Harnack-Haus




Das Harnack-Haus, benannt nach Adolf von Harnack, ist ein Gebäude in Berlin-Dahlem, das heute als Tagungsstätte der Max-Planck-Gesellschaft genutzt wird.




Das Harnack-Haus von der Gartenseite im Jahr 2007




Das Harnack-Haus im Jahr 1929




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Geschichte


  • 2 Siehe auch


  • 3 Einzelnachweise


  • 4 Literatur


  • 5 Weblinks





Geschichte |




Vortrag im Harnack-Haus im November 1931. In der ersten Reihe Albert Einstein und Max Planck


Im Jahr 1926 beschloss der Senat der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft die Gründung des Harnack-Hauses als Vortrags- und Begegnungszentrum, zugleich auch als Gästehaus für die in Berlin-Dahlem ansässigen Institute. Der Freistaat Preußen stellte das Grundstück zur Verfügung, das Deutsche Reich Finanzmittel in Höhe von 1,5 Millionen Reichsmark. Nachdem diese Summe bei weitem nicht ausreichte, wurden weitere Mittel in etwa gleicher Höhe durch Spenden eingeworben. Eine große Einzelspende kam vom Industriellen Carl Duisberg, aber auch viele andere Institutionen bis hin zu Gewerkschaften beteiligten sich an der Finanzierung. Große Unterstützung erfuhr das Projekt durch Reichsaußenminister Gustav Stresemann, der auch einer der Hauptredner bei der Einweihung des Hauses im Mai 1929 war.


In den folgenden Jahren entwickelte sich das Haus über die wissenschaftlichen Kernaufgaben hinaus zu einem kulturellen Zentrum mit internationaler Ausstrahlung. Diese Entwicklung wurde ab 1933 mit der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten zurückgeworfen, nicht zuletzt durch die Vertreibung vieler jüdischer Wissenschaftler aus Deutschland.


Entgegen einem Verbot durch die Reichsregierung wurde am 29. Januar 1935 von Max Planck eine Trauerfeier für den genau ein Jahr zuvor verstorbenen Fritz Haber im Harnack-Haus abgehalten, Hauptredner war Otto Hahn, da Karl Friedrich Bonhoeffer seine Gedenkrede nicht halten durfte.[1]


Am 4. Februar 1935 wurde im Harnack-Haus in Anwesenheit von Adolf Hitler und Joseph Goebbels das Reichsfilmarchiv eröffnet.


Am 4. Juni 1942 informierten Werner Heisenberg und andere deutsche Physiker hier Rüstungsminister Albert Speer über die Möglichkeit einer deutschen Atombombe; später sprach Speer mit Hitler über diese Unterredung.[1]


Nach dem Krieg wurde das Haus von der amerikanischen Besatzungsmacht zu einem Offiziersklub "Harnack House" umgewidmet. Zu den Gästen zählten unter anderem Harry S. Truman und Dwight D. Eisenhower.


Am 11. April 1972 wurde der im Harnack-Haus untergebrachte Offiziersclub Schauplatz eines missglückten Terroranschlags. Mitglieder der Bewegung 2. Juni, unter ihnen auch Brigitte Mohnhaupt, platzierten gegen Mitternacht einen 10-Liter Benzinkanister an einem Kellerfenster. Obgleich der Zündmechanismus des Sprengsatzes auf den Zeitraum zwischen 3 und 4 Uhr Nachts eingestellt wurde, detonierte die Bombe nicht. Ein Mitglied der terroristischen Vereinigung, Harald Sommerfeld, alarmierte daraufhin die Polizei, um zu verhindern, dass erneut unbeteiligte Zivilisten sterben würden.[2][3]


Nach dem Abzug der Alliierten aus West-Berlin wurde das Haus der Max-Planck-Gesellschaft übergeben. Seitdem erfüllt es wieder seine ursprüngliche Funktion als internationale wissenschaftliche Tagungs- und Begegnungsstätte.



Siehe auch |


  • Liste der alliierten Einrichtungen in den West-Sektoren Berlins


Einzelnachweise |




  1. ab Martin Koch: Von Dahlem nach Auschwitz. Das Harnack-Haus der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft als Spiegel der Erfolge und des Versagens deutscher Wissenschaftler. In: neues deutschland vom 27./28. Januar 2018, S. 25


  2. Wolfgang Kraushaar: Verena Becker und der Verfassungsschutz. Hamburger Edition, Hamburg 2010, 203 Seiten. ISBN 978-3-86854-227-1, S. 48 f.


  3. Der Spiegel Nr. 32, 1972: Anarchisten - Im Loch, S. 28–29.



Literatur |




  • Eckart Henning: Das Harnack-Haus in Berlin-Dahlem. „Institut für ausländische Gäste“, Clubhaus und Vortragszentrum der Kaiser-Wilhelm-/Max-Planck-Gesellschaft. Herausgegeben von der Max-Planck-Gesellschaft, München (Berichte und Mitteilungen der Max-Planck-Gesellschaft, Heft 2/1996), ISSN 0341-7778.

  • Eckart Henning: Tagungsstätte Harnack-Haus, in: Denkorte. Max-Planck-Gesellschaft und Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft. Brüche und Kontinuitäten. Sandstein-Verlag, Dresden 2011, ISBN 978-3-942422-01-7, S. 184–194 online, PDF


  • Jost Lemmerich: Politik und Werbung für die Wissenschaft. Das Harnack-Haus der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften in Berlin-Dahlem, Rangsdorf : Basilisken-Presse im Verlag Natur + Text, 2015. ISBN 978-3-941365-48-3.

  • Max-Planck-Gesellschaft (Hg.), Susanne Kiewitz: Treffpunkt der Nobelpreisträger: Das Harnack-Haus in Berlin-Dahlem, Berlin, Jaron-Verlag 2016, ISBN 978-3-89773-807-2.

  • Michael Kröher: Der Club der Nobelpreisträger. Wie im Harnack-Haus das 20. Jahrhundert neu erfunden wurde. Albrecht Knaus Verlag, München 2017, ISBN 978-3-641-18964-8.



Weblinks |



 Commons: Harnack-Haus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


  • Harnack-Haus

  • Nutzung des Harnack-Hauses durch die US-Streitkräfte (englisch)


  • Eintrag in der Berliner Landesdenkmalliste


52.44950313.279342Koordinaten: 52° 26′ 58,2″ N, 13° 16′ 45,6″ O









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