Keirin






Keirin in Kanada, Juli 2006.


Keirin (von jap. 競輪, Keirin, dt. „Radrennen“) ist eine Disziplin des Bahnradsports. Es handelt sich um eine aus Japan stammende Variante des Sprints; sie wird auch als „Kampfsprint“ bezeichnet.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Geschichte


  • 2 Regeln


  • 3 Keirin in Japan


  • 4 Ergebnisse bei UCI-Bahn-Weltmeisterschaften


    • 4.1 Männer (Profis/Elite)


    • 4.2 Frauen




  • 5 Literatur


  • 6 Weblinks


  • 7 Einzelnachweise





Geschichte |




Keirin-Lauf bei den UEC-Bahn-Europameisterschaften 2011 in Apeldoorn


Keirin wurde 1948 in Japan als Wettsport eingeführt; die Einnahmen aus den Wetten waren damals für den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg gedacht.


1980 wurde Keirin in das Programm von UCI-Bahn-Weltmeisterschaften für Männer aufgenommen, seit 2002 auch für Frauen. Seit dem Jahr 2000 ist Keirin für Männer ein olympischer Radsportwettbewerb. Bei den Olympischen Spielen 2012 wurden erstmals Medaillen in einem Keirinwettbewerb für Frauen vergeben.


Recherchen, über die die BBC 2008 berichtete, legen nahe, dass die Japanische Keirin Stiftung (JKA) der Union Cycliste Internationale (UCI) in den 1990er Jahren drei Millionen Dollar für die Aufnahme von Keirin in das olympische Programm zahlte.[1]



Regeln |


Nach den Regeln der UCI werden Keirinläufe in der Regel mit sechs Fahrern über eine Distanz von etwa 1.500 Metern ausgetragen. Während der ersten Hälfte der Distanz fährt ein Schrittmacher auf einem Derny oder auf einem elektrisch angetriebenen Rad vor dem Feld her und beschleunigt langsam von ca. 30 km/h auf eine Geschwindigkeit von etwa 50 km/h. Nachdem der Schrittmacher nach 750 Metern die Bahn verlassen hat, setzt der eigentliche Finalkampf ein. Je nach Teilnehmerzahl wird Keirin in mehreren Turnierrunden ausgetragen. Eine vorher festgelegte Anzahl an Teilnehmern erreicht dann jeweils die nächste Runde.



Keirin in Japan |




Keirin-Rennen in Japan




Finaler Sprint bei einem japanischen Keirin-Rennen


In Japan benutzt auch der Schrittmacher ein Rennrad, pro Lauf starten neun Fahrer. Auch ist mehr Körpereinsatz zulässig als bei Rennen der UCI. Die Fahrer tragen zum Schutz gegen Stürze einen Plastikpanzer unter ihren bunten Trikots.


Heute werden in Japan jährlich rund 15 Milliarden Euro bei 40.000 Rennen umgesetzt und die sich im Wesentlichen aus Sportwetten ergebenden Gewinne zur Unterstützung der heimischen Fahrrad-Industrie genutzt. Die Rennen werden auf 50 Radrennbahnen der JKA mit über 4000 professionellen Fahrern ausgetragen.


Um Wettmanipulationen durch Beeinflussung der Fahrer zu vermeiden, gehen die Fahrer während der Wettkampfphase in Klausur: Sie leben in speziellen Hotels neben den Velodromen und dürfen weder physisch noch per Telefon Kontakt mit der Außenwelt haben. Um eine Fahrer-Lizenz zu erhalten, müssen sie eine zehnmonatige „Keirin-Schule“ besuchen und eine Prüfung ablegen. Ausrüstung und Bekleidung sind vorgeschrieben.[2] Die Fahrer selbst sind in ein vierstufiges Leistungssystem eingeteilt. Innerhalb der Rennen der obersten Leistungsklasse findet jährlich im Frühjahr die sogenannte „Internationale Keirin Serie“ statt, zu der erfolgreiche ausländische Rennfahrer eingeladen werden. Um sich auf die speziellen Regeln einzustellen, müssen auch sie für zwei Wochen die „Keirin-Schule“ mit Prüfung absolvieren. Mit elf Teilnahmen ist der Belgier Michel Vaarten der Ausländer mit den meisten Starts bei der japanischen Keirin-Serie. Deutsche Starter waren bisher u. a. Dieter Giebken, Michael Hübner, Sören Lausberg, Jan van Eijden, Jens Fiedler und Stefan Nimke.[3]


Der zehnfache japanische Profi-Weltmeister im Sprint Kōichi Nakano siegte in den 1970er und 1980er Jahren bei den heimischen Keirin-Serien mehrfach in Folge. International startete er allerdings nie im Keirin.


Von 1949 bis 1964 wurden bei den Keirinrennen in Japan auch Wettbewerbe für Frauen ausgetragen. 2012 wurde der Frauenwettbewerb unter dem Titel Girl's Keirin wieder eingeführt. Die Frauen müssen, ebenso wie die Männer, die Keirinschule durchlaufen. 2014 wurde die deutsche Fahrerin Miriam Welte neben der Spanierin Helena Casas zur Teilnahme geladen.[4]



Ergebnisse bei UCI-Bahn-Weltmeisterschaften |



Männer (Profis/Elite) |



















































































































































































































































Jahr
Gold
Silber
Bronze
1980
AustralienAustralien Danny Clark

FrankreichFrankreich Daniel Morelon

DanemarkDänemark Niels Fredborg
1981
AustralienAustralien Danny Clark

ItalienItalien Guido Bontempi

JapanJapan Chiyoshi Kubo
1982
Kanada Gordon Singleton

AustralienAustralien Danny Clark

JapanJapan Tōru Kitamura
1983
SchweizSchweiz Urs Freuler

AustralienAustralien Danny Clark

Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Gilbert Hatton
1984
SchweizSchweiz Robert Dill-Bundi

ItalienItalien Ottavio Dazzan

SchweizSchweiz Urs Freuler
1985
SchweizSchweiz Urs Freuler

ItalienItalien Ottavio Dazzan

JapanJapan Masamitsu Takizawa
Deutschland Dieter Giebken
1986
BelgienBelgien Michel Vaarten

Deutschland Dieter Giebken

SchweizSchweiz Urs Freuler
1987
JapanJapan Harumi Honda

ItalienItalien Claudio Golinelli

SchweizSchweiz Urs Freuler
1988
ItalienItalien Claudio Golinelli

ItalienItalien Ottavio Dazzan

BelgienBelgien Michel Vaarten
1989
ItalienItalien Claudio Golinelli

FrankreichFrankreich Patrick Da Rocha

JapanJapan Masatoshi Sako
1990
Deutschland Michael Hübner

BelgienBelgien Michel Vaarten

ItalienItalien Claudio Golinelli
1991
Deutschland Michael Hübner

ItalienItalien Claudio Golinelli

FrankreichFrankreich Fabrice Colas
1992
Deutschland Michael Hübner

AustralienAustralien Stephen Pate

FrankreichFrankreich Frédéric Magné
1993
AustralienAustralien Gary Neiwand

Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Martin Nothstein

Japan Toshimasa Yoshioka
1994
Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Martin Nothstein

Deutschland Michael Hübner

ItalienItalien Federico Paris
1995
FrankreichFrankreich Frédéric Magné

Deutschland Michael Hübner

ItalienItalien Federico Paris
1996
Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Martin Nothstein

AustralienAustralien Gary Neiwand

FrankreichFrankreich Frédéric Magné
1997
FrankreichFrankreich Frédéric Magné

Republik Südafrika Jean-Pierre van Zyl

Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Martin Nothstein
1998
Deutschland Jens Fiedler

LettlandLettland Ainārs Ķiksis

FrankreichFrankreich Laurent Gané
1999
Deutschland Jens Fiedler

NeuseelandNeuseeland Anthony Peden

FrankreichFrankreich Frédéric Magné
2000
FrankreichFrankreich Frédéric Magné

Deutschland Jens Fiedler

TschechienTschechien Pavel Buráň
2001
AustralienAustralien Ryan Bayley

FrankreichFrankreich Laurent Gané

Deutschland Jens Fiedler
2002
AustralienAustralien Jobie Dajka

Spanien José Antonio Villanueva

Deutschland René Wolff
2003
FrankreichFrankreich Laurent Gané

AustralienAustralien Jobie Dajka

Barbados Barry Forde
2004
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Jamie Staff

Spanien José Antonio Escuredo

TschechienTschechien Ivan Vrba
2005
NiederlandeNiederlande Teun Mulder

Barbados Barry Forde

AustralienAustralien Shane Kelly
2006
NiederlandeNiederlande Theo Bos

Spanien José Antonio Escuredo

FrankreichFrankreich Arnaud Tournant
2007
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Chris Hoy

NiederlandeNiederlande Theo Bos

Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Ross Edgar
2008
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Chris Hoy

NiederlandeNiederlande Teun Mulder

GriechenlandGriechenland Christos Volikakis
2009
Deutschland Maximilian Levy

FrankreichFrankreich François Pervis

NiederlandeNiederlande Teun Mulder
2010
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Chris Hoy

MalaysiaMalaysia Azizulhasni Awang

DeutschlandDeutschland Maximilian Levy
2011
AustralienAustralien Shane Perkins

Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Chris Hoy

NiederlandeNiederlande Teun Mulder
2012
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Chris Hoy

DeutschlandDeutschland Maximilian Levy

Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Jason Kenny
2013
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Jason Kenny

DeutschlandDeutschland Maximilian Levy

NiederlandeNiederlande Matthijs Büchli
2014
FrankreichFrankreich François Pervis

KolumbienKolumbien Fabián Puerta

NiederlandeNiederlande Matthijs Büchli
2015
FrankreichFrankreich François Pervis

NeuseelandNeuseeland Edward Dawkins

MalaysiaMalaysia Azizulhasni Awang
2016
DeutschlandDeutschland Joachim Eilers

NeuseelandNeuseeland Edward Dawkins

MalaysiaMalaysia Azizulhasni Awang
2017
MalaysiaMalaysia Azizulhasni Awang

SpanienSpanien Fabián Puerta

TschechienTschechien Tomáš Bábek
2018
KolumbienKolumbien Fabián Puerta

JapanJapan Tomoyuki Kawabata

DeutschlandDeutschland Maximilian Levy


Frauen |















































































































Jahr
Gold
Silber
Bronze
2002
China VolksrepublikVolksrepublik China Li Na

FrankreichFrankreich Clara Sanchez

AustralienAustralien Rosealee Hubbard
2003
RusslandRussland Swetlana Grankowskaja

AustralienAustralien Anna Meares

RusslandRussland Oksana Grischina
2004
FrankreichFrankreich Clara Sanchez

ItalienItalien Elisa Frisoni

Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Jennie Reed
2005
FrankreichFrankreich Clara Sanchez

ItalienItalien Elisa Frisoni

NiederlandeNiederlande Yvonne Hijgenaar
2006
DeutschlandDeutschland Christin Muche

FrankreichFrankreich Clara Sanchez

China VolksrepublikVolksrepublik China Guo Shuang
2007
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Victoria Pendleton

China VolksrepublikVolksrepublik China Guo Shuang

AustralienAustralien Anna Meares
2008
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Jennie Reed

Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Victoria Pendleton

DeutschlandDeutschland Christin Muche
2009
China VolksrepublikVolksrepublik China Guo Shuang

FrankreichFrankreich Clara Sanchez

NiederlandeNiederlande Willy Kanis
2010
LitauenLitauen Simona Krupeckaitė

Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Victoria Pendleton

WeissrusslandWeißrussland Olga Panarina
2011
AustralienAustralien Anna Meares

WeissrusslandWeißrussland Olga Panarina

FrankreichFrankreich Clara Sanchez
2012
AustralienAustralien Anna Meares

RusslandRussland Ekaterina Gnidenko

DeutschlandDeutschland Kristina Vogel
2013
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Rebecca James

China VolksrepublikVolksrepublik China Gong Jinjie

KubaKuba Lisandra Guerra
2014
DeutschlandDeutschland Kristina Vogel

AustralienAustralien Anna Meares

Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Rebecca James
2015
AustralienAustralien Anna Meares

NiederlandeNiederlande Shanne Braspennincx

KubaKuba Lisandra Guerra
2016
DeutschlandDeutschland Kristina Vogel

AustralienAustralien Anna Meares

Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Rebecca James
2017
DeutschlandDeutschland Kristina Vogel

KolumbienKolumbien Martha Bayona

BelgienBelgien Nicky Degrendele
2018
BelgienBelgien Nicky Degrendele

HongkongHongkong Lee Wai-sze

LitauenLitauen Simona Krupeckaitė


Literatur |


  • Kai-K. Sawabe, Bertram Job: Keirin. Opus-Verlag, Limburg 1996, ISBN 3-00-001148-X.


Weblinks |



 Wiktionary: Keirin – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen


 Commons: Keirin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien



  • Keirin Speed racers on nowness.com

  • UCI Reglement für den Bahnradsport, dort: 3.2.14 ff. „Keirin“ (englisch/französisch)


  • Girl’s Keirin in Japan. Tokyo Weekender, 16. September 2012, abgerufen im 7. April 2014 (englisch). 



Einzelnachweise |




  1. „Cycling cash linked to Olympics“ auf news.bbc.co.uk, abgerufen am 2. April 2011 (engl.)


  2. So ist die Übersetzung an den Rädern auf <55:12–16 festgelegt, vgl. Kai-K. Sawabe/Bertram Job: Keirin, Limburg 1996, S. 20


  3. Martina Kasprzak: „Kamst dir vor wie im Knast“. Schweriner Volkszeitung, archiviert vom Original am 15. August 2007; abgerufen am 8. Dezember 2013. 


  4. Achim Dreis: Fahrradführerschein für Kampfsprinter. FAZ, 3. April 2014, abgerufen im 7. April 2014. 


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