Keirin
Keirin (von jap. 競輪, Keirin, dt. „Radrennen“) ist eine Disziplin des Bahnradsports. Es handelt sich um eine aus Japan stammende Variante des Sprints; sie wird auch als „Kampfsprint“ bezeichnet.
Inhaltsverzeichnis
1 Geschichte
2 Regeln
3 Keirin in Japan
4 Ergebnisse bei UCI-Bahn-Weltmeisterschaften
4.1 Männer (Profis/Elite)
4.2 Frauen
5 Literatur
6 Weblinks
7 Einzelnachweise
Geschichte |
Keirin wurde 1948 in Japan als Wettsport eingeführt; die Einnahmen aus den Wetten waren damals für den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg gedacht.
1980 wurde Keirin in das Programm von UCI-Bahn-Weltmeisterschaften für Männer aufgenommen, seit 2002 auch für Frauen. Seit dem Jahr 2000 ist Keirin für Männer ein olympischer Radsportwettbewerb. Bei den Olympischen Spielen 2012 wurden erstmals Medaillen in einem Keirinwettbewerb für Frauen vergeben.
Recherchen, über die die BBC 2008 berichtete, legen nahe, dass die Japanische Keirin Stiftung (JKA) der Union Cycliste Internationale (UCI) in den 1990er Jahren drei Millionen Dollar für die Aufnahme von Keirin in das olympische Programm zahlte.[1]
Regeln |
Nach den Regeln der UCI werden Keirinläufe in der Regel mit sechs Fahrern über eine Distanz von etwa 1.500 Metern ausgetragen. Während der ersten Hälfte der Distanz fährt ein Schrittmacher auf einem Derny oder auf einem elektrisch angetriebenen Rad vor dem Feld her und beschleunigt langsam von ca. 30 km/h auf eine Geschwindigkeit von etwa 50 km/h. Nachdem der Schrittmacher nach 750 Metern die Bahn verlassen hat, setzt der eigentliche Finalkampf ein. Je nach Teilnehmerzahl wird Keirin in mehreren Turnierrunden ausgetragen. Eine vorher festgelegte Anzahl an Teilnehmern erreicht dann jeweils die nächste Runde.
Keirin in Japan |
In Japan benutzt auch der Schrittmacher ein Rennrad, pro Lauf starten neun Fahrer. Auch ist mehr Körpereinsatz zulässig als bei Rennen der UCI. Die Fahrer tragen zum Schutz gegen Stürze einen Plastikpanzer unter ihren bunten Trikots.
Heute werden in Japan jährlich rund 15 Milliarden Euro bei 40.000 Rennen umgesetzt und die sich im Wesentlichen aus Sportwetten ergebenden Gewinne zur Unterstützung der heimischen Fahrrad-Industrie genutzt. Die Rennen werden auf 50 Radrennbahnen der JKA mit über 4000 professionellen Fahrern ausgetragen.
Um Wettmanipulationen durch Beeinflussung der Fahrer zu vermeiden, gehen die Fahrer während der Wettkampfphase in Klausur: Sie leben in speziellen Hotels neben den Velodromen und dürfen weder physisch noch per Telefon Kontakt mit der Außenwelt haben. Um eine Fahrer-Lizenz zu erhalten, müssen sie eine zehnmonatige „Keirin-Schule“ besuchen und eine Prüfung ablegen. Ausrüstung und Bekleidung sind vorgeschrieben.[2] Die Fahrer selbst sind in ein vierstufiges Leistungssystem eingeteilt. Innerhalb der Rennen der obersten Leistungsklasse findet jährlich im Frühjahr die sogenannte „Internationale Keirin Serie“ statt, zu der erfolgreiche ausländische Rennfahrer eingeladen werden. Um sich auf die speziellen Regeln einzustellen, müssen auch sie für zwei Wochen die „Keirin-Schule“ mit Prüfung absolvieren. Mit elf Teilnahmen ist der Belgier Michel Vaarten der Ausländer mit den meisten Starts bei der japanischen Keirin-Serie. Deutsche Starter waren bisher u. a. Dieter Giebken, Michael Hübner, Sören Lausberg, Jan van Eijden, Jens Fiedler und Stefan Nimke.[3]
Der zehnfache japanische Profi-Weltmeister im Sprint Kōichi Nakano siegte in den 1970er und 1980er Jahren bei den heimischen Keirin-Serien mehrfach in Folge. International startete er allerdings nie im Keirin.
Von 1949 bis 1964 wurden bei den Keirinrennen in Japan auch Wettbewerbe für Frauen ausgetragen. 2012 wurde der Frauenwettbewerb unter dem Titel Girl's Keirin wieder eingeführt. Die Frauen müssen, ebenso wie die Männer, die Keirinschule durchlaufen. 2014 wurde die deutsche Fahrerin Miriam Welte neben der Spanierin Helena Casas zur Teilnahme geladen.[4]
Ergebnisse bei UCI-Bahn-Weltmeisterschaften |
Männer (Profis/Elite) |
Jahr | Gold | Silber | Bronze |
---|---|---|---|
1980 | Australien Danny Clark | Frankreich Daniel Morelon | Danemark Niels Fredborg |
1981 | Australien Danny Clark | Italien Guido Bontempi | Japan Chiyoshi Kubo |
1982 | Gordon Singleton | Australien Danny Clark | Japan Tōru Kitamura |
1983 | Schweiz Urs Freuler | Australien Danny Clark | Vereinigtes Konigreich Gilbert Hatton |
1984 | Schweiz Robert Dill-Bundi | Italien Ottavio Dazzan | Schweiz Urs Freuler |
1985 | Schweiz Urs Freuler | Italien Ottavio Dazzan | Japan Masamitsu Takizawa Dieter Giebken |
1986 | Belgien Michel Vaarten | Dieter Giebken | Schweiz Urs Freuler |
1987 | Japan Harumi Honda | Italien Claudio Golinelli | Schweiz Urs Freuler |
1988 | Italien Claudio Golinelli | Italien Ottavio Dazzan | Belgien Michel Vaarten |
1989 | Italien Claudio Golinelli | Frankreich Patrick Da Rocha | Japan Masatoshi Sako |
1990 | Michael Hübner | Belgien Michel Vaarten | Italien Claudio Golinelli |
1991 | Michael Hübner | Italien Claudio Golinelli | Frankreich Fabrice Colas |
1992 | Michael Hübner | Australien Stephen Pate | Frankreich Frédéric Magné |
1993 | Australien Gary Neiwand | Vereinigte Staaten Martin Nothstein | Toshimasa Yoshioka |
1994 | Vereinigte Staaten Martin Nothstein | Michael Hübner | Italien Federico Paris |
1995 | Frankreich Frédéric Magné | Michael Hübner | Italien Federico Paris |
1996 | Vereinigte Staaten Martin Nothstein | Australien Gary Neiwand | Frankreich Frédéric Magné |
1997 | Frankreich Frédéric Magné | Jean-Pierre van Zyl | Vereinigte Staaten Martin Nothstein |
1998 | Jens Fiedler | Lettland Ainārs Ķiksis | Frankreich Laurent Gané |
1999 | Jens Fiedler | Neuseeland Anthony Peden | Frankreich Frédéric Magné |
2000 | Frankreich Frédéric Magné | Jens Fiedler | Tschechien Pavel Buráň |
2001 | Australien Ryan Bayley | Frankreich Laurent Gané | Jens Fiedler |
2002 | Australien Jobie Dajka | José Antonio Villanueva | René Wolff |
2003 | Frankreich Laurent Gané | Australien Jobie Dajka | Barry Forde |
2004 | Vereinigtes Konigreich Jamie Staff | José Antonio Escuredo | Tschechien Ivan Vrba |
2005 | Niederlande Teun Mulder | Barry Forde | Australien Shane Kelly |
2006 | Niederlande Theo Bos | José Antonio Escuredo | Frankreich Arnaud Tournant |
2007 | Vereinigtes Konigreich Chris Hoy | Niederlande Theo Bos | Vereinigtes Konigreich Ross Edgar |
2008 | Vereinigtes Konigreich Chris Hoy | Niederlande Teun Mulder | Griechenland Christos Volikakis |
2009 | Maximilian Levy | Frankreich François Pervis | Niederlande Teun Mulder |
2010 | Vereinigtes Konigreich Chris Hoy | Malaysia Azizulhasni Awang | Deutschland Maximilian Levy |
2011 | Australien Shane Perkins | Vereinigtes Konigreich Chris Hoy | Niederlande Teun Mulder |
2012 | Vereinigtes Konigreich Chris Hoy | Deutschland Maximilian Levy | Vereinigtes Konigreich Jason Kenny |
2013 | Vereinigtes Konigreich Jason Kenny | Deutschland Maximilian Levy | Niederlande Matthijs Büchli |
2014 | Frankreich François Pervis | Kolumbien Fabián Puerta | Niederlande Matthijs Büchli |
2015 | Frankreich François Pervis | Neuseeland Edward Dawkins | Malaysia Azizulhasni Awang |
2016 | Deutschland Joachim Eilers | Neuseeland Edward Dawkins | Malaysia Azizulhasni Awang |
2017 | Malaysia Azizulhasni Awang | Spanien Fabián Puerta | Tschechien Tomáš Bábek |
2018 | Kolumbien Fabián Puerta | Japan Tomoyuki Kawabata | Deutschland Maximilian Levy |
Frauen |
Jahr | Gold | Silber | Bronze |
---|---|---|---|
2002 | China Volksrepublik Li Na | Frankreich Clara Sanchez | Australien Rosealee Hubbard |
2003 | Russland Swetlana Grankowskaja | Australien Anna Meares | Russland Oksana Grischina |
2004 | Frankreich Clara Sanchez | Italien Elisa Frisoni | Vereinigte Staaten Jennie Reed |
2005 | Frankreich Clara Sanchez | Italien Elisa Frisoni | Niederlande Yvonne Hijgenaar |
2006 | Deutschland Christin Muche | Frankreich Clara Sanchez | China Volksrepublik Guo Shuang |
2007 | Vereinigtes Konigreich Victoria Pendleton | China Volksrepublik Guo Shuang | Australien Anna Meares |
2008 | Vereinigtes Konigreich Jennie Reed | Vereinigtes Konigreich Victoria Pendleton | Deutschland Christin Muche |
2009 | China Volksrepublik Guo Shuang | Frankreich Clara Sanchez | Niederlande Willy Kanis |
2010 | Litauen Simona Krupeckaitė | Vereinigtes Konigreich Victoria Pendleton | Weissrussland Olga Panarina |
2011 | Australien Anna Meares | Weissrussland Olga Panarina | Frankreich Clara Sanchez |
2012 | Australien Anna Meares | Russland Ekaterina Gnidenko | Deutschland Kristina Vogel |
2013 | Vereinigtes Konigreich Rebecca James | China Volksrepublik Gong Jinjie | Kuba Lisandra Guerra |
2014 | Deutschland Kristina Vogel | Australien Anna Meares | Vereinigtes Konigreich Rebecca James |
2015 | Australien Anna Meares | Niederlande Shanne Braspennincx | Kuba Lisandra Guerra |
2016 | Deutschland Kristina Vogel | Australien Anna Meares | Vereinigtes Konigreich Rebecca James |
2017 | Deutschland Kristina Vogel | Kolumbien Martha Bayona | Belgien Nicky Degrendele |
2018 | Belgien Nicky Degrendele | Hongkong Lee Wai-sze | Litauen Simona Krupeckaitė |
Literatur |
- Kai-K. Sawabe, Bertram Job: Keirin. Opus-Verlag, Limburg 1996, ISBN 3-00-001148-X.
Weblinks |
Wiktionary: Keirin – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Keirin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Keirin Speed racers on nowness.com- UCI Reglement für den Bahnradsport, dort: 3.2.14 ff. „Keirin“ (englisch/französisch)
Girl’s Keirin in Japan. Tokyo Weekender, 16. September 2012, abgerufen im 7. April 2014 (englisch).
Einzelnachweise |
↑ „Cycling cash linked to Olympics“ auf news.bbc.co.uk, abgerufen am 2. April 2011 (engl.)
↑ So ist die Übersetzung an den Rädern auf <55:12–16 festgelegt, vgl. Kai-K. Sawabe/Bertram Job: Keirin, Limburg 1996, S. 20
↑ Martina Kasprzak: „Kamst dir vor wie im Knast“. Schweriner Volkszeitung, archiviert vom Original am 15. August 2007; abgerufen am 8. Dezember 2013.
↑ Achim Dreis: Fahrradführerschein für Kampfsprinter. FAZ, 3. April 2014, abgerufen im 7. April 2014.
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