Baden durch Umarbeitung der Topographischen Karte von Baden 1:25.000, Württemberg durch Generalisierung aus der Höhenflurkarte 1:2500 und Bayern durch Generalisierung aus der Höhenflurkarte 1:5000 auf Grundlage des zuvor geschaffenen Lagefestpunktfeldes.


In der DDR wurde in den Jahren 1956 bis 1969 eine neue topographische Landesaufnahme im Maßstab 1:10.000 durchgeführt, in deren Ergebnis eine Topographische Karte 1:10.000 entstand. Daraus wurde durch Generalisierung eine völlig neue TK 25 abgeleitet. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde die TK 25 der DDR wieder in das alte System der TK 25 aus der Zeit des Deutschen Reiches eingepasst.


Die Karten waren im preußischen Bearbeitungsgebiet ursprünglich in Schwarz-Weiß gehalten. In Sachsen, Hessen, Baden, Württemberg und Bayern erschienen die Karten jedoch dreifarbig mit schwarzem Grundriss, braunen Höhenlinien und blauen Gewässern. Standard ist heute eine vierfarbige Ausgabe mit zusätzlichen grünen Waldflächen (in den Bayerischen Alpen auch mit formenplastischer Geländeschummerung).



Gradabteilungskarte |


Die Kartenblätter sind als Gradabteilungskarten aufgebaut, das heißt die Begrenzung der Karten (der Blattschnitt) erfolgt durch ganzzahlige Meridiane und Breitenkreise. Jedes Kartenblatt ist 10 Längenminuten breit und 6 Breitenminuten hoch; somit ist das auf einem Blatt abgebildete Gebiet im mittleren Deutschland etwa 10 mal 10 Kilometer groß. Es entspricht beispielsweise der linke untere Eckpunkt des Blattes „6926 Stimpfach“ genau 49° 0’ Nord und 10° 0’ Ost und der rechte obere Eckpunkt 49° 6’ Nord und 10° 10’ Ost. Als Referenzellipsoid wurde für die Karten das Bessel-Ellipsoid benutzt. Deshalb muss man für eine Nutzung der Koordinaten für beispielsweise moderne GPS-Anwendungen diese erst in das Koordinatensystem „WGS 84“ transformieren.


Die Karten enthalten neben Straßen, Wegen und Geländemarkierungen auch Höhenlinien (Isohypsen) und sind damit nur für die feste Erdoberfläche ausgelegt, Angaben zu Wassertiefen und Gezeiten fehlen völlig.




Druckauflösung einer topographischen Karte


Die Detailauflösung einer 1:25.000-Karte liegt bei etwa 12 m,[1] was einem Punktabstand auf der Karte von 0,5 mm entspricht. Unten rechts im Kartenausschnitt (Bild rechts) symbolisieren die kleinen schwarzen Balken jeweils eine Länge von 10 m. Die Auflösung genügt, um die Breite von Straßen aufzulösen.


Um eine einfache Handhabung der Messtischblätter zu gewährleisten, erhält jedes Kartenblatt zusätzlich ein ebenes rechtwinkliges Koordinatengitter in Abständen von vier Zentimetern (entspricht jeweils einem Kilometer), so dass zu einer beliebigen Ortsangabe nur ein Wertepärchen aus dem so genannten Hoch- und Rechtswert erforderlich ist. Daher rührt auch der früher gebräuchliche Begriff „Vier-Zentimeter-Karte“.


Diese einfache Kartendarstellung stößt an Grenzen, weil erstens die Erdoberfläche nicht plan ist und zweitens die Meridiane (auch in Deutschland) nicht parallel verlaufen. Dadurch kommt es zu Überlappungszonen, in denen Ortsangaben wahlweise nach dem linken oder rechten Bezugsmeridian angegeben werden können.



Blattbezeichnung |




Ausschnitt in Nordwestdeutschland


Ursprünglich waren die Messtischblätter zeilenweise von West nach Ost im Norden beginnend fortlaufend durchnummeriert.


Die einzelnen Blätter werden seit 1937 mit vierstelligen Nummern bezeichnet, wobei die ersten beiden Stellen die Zeile einer Nord-Süd-Abfolge repräsentieren, die letzten beiden Stellen dagegen die Spalte einer West-Ost-Abfolge; der Name des jeweils größten oder (historisch) bedeutendsten Ortes im abgebildeten Gebiet kann ebenfalls zur Blattbezeichnung herangezogen werden (Beispiel: „4425 Göttingen“ ist das Blatt in der 44. Reihe von Norden und der 25. Spalte von Westen, mit Göttingen als dem größten Ort oder „5506 Aremberg“: 55. Reihe von Norden und 6. Spalte von Westen, Aremberg war bis 1794 der bedeutendste Ort).
Ausgangspunkt für die Nummerierung ist 56° Nord und 5° 50’ Ost entsprechend dem damaligen Gebietsstand des Deutschen Reiches. Der nördlichste Punkt lag an der Ostsee beim Ort Nimmersatt im Memelland (Ostpreußen) und findet sich auf dem Blatt 0192.


Beispiele der aktuellen TK 25:

































Nummer Name Bundesland Lage in Deutschland
0916 List (Sylt) Schleswig-Holstein nördlichstes Blatt
8727 Biberkopf Bayern südlichstes Blatt
4901 Selfkant Nordrhein-Westfalen westlichstes Blatt
4755 Niesky Ost Sachsen östlichstes Blatt

Das Beispiel zeigt einen Ausschnitt im Nordwesten Deutschlands in Ostfriesland.
Die oberste rote Zahl nennt das Jahr der Erstausgabe des jeweiligen Kartenblattes. Darunter befindet sich der ursprüngliche Name des Kartenblattes (ebenfalls in rot), falls er sich vom heutigen Namen unterscheidet. Als Nächstes wird die aktuelle Nummer des Kartenblattes genannt, darunter befindet sich der heute aktuelle Name des Kartenblattes.



Verdrängung |


Heute ist das Messtischverfahren weitgehend von der Luftbildauswertung (Photogrammetrie) abgelöst; die Bezeichnung „Messtischblatt“ für die TK 25 ist anachronistisch und wird nur noch selten verwandt.



Siehe auch |



  • Landesvermessung

  • Kartografie

  • Topografie

  • Maßstabsreihe

  • Kartenwerk

  • Liste von Kartenwerken



Weblinks |



 Commons: Messtischblatt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien



  • Meßtischblätter des Deutschen Reichs 1:25.000, von 1870-1943 Deutsche Fotothek


  • Historische Messtischblätter für Deutschland aus der Zeit zwischen 1876 und 1942 Digitalisate der Universität Greifswald


  • 3670 Meßtischblätter des Deutschen Reichs 1:25.000, von 1936-1951, in der Ausgabe der alliierten Militärkarte (AMS M841 / GSGS 4414 GERMANY & 4497 BAVARIA), 1:25.000, online Landkartenarchiv.de


  • 3670 Meßtischblätter des Deutschen Reichs 1:25.000, von 1936-1951, in der Ausgabe der alliierten Militärkarte (AMS M841 / GSGS 4414 GERMANY & 4497 BAVARIA), 1:25.000, online Brigham Young University


  • Online-Shop für historische Messtischblätter, für die Ostgebiete des Deutschen Reiches Bundesamt für Kartographie und Geodäsie, Frankfurt am Main



Einzelnachweise |




  1. United States National Map Accuracy Standards (NMAS). Archiviert vom Original am 8. Oktober 2010; abgerufen am 21. November 2013. 









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