Kinder- und Jugendsportschule








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Die Kinder- und Jugendsportschulen (KJS) der DDR waren Spezialschulen für sportlich talentierte Kinder und Jugendliche. Aus ihnen ging ein Großteil der Teilnehmer an den Olympischen Spielen und anderen internationalen Wettkämpfen, wie z. B. Welt- und Europameisterschaften, hervor. Wer in einer KJS aufgenommen werden wollte, musste einen Sichtungs- und Eignungstest (genannt einheitliche Sichtung und Auswahl) absolvieren.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Entstehung


  • 2 Entwicklung


  • 3 Aufgaben


  • 4 Regelaufnahmealter


  • 5 Entwicklung nach der Wende


  • 6 Siehe auch


  • 7 Literatur


  • 8 Weblinks


    • 8.1 Links zu Sportgymnasien/Sportschulen, welche aus den KJS hervorgegangen sind


    • 8.2 Ergänzende Informationen




  • 9 Einzelnachweise





Entstehung |


Kurz nach der Gründung der DDR hat die politische Führung die Wechselwirkungen zwischen Leistungssport und dem Sport von Kindern und Jugendlichen erkannt und als Grundlage des Leistungssports angesehen. Die Erfahrungen, die der sowjetische Sport mit seinen in den 1930er Jahren eingeführten KJS gemacht hatte, waren die Grundlage für die Einführung der KJS in der DDR. Die ersten KJS der DDR wurden mit dem Schuljahr 1952/1953 durch das Ministerium für Volksbildung in Zusammenarbeit mit dem DTSB geschaffen. Sie waren in Berlin, Brandenburg an der Havel, Halberstadt und Leipzig beheimatet, unterschieden sich in ihren Strukturen jedoch von den sowjetischen Vorbildern. Die theoretische Grundlage hatte Günter Thieß gelegt, der den Theorien von Iwan Pawlow skeptisch gegenüberstand, weil er die Rolle der Begabung vernachlässigt habe. Bei der Aufnahme in die Sportschule sollte auch angeborenes Talent vorhanden sein.[1]


Mit dem Schuljahr 1953/1954 folgten acht weitere Schulen. Bis Ende 1959 wuchs die Anzahl auf 23. Anfangs waren die KJS als Schulen mit erweitertem Sportunterricht konzipiert, der sowohl im Fach Körpererziehung (insgesamt drei bis vier Wochenstunden) als auch als zweistündiges wöchentliches Training durchgeführt wurde. Im Mittelpunkt standen die Sportarten Gerätturnen und Gymnastik, Leichtathletik, Schwimmen und Wasserspringen sowie die Sportspiele. Aufgenommen werden konnte nur,



  • wer die erforderlichen sportlichen Leistungen brachte und

  • wessen schulische Leistungen das Ablegen des Abiturs erwarten ließen.



Entwicklung |


Mit Beschluss vom 6. Juni 1963 des Sekretariats des Zentralkomitees der SED über die Entwicklung der KJS wurden Ziel und Struktur der KJS neu festgelegt, weil die bisherigen Erfahrungen zeigten, dass sowohl die Schülerinnen und Schüler sich nicht wunschgemäß steigerten als auch die Lehrkräfte teilweise nicht die gewünschten Fähig- und Fertigkeiten entwickelten, um die Sportler zu Höchstleistungen zu führen.


Die im Beschluss neu definierte Aufgabe, Unterricht und Training optimal zu koordinieren, und die Festlegung, dass die Sportclubs künftig für die Trainingsinhalte verantwortlich waren, führten zur örtlichen Zusammenlegung von KJS und Sportclubs. Meist arbeiteten die KJS mit einem oder mehreren Sportclubs zusammen oder waren diesen sogar angeschlossen.


Die medizinische Betreuung der Schüler, ihre sportartengerechte Verpflegung und die Unterbringung in Internaten waren ebenfalls Anliegen des Beschlusses. Seit Anfang der 1970er Jahre wohnten über 50 % der Schülerinnen und Schüler in KJS-eigenen Internaten. Jeder Schule waren ein Arzt und eine Krankenschwester zugeteilt. Eine sportärztliche Untersuchung fand für jeden Nachwuchssportler einmal im Jahr statt.


Besonders die Sommersportarten Boxen, Fechten, Fußball, Gerätturnen, Handball, Judo, Kanurennsport, Leichtathletik, Radsport, Rhythmische Sportgymnastik, Ringen, Rudern, Schwimmen, Segeln, Volleyball und Wasserspringen wurden gefördert. Als die Wichtigkeit der Wintersportarten wuchs, wurden zunehmend auch Biathlon, Bob, Eiskunstlauf, Eisschnelllauf, Nordische Kombination, Rodeln, Skilanglauf und Skispringen unterstützt. Die Förderung der Sportarten richtete sich wie im gesamten DDR-Sport vor allem an den olympischen Sportarten aus. So fielen beispielsweise Feldhandball, Wildwasserkanu und Moderner Fünfkampf trotz beachtlicher internationaler Erfolge aus der Nachwuchsförderung heraus.


1989 gab es 25 Kinder- und Jugendsportschulen (nach Schüleranzahl 1989 geordnet: in Berlin (4), Leipzig (2), Dresden, Halle, Rostock, Karl-Marx-Stadt (2), Potsdam, Erfurt, Frankfurt (Oder), Magdeburg, Jena, Schwerin, Oberhof, Cottbus, Neubrandenburg, Oberwiesenthal, Klingenthal, Luckenwalde, Altenberg und Zella-Mehlis) mit über 10.000 Schülerinnen und Schülern. Etwa 1460 Lehrkräfte unterrichteten diese an den Schulen, über 430 Erzieherinnen und Erzieher gestalteten die Freizeit- und Erziehungsaktivitäten in den Internaten. Nahezu alle Teilnehmer der DDR-Olympiamannschaften von 1988 in den Winter- und Sommersportarten haben ihren schulischen Werdegang in einer KJS absolviert.



Aufgaben |


Den sportlichen Höchstleistungen war an den KJS alles andere untergeordnet:



  • Der Sportunterricht wurde ab den 1970er Jahren an diesen Schulen in der Regel zugunsten des Trainings in den jeweiligen Sportarten gestrichen.

  • Die Klassen der KJS waren ab den 1970er Jahren zumeist sportartenspezifisch zusammengesetzt. Somit konnte der Stundenplan mit dem Trainingsplan der Sportler abgestimmt werden. Ein zweimaliges Training pro Tag war von Montag bis Freitag die Regel, zum Teil konnte auch eine dritte Trainingseinheit (als Ausgleichs- oder Entspannungssport) realisiert werden. Auch sonnabends wurde meist noch einmal trainiert, da der Sonnabend in der DDR bis zum Ende ein Unterrichtstag blieb.

  • In oberen Klassen erfolgte oftmals eine zeitliche „Streckung“ des Unterrichts, z. B. konnte das Abitur in drei Jahren, anstatt in den in der DDR üblichen zwei Jahren, abgelegt werden.

  • Schulzeitverlängerungen waren auch in den Klassenstufen 8 bis 10 für Schüler in bestimmten Sportarten (Eiskunstlauf, Gerätturnen, Rhythmische Sportgymnastik, Schwimmen und Wasserspringen) möglich.

  • „National-Kader“ (Angehörige der Nationalmannschaft) konnten Einzelunterricht erhalten, wenn der Trainingsumfang ein Erreichen der Unterrichtsziele in anderen Unterrichtsformen nicht zuließ.


Für die Schülerinnen und Schüler war die Mitgliedschaft in der FDJ Pflicht [2]. Bei politischem Fehlverhalten erfolgten erzieherische Maßnahmen bis zum Abbruch der Förderung, auch trotz guter Leistungen. Selbst Kinder, die im nahen Umfeld wohnten, wurden zum Wohnen im Internat gedrängt, um sie vollständig kontrollieren zu können. Mit dem Einzug war eine Schweigeververpflichtung zu unterschreiben, die auch gegen die Eltern galt. Zwischen den Trainern, Lehrkräften und sonstigen Mitarbeitern der KJS gab es eine stark institutionalisierte Kooperation und Information.[3] Mit der Delegierung an eine KJS begann eine systematische Überwachung durch das MfS, die dazu auch IM unter den Jugendlichen einsetzte.[4]



Regelaufnahmealter |


Die Klassenstufe der Aufnahme für die Schüler war für die einzelnen Sportarten gestaffelt und richtete sich nach dem Höchstleistungsalter und dem notwendigen Trainingsaufbau in der jeweiligen Sportart.[5]































Klassenstufe 1: Eiskunstlauf
Klassenstufe 3: Turnen
Klassenstufe 4: Wasserspringen
Klassenstufe 5: Schwimmen weiblich
Klassenstufe 6: Schwimmen männlich
Klassenstufen 7 und 8:  Leichtathletik, Ski-nordisch (Skilanglauf, Skispringen und Nordische Kombination)
Klassenstufe 8: alle anderen Sportarten

Eine vorherige Einschulung war nur im Rahmen einer von einem Verband vorgenommenen Versuchseinschulung in einer Sportart möglich. Diese diente der Evaluierung, ob eine frühere Einschulung der Kinder eine signifikante Leistungssteigerung im Höchstleistungsalter zur Folge hatte. So wurden beispielsweise 1980 vier Ruderinnen in eine 7. Klasse der KJS in Potsdam eingeschult. Für Sportler, deren Talent sich erst nach dem Regelaufnahmealter entwickelte, war eine Aufnahme auf die KJS auch in einer höheren Klassenstufe jederzeit möglich. Die Aufnahmezahl blieb jedoch deutlich hinter derjenigen der Regelaufnahme zurück.



Entwicklung nach der Wende |


Die ehemaligen KJS wurden nach der politischen Wende zu Gesamtschulen oder Gymnasien mit sportlichem Schwerpunkt umstrukturiert und weitergeführt. Viele Schulen erlebten einen Einbruch sowohl inhaltlicher als auch personeller Art. Teilweise gab es in einer Jahrgangsstufe nur noch eine einzige Sportklasse, die unter Umständen mit „normalen“ Schülerinnen und Schülern aufgefüllt werden musste, da notwendige Mindestklassenstärken nicht mehr erreicht wurden.


Viele der Spezialschulen sind heute wieder in der Lage, mehrere Klassen pro Jahrgangsstufe als Sportleistungsklassen zu führen. Teilweise wurde auch eine Trennung nach Sportarten wieder eingeführt. 21 ehemalige KJS haben sich als eine der „Eliteschulen des Sports“ in der Sport- und Schullandschaft in der Bundesrepublik Deutschland etablieren können und belegen mit ihren Schulmannschaften bei den Wettbewerben „Jugend trainiert für Olympia“ vordere Plätze bei den Bundesfinalwettbewerben.



Siehe auch |



  • Sport in der DDR

  • Sportgymnasium



Literatur |



  • René Wiese: Kaderschmieden des „Sportwunderlandes“. Die Kinder- und Jugendsportschulen der DDR 1950–1990. Hildesheim 2012, ISBN 978-3-942468-04-6. Besprechung im Deutschlandfunk, Erik Eggers, 1.09.2012

  • Kai Reinhart: „Wir wollten einfach unser Ding machen“: DDR-Sportler zwischen Fremdbestimmung und Selbstbestimmung., Campus, Frankfurt/New York 2010, ISBN 978-3-593-39186-1 (bes. S. 51–86 Körperkultur und Sport in der DDR google-online)


  • Brigitte Berendonk: Doping Dokumente. Von der Forschung zum Betrug, Springer-Verlag, Berlin 1991, ISBN 978-3-642-93484-1 (bes. S 28ff. Kap. 4 Ein Vierteljahrhundert hemmungsloses Doping in der DDR und S. 36ff. Kap. 5 Versuche zur Wahrheit in Wendezeiten google books)



Weblinks |



Links zu Sportgymnasien/Sportschulen, welche aus den KJS hervorgegangen sind |




Sportgymnasium Chemnitz




  • „Glückauf“-Gymnasium Altenberg: Website (ehem. KJS Richard Sorge)


  • Schul- und Leistungssportzentrum Berlin: Website (aus KJS Werner Seelenbinder, KJS Heinrich Rau und KJS Ernst Grube) [6]

  • Flatow-Oberschule Berlin-Köpenick: Website (ehem. KJS Paul Gesche)


  • Sportgymnasium Chemnitz: Website (aus KJS Emil Wallner und KJS Ernst Thälmann)


  • Lausitzer Sportschule Cottbus: Website


  • Sportgymnasium Dresden: Website (ehem. KJS Artur Becker)

  • Pierre-de-Coubertin-Gymnasium Erfurt: Website


  • Sportschule Frankfurt (Oder): Website


  • Sportgymnasium Halle (Saale) und Sportsekundarschule Halle: Websites

  • Sportgymnasium „Johann Christoph Friedrich GutsMuths“ Jena: Website

  • Sportgymnasium Klingenthal: Website


  • Sächsisches Landesgymnasium für Sport Leipzig: Website (aus KJS Ernst Thälmann und KJS Rudolf Friedrichs)

  • Friedrich-Ludwig-Jahn-Oberschule „Oberschule mit Sportbetonung“ Luckenwalde: Website


  • Sportgymnasium Magdeburg: Website


  • Sportgymnasium Neubrandenburg: Website (ehem. KJS Wilhelm Pieck, zuerst in Anklam)

  • Sportgymnasium Oberhof: Website

  • Landkreisgymnasium St. Annen, Außenstelle Oberwiesenthal: Website


  • Sportschule Potsdam „Friedrich Ludwig Jahn“: Website


  • CJD Jugenddorf-Christophorusschule Rostock: Website (ehem. KJS Rostock-Hansaviertel)


  • Sportgymnasium Schwerin: Website (ehem. KJS Schwerin[7])



Ergänzende Informationen |



  • Nils Hoffmann: Der Ausbau der Kinder- und Jugendsportschulen (KJS) der DDR unter besonderer Betrachtung des Konflikts um einen „humaneren Kinderhochleistungssport“ zwischen dem Ministerium für Volksbildung und dem DTSB (PDF, 1,3 MB; Universität Mainz)


  • Überblick über die Entwicklung der Kinder- und Jugendsportschulen von Horst Röder, bis 1989 Vizepräsident des DTSB der DDR



Einzelnachweise |




  1. Arnd Krüger, Paul Kunath: Die Entwicklung der Sportwissenschaft in der SBZ und der DDR. In: Wolfgang Buss, Christian Becker u. a. (Hrsg.): Der Sport in der SBZ und der frühen DDR. Genese – Strukturen – Bedingungen. Hofmann, Schorndorf 2001, S. 351–366.


  2. Spiegel 1991: Großer Knall. 21. Januar 1991, abgerufen am 4. Januar 2018. 


  3. Kai Reinhart, DDR-Sportler (2010), S. 71f. mit Bezug auf Renate Spassov-Neufeld und die KJS Ernst Grube.


  4. Kai Reinhart, DDR-Sportler (2010), S. 77


  5. Wolfgang Helfritsch: Die Kinder- und Jugendsportschulen – Schulen ohne Schulsport. In: Jochen Hinsching, Albrecht Hummel (Hrsg.): Schulsport und Schulsportforschung in Ostdeutschland 1945–1990. Meyer & Meyer, Aachen 1997, ISBN 3-89124-419-3.


  6. Berliner Tagesspiegel 20.03.2000


  7. Silke Hasselmann: Viele Opfer leiden noch heute. Deutschlandfunk, 23. September 2016, abgerufen am 5. Januar 2018. 







Dieser Artikel wurde am 27. August 2005 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen.



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