Typografie




Der Begriff Typografie (vom Duden empfohlene Schreibweise[1]) oder Typographie (altgriechisch τυπογραφία .mw-parser-output .Latn{font-family:"Akzidenz Grotesk","Arial","Avant Garde Gothic","Calibri","Futura","Geneva","Gill Sans","Helvetica","Lucida Grande","Lucida Sans Unicode","Lucida Grande","Stone Sans","Tahoma","Trebuchet","Univers","Verdana"}typographía; von τύπος týpos ‚Schlag‘, ‚Abdruck‘, ‚Figur‘, ‚Typ‘ und -grafie) lässt sich auf mehrere Bereiche anwenden.


Im traditionellen Sinne bezieht sich der Begriff Typografie auf die Gestaltung von Druckwerken mit beweglichen Lettern (Typen). Anfänglich fand dies insbesondere im Bleisatz bzw. dem Satz mit Holzlettern statt.


In der Medientheorie steht Typografie für gedruckte Schrift in Abgrenzung zu Handschrift (Chirografie) und elektronischen sowie nicht literalen Texten.


Heute bezeichnet Typografie meist den medienunabhängigen Gestaltungsprozess, der mittels Schrift, Bildern, Linien, Flächen und Leerräumen alle Arten von Kommunikationsmedien gestaltet. Typografie ist in Abgrenzung zu Kalligrafie, Schreiben oder Schriftentwurf das Gestalten mit vorgefundenem Material.


Die Typografie wird unterteilt in Mikrotypografie und Makrotypografie. Die Arbeit des Typografen besteht darin, diese Gestaltungsmerkmale in geeigneter Weise zu kombinieren.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Mikrotypografie


  • 2 Makrotypografie


  • 3 Geschichte


  • 4 Anwendung


  • 5 Maßeinheiten


  • 6 Rechtsfragen


  • 7 Elementare Typografie


  • 8 Experimentelle Typografie


  • 9 Siehe auch


  • 10 Literatur


  • 11 Weblinks


  • 12 Einzelnachweise





Mikrotypografie |




Mikrotypografische Fachbegriffe des Liniensystems


Die Mikrotypografie oder Detailtypografie ist die Gestaltung folgender Feinheiten des Schriftsatzes:



  • die Schriftart, die Kapitälchen und Ligaturen

  • die Laufweite und Spationierung (das sind die Buchstabenabstände und Zeichenabstände), die Wortabstände

  • die orthotypografisch korrekte Zeichensetzung



Makrotypografie |


Dies ist die Gesamtgestaltung einer Druck- oder Webseite. Dazu gehören unter anderem



  • das Seitenformat,

  • der Satzspiegel,

  • Zeilenbreite, -abstand (Durchschuss) und -anzahl,

  • das Vermeiden von unpassenden Worttrennungen und Absätzen,

  • die Gliederung der Seite und des Textes,

  • die Platzierung von Bildern und Tabellen im Text,

  • das Mengenverhältnis der Schrift zu Bildern und Tabellen,

  • die Schriftgröße und

  • die Schriftauszeichnungen.


Grundelemente im Schriftsatz sind



  • die Zeile für die horizontale Schreibrichtung,

  • die Spalte bzw. die Kolumne für die vertikale Schreibrichtung (→ Spaltensatz).


Die einzelnen Elemente des Seitenaufbaus sollten sinnvoll aufeinander abgestimmt werden, wobei die Wahl der Schriftgröße sowie die richtige Positionierung von Abbildungen, Grafiken und Tabellen hierbei besonders wichtig ist. Die harmonische Aufteilung von bedruckter und unbedruckter Fläche ist entscheidend: Eine Seite darf weder überladen noch kahl wirken. Hilfreich ist hier die sog. Rastertypografie, bei der die typografischen Elemente nach einem vorgefertigten Gestaltungsraster angeordnet werden.


Eine andere Bezeichnung für Makrotypografie ist Layout, wobei der Begriff Layout in der Regel deutlich spezifischer ist.



Geschichte |



Die Geschichte der Typografie ist eng verknüpft mit der Entwicklung der Schriften und den sich wandelnden (Re-)Produktionsmöglichkeiten gedruckter Texte; inzwischen auch der digitalen Medien.



Anwendung |


Mithilfe von Typografie können der Inhalt, der Zweck oder die Anmutung eines Werkes verdeutlicht werden. Die Aussage eines Textes kann visuell unterstützt werden, wobei die gute Lesbarkeit i. d. R. an erster Stelle steht.


Zu den Anwendungsbereichen der Typografie zählt neben der Gestaltung von Mengentexten in Romanen oder Sachbüchern (Werksatz) vor allem der Akzidenzsatz. Dazu gehören Geschäftsdrucksachen (Briefblätter, Visitenkarten, Formulare), Werbedrucksachen (Flyer, Prospekte, Plakate) oder auch Familiendrucksachen (Einladungen, Gedenkkarten).


Bei der visuellen Erscheinung von Kommunikationsmedien versuchen Typografen meist die Gestaltung mit deren Inhalt (Botschaft) in Einklang zu bringen. Manchmal wird auch versucht, eine unterschwellig andere Botschaft (Subtext) zu vermitteln, die dem Inhalt des Textes durchaus widersprechen kann. Durch derartige Beeinflussung der Aussage eines Textes bzw. einer Botschaft kann einem Typografen die Rolle des Co-Autors zukommen.


Möglichkeiten typografischer Gestaltung sind traditionell der Einsatz unterschiedlicher Schriftarten, Schriftgrade/-größen und Auszeichnungsarten, die Wahl der Satzbreite (Zeilenlänge), des Zeilenfalls, des Satzspiegels innerhalb des Papierformates, die Zuordnungen unterschiedlicher Elemente zueinander im Layout, die Auswahl des passenden Papiers und vieles mehr.


Die Auszeichnungsarten dienen zum „Hervorheben“ einzelner Textstellen oder Absätze gegenüber dem Rest des Textes, z. B. wörtliche Rede oder Zitate. Wollen Typografen beispielsweise verdeutlichen, dass eine Textstelle das Gesprochene eines Protagonisten darstellt, dann kann sie kursiv dargestellt werden: Hermine! rief Harry …


Bei der typografischen Gestaltung berücksichtigen professionelle Typografen die Orientierung der Nutzer, die Einschätzung der Zielgruppe(n), die besonderen Bedingungen des Mediums, für das gestaltet wird, die „Orthotypografie“ (also die ortho- und typografisch korrekte Form), sowie unterschiedliche Lesearten, mit denen Leser Texten verschiedener Art begegnen. Bei der Typografie eines Romantextes beispielsweise wird auf einen gleichmäßigen und störungsfreien Lesefluss geachtet. Zu betonende Sätze oder Wörter werden dazu i. d. R. eher dezent ausgezeichnet, um sie nicht zu sehr hervorzuheben. Hierbei werden Kursiv- oder Kapitälchen-Schnitte derselben Schrift wie der des „Grundtextes“ (des nicht-ausgezeichneten Textes) in gleicher Strichstärke benutzt. Im Fachjargon wird dies als „integrierte“ oder „leise“ Schriftauszeichnung bezeichnet. Das „informierende Lesen“ (z. B. in Zeitungen oder Online-Portalen) setzt dagegen eine typografische Umsetzung voraus, die Inhalte bereits beim Überfliegen einordnen lässt, bevor tiefere Textebenen – häufig in kleineren Schriftgraden – angeboten werden.


War Typografie seit Gutenberg Teil des Fachwissens der Drucker und Schriftsetzer, so ist sie heute ein wichtiger Bestandteil der Ausbildung der Grafiker, Mediengestalter Digital und Print und ähnlicher Berufsgruppen. Gerade die neuen Medien und das Entwerfen von Websites stellten die Typografen vor neue Herausforderungen wie etwa die Frage nach Nutzerfreundlichkeit und Funktionalität. Inzwischen kann fast jeder am Computer Schriftstücke (z. B. Briefe) oder seine Webseiten erstellen und so typografisch tätig werden.


Da sich Typografie als grafische Gestaltung historisch im Umfeld der Kunst entwickelt hat, entbrannte in der Nachkriegszeit die Diskussion, ob Typografie eine eigenständige Kunstform darstelle. Tatsächlich haben sich neue Formen der Typografie im italienischen Futurismus, im russischen Konstruktivismus aber auch im Dadaismus herausgebildet. Während die italienischen Futuristen in der Zerstörung traditioneller Textformen eine besondere künstlerische Aussage erkannten und Typografie damit zur Kunstform erhoben, schrieb der deutsche Dadaist Kurst Schwitters, dass Typografie „unter Umständen“ Kunst sein könne.


Anders als in der Geschichte der Kunst entwickelte sich in der Geschichte der Typografie nach 1945 allerdings eine starke Orientierung am Empfänger der Botschaft, die gleichzeitig eine stärkere Zurückhaltung und weniger deutliche Autoren-Rolle des Typografen forderte. Durch ihre stärkere Verbindung zur Alltagskultur und ihre Einbindung in Wirtschaftsabläufe geprägt behaupteten Nachkriegstypografen, wie z. B. Kurt Weidemann (u. a. Entwerfer der Hausschrift von Daimler), dass Typografie als Kunst „belanglos“ sei, da es ja auf Zurückhaltung zugunsten der Lesbarkeit und der angestrebten Wirkung des Schriftstückes beim Leser ankomme und es eben nicht um eine Selbstverwirklichung des Gestalters gehe.


In der Gegenwart spielt diese Diskussion und damit die Orientierung an der Kunst für Typografen eine immer geringere Rolle. Vielmehr bildet sich eine eigene Typografiegeschichte heraus und damit ein eigenes Selbstverständnis der Disziplin. Dabei spielt die Autorenrolle von Typografen eine große Rolle bei der Entwicklung innovativer typografischer Formen. Andererseits nimmt die Zurückhaltung zugunsten der Orientierung an Zielgruppen bis hin zu partizipativen typografischen Arbeiten, in denen Typografen die Kontrolle über ihre Arbeit weitgehend aus der Hand geben, gleichzeitig zu.



Maßeinheiten |




  • Im traditionellen Druck gilt in Deutschland, auf dem kontinentalen Europa und in vielen anderen Teilen der Welt weitgehend das französische Maßsystem, also Cicero und Didot-Punkt. Daneben werden auch andere Maßsysteme verwendet.


  • Im informatisierten Druckgewerbe gilt heute weltweit das englische Maßsystem mit Pica und DTP-Punkt.


Buchstaben und andere typografische Elemente werden mit dem Typometer vermessen. Eine ausführliche Darstellung findet sich unter Schriftgrad.





















































Französische Maßeinheiten
  Ratio  
Englische Maßeinheiten
  Pariser Fuß
  [pied]
  324,864 mm  

864
  Englischer Fuß 
  [foot]
  304,8000 mm  
  französisches Zoll  
  [pouce]
27,072 mm  

72
  englisches Zoll
  [inch]
25,4000 mm  
  Cicero
  [Cicéro]
4,512 mm  

12
  Pica
  [pica]
4,2333 mm  
  französische Linie
  [ligne]
2,256 mm  

6
  englische Linie
  [line]
2,1166 mm  
  Didot-Punkt
  [point Didot]  
0,376 mm  

1
  DTP-Punkt
  [DTPP]  
0,3527 mm  

Im Zuge der Umstellung auf Fotosatz wurde der Versuch unternommen, den Punkt auf genau 375 µm festzulegen. In der Praxis setzte sich aber in der Informatik der DTP-Punkt durch.



Rechtsfragen |



In Deutschland unterliegen typografische Schriften dem geschmacksmuster­ähnlichen Schriftzeichengesetz. Das stärkere Urheberrecht gilt für solche Schriften, anders als von Schriftherstellern gefordert, hingegen nicht oder nur in Sonderfällen von extremer Gestaltungshöhe wie Initialen­schriften, die bereits in Richtung Gemälde gehen. Das gleiche dürfte für Handschriften und Kalligraphien gelten. Dabei ist bisweilen strittig, inwieweit typographische Unikate nicht selbst als Kalligraphien anzusprechen sind. Urheberrechte können aber an Fonts (Computerschriften) bestehen, wenn das Hinting-Programm, das die ästhetische Darstellung auch bei geringen Auflösungen sicherstellt, hinreichende Schöpfungshöhe als Computerprogramm hat. Zudem unterliegen die Namen der Schriftarten dem Markengesetz. Ein Textsatz oder Notenstich­bild unterliegt als solcher weder dem Urheberrecht noch dem Geschmacksmusterrecht, und ob ein Leistungsschutz aufgrund des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) besteht, ist umstritten.



Elementare Typografie |



Die „Elementare Typografie“, „Neue Typographie“ oder auch „Funktionale Typografie“ ist eine Stilrichtung innerhalb der Schrift- und Druckgestaltung vom Anfang des 20. Jahrhunderts.



Experimentelle Typografie |



Unter „Experimenteller Typografie“ werden verstanden:



  1. Wissenschaftliche Versuche, die Wirkung typografischer Entwürfe auf Versuchspersonen zu untersuchen. Darin sind sie nicht zu verwechseln mit den Bemühungen der „Expressiven“ und „Extremen Typografie“.

  2. Eine Bewegung innerhalb der Typografie, die ab 1945 die „klassischen Entwürfe“ mit eigenen Designvorschlägen und neuen Medien in Frage stellt. Diese Experimente beziehen sich auf a) kinematografische, b) optisch-dynamische (z. B. Neonwerbung) und c) kinetische Ausdrucksversuche.



Siehe auch |



 Portal: Schrift – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Schrift


  • Druckersprache

  • Schriftgießer

  • Type Directors Club


  • International Center for the Typographic Arts (ICTA)



Literatur |




  • Otl Aicher: typographie. Reprint der Originalausgabe. Hermann Schmidt, Mainz 2005, ISBN 978-3-87439-683-7.

  • Gavin Ambrose, Paul Harris: Grundlagen der Typografie. Stiebner, München 2007, ISBN 978-3-8307-1332-6.

  • Johannes Bergerhausen, Siri Poarangan: decodeunicode: Die Schriftzeichen der Welt. Verlag Hermann Schmidt, Mainz 2011, ISBN 978-3-87439-813-8. Alle 109.242 Zeichen der Typografie nach dem Unicode-Standard.

  • Hans R. Bosshard: Typografie, Schrift, Lesbarkeit. Verlag Niggli, Salenstein 1996, ISBN 978-3-7212-0163-5. 


  • Friedrich Forssman, Ralf de Jong: Detailtypografie. 4. Auflage. Hermann Schmidt, Mainz 2004, ISBN 978-3-87439-642-4.


  • Hans Peter Willberg, Friedrich Forssman: Lesetypographie. Hermann Schmidt, Mainz 1997, ISBN 3-87439-375-5. 

  • Damien und Claire Gautier: Gestaltung, Typografie etc. Niggli Verlag, Sulgen 2010, ISBN 978-3-7212-0668-5.

  • Florian Gaertner, Lars Harmsen, Ulrich Weiß: Slanted Magazin. Magma Brand Design, ISSN 1867-6510 – Slanted – Das Gefühl Typografie.

  • Jost Hochuli: Bücher machen. Eine Einführung in die Buchgestaltung im Besonderen in die Buchtypografie. Deutscher Kunstverlag, München 1990, ISBN 3-422-06058-8.

  • Stephanie und Ralf de Jong: Schriftwechsel. Schrift sehen, verstehen, wählen und vermitteln. Hermann Schmidt, Mainz 2008, ISBN 978-3-87439-746-9.

  • Bernhard Walter Panek: Typographische und psychologische Gestaltung von Drucksorten: Schrift und Linien, Ornamente, Symbole und Logos, Abbildungen, Layout, Korrekturen und Qualitätssicherung, Fremdsprachensatz. 2. Auflage. Wiener Universitätsverlag Facultas, Wien 2002, ISBN 978-3-7089-0157-2.


  • Emil Ruder: Typographie. 8. Auflage. Niggli Verlag, Sulgen 2009, ISBN 978-3-7212-0043-0.

  • Hans Peter Willberg, Friedrich Forssman: Erste Hilfe in Typografie. Ratgeber für Gestaltung mit Schrift. Hermann Schmidt, Mainz 1999, ISBN 978-3-87439-474-1.

  • Hans Peter Willberg: Wegweiser Schrift. Erste Hilfe für den Umgang mit Schriften. Hermann Schmidt, Mainz 2001, ISBN 978-3-87439-569-4.

  • Michael Wörgötter: TypeSelect. Hermann Schmidt, Mainz 2010, zweite Auflage, ISBN 978-3-87439-685-1.

  • Manuela Krauß: Typografie für Grafikdesigner. wvb Wissenschaftlicher Verlag, Berlin 2014, ISBN 978-3-86573-801-1.

  • Rainer Malaka, Andreas Butz, Heinrich Hussmann: Medieninformatik: Eine Einführung. 2009, ISBN 978-3-8273-7353-3.



Weblinks |



 Commons: Typografie – Sammlung von Bildern


 Wiktionary: Typografie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen


  • Lexikon der Typographie


  • www.decodeunicode.org – alle 98.884 typographischen Unicode-Zeichen


  • www.typo-info.de – alphabetisches Glossar und inhaltlich strukturierter Kurs zu Schrift und Typografie


  • typefacts.com – typographisches Wissen verständlich zusammengefasst und veranschaulicht


  • „Zeichen – Bücher – Netze“. Virtuelle Ausstellung des Deutschen Buch- und Schriftmuseums, unter anderem mit einem Themenmodul zu Typographie


  • www.page-online.de/typografie-grundlagen – Typo-Tipps für Web und Print



Einzelnachweise |




  1. Typografie, Typographie Duden, Abruf 14. Juni 2018








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