Osterfestspiele Salzburg
Die Osterfestspiele Salzburg wurden 1967 von Herbert von Karajan gegründet.[1] Sie umfassen alljährlich eine Opernproduktion und mehrere Konzerte. Das zehntägige Festival gilt als elitärstes Festival der Welt und ist organisatorisch und finanziell unabhängig von den Salzburger Festspielen, die jeweils zu Pfingsten und im Sommer veranstaltet werden.
Inhaltsverzeichnis
1 Orchester
1.1 Berliner Philharmoniker (1967 bis 2012)
1.2 Sächsische Staatskapelle Dresden (seit 2013)
2 Künstlerische Leitung und Opernproduktionen
2.1 Herbert von Karajan
2.2 Sir Georg Solti
2.3 Claudio Abbado
2.4 Sir Simon Rattle
2.5 Christian Thielemann
3 Trivia
4 Siehe auch
5 Weblinks
6 Quellen
Orchester |
Berliner Philharmoniker (1967 bis 2012) |
Ab 1967 bildeten die Berliner Philharmoniker unter der musikalischen Leitung ihres jeweiligen Chefdirigenten das künstlerische Zentrum des Festivals. Die Hauptspielstätte bildet das Große Festspielhaus in Salzburg, ergänzt um Veranstaltungen im Großen Saal der Stiftung Mozarteum sowie im republic. Die musikalische Leitung der Oper und der meisten Orchesterkonzerte hatte der jeweilige Chefdirigent der Berliner Philharmoniker inne, wobei für jeweils ein Konzert auch ein erstrangiger Gastdirigent eingeladen wurde.
Ab 1994 ergänzte die von Claudio Abbado gegründete Kammermusikreihe „Kontrapunkte“ das Programm,[2] bei der Mitglieder der Berliner Philharmoniker mit namhaften Solisten als Kammermusiker zu erleben waren. Die Osterfestspiele Salzburg waren der einzige Ort, an dem die Berliner Philharmoniker als Opernorchester zu hören waren (abgesehen von etwaigen Koproduktionen).
Auffällig ist die hohe finanzielle Eigendeckungsquote des Festivals: 92 Prozent des Budgets werden durch Mitgliedsbeiträge der Förderer des Festivals, Kartenverkauf sowie Sponsoring eingebracht. Nur acht Prozent kommen als Subvention von der öffentlichen Hand.[3] Dieser hohe Eigendeckungsgrad ist nur durch ein Förderer- und Abonnementsystem mit sehr hohen Kartenpreisen aufrechtzuerhalten, die dem Festival den Vorwurf des Elitären einbrachten. Herbert von Karajan hat das System entwickelt, wonach man, um fixe Plätze zu bekommen, zunächst Förderer der Osterfestspiele werden muss (Beitrag: ab 300,- EUR, Jugend: 50,- EUR) und damit berechtigt wird, ein Abonnement aus einer Opernvorstellung und drei Konzerten zu kaufen. Kurzfristig sind auch nicht verkaufte Abos als einzelne Restkarten (ohne Mitgliedschaft im Förderverein) erhältlich. Zu sehr günstigen Preisen und im Freiverkauf kann man hingegen die Kammerkonzerte besuchen (5,- bis 50,- EUR).
Zum Jahreswechsel 2009/2010 wurden die Osterfestspiele Salzburg mit einem Finanzskandal konfrontiert. Gegen mehrere Verdächtige ermittelt die Staatsanwaltschaft Salzburg wegen Betrug und Untreue. Die Vorwürfe richten sich unter anderem gegen den ehemaligen Geschäftsführer Michael Dewitte und den ehemaligen Technischen Leiter der Salzburger Festspiele (Sommerfestspiele), Klaus Kretschmer, der für die Osterfestspiele Dienstleistungen erbrachte. Beide wurden im Zuge der bekannt gewordenen Malversationen entlassen.[4]
Infolge des Skandals wurden die Osterfestspiele im Frühjahr 2010 strukturell und personell neu organisiert. Eine neue „Osterfestspiele Salzburg GmbH“ wurde gegründet, mit folgenden Gesellschaftern: Stiftung Herbert von Karajan Osterfestspiele Salzburg (25 %), Stadt Salzburg (20 %), Land Salzburg (20 %), Salzburger Land Tourismus GmbH (20 %), Verein der Förderer der Osterfestspiele in Salzburg (15 %). Mit der Leitung des Festivals wurde der britische Musikmanager Peter Alward betraut, der als geschäftsführender Intendant fungierte. Zum kaufmännischen Geschäftsführer wurde Bernd Gaubinger bestellt.[3]
Wenige Wochen nach der Festspielsaison 2011 gaben die Berliner Philharmoniker überraschend ihren Rückzug von den Osterfestspielen Salzburg nach der Saison 2012 bekannt. Sie bestreiten ihre Osterfestspiele seit 2013 im Festspielhaus Baden-Baden.
Sächsische Staatskapelle Dresden (seit 2013) |
In der Nachfolge konnte Christian Thielemann als neuer Künstlerischer Leiter ab der Saison 2013 sowie die Sächsische Staatskapelle Dresden als das neue Orchester der Osterfestspiele Salzburg präsentiert werden. Die Opernproduktionen werden seither nach ihrer Premiere in Salzburg an der Semperoper übernommen. Die Zusammenarbeit ist vorläufig für 2013 bis 2017 vereinbart, mit der Option auf Verlängerung.[5]
Ab 1. Juli 2015 übernahm der Kulturmanager, Komponist und Dirigent Peter Ruzicka die Leitung des Festivals als Geschäftsführender Intendant. Er folgt damit auf Peter Alward und Bernd Gaubinger.[6] Seit 2017 ergänzt eine Kammeroper als zweite szenische Produktion das Programm. Im Fokus steht jeweils ein Werk des 20. oder 21. Jahrhunderts. Auf Salvatore Sciarrinos Lohengrin folgten 2018 Satyricon von Bruno Maderna und 2019 die Uraufführung von Thérèse von Philipp Maintz[7][8]
Künstlerische Leitung und Opernproduktionen |
Herbert von Karajan |
- 1967–1968 Die Walküre
- 1968–1969, 1973 Das Rheingold
- 1969 Siegfried
- 1970 Götterdämmerung
- 1971 Fidelio
- 1972–1973 Tristan und Isolde
- 1974–1975 Die Meistersinger von Nürnberg
- 1975 La Bohème
- 1976 Lohengrin
- 1977–1978 Il trovatore (Übernahme von den Salzburger Festspielen 1962–1963)
- 1978 Fidelio (Wiederaufnahme)
- 1979 Don Carlos (Übernahme von den Salzburger Festspielen 1975–1978)
- 1980–1981 Parsifal
- 1982–1983 Der fliegende Holländer
- 1984 Lohengrin (Wiederaufnahme)
- 1985 Carmen (von den Salzburger Festspielen 1985–1986 übernommen)
- 1986 Don Carlos (Wiederaufnahme mit TV-Live-Übertragung)
- 1987 Don Giovanni (von den Salzburger Festspielen 1987–1988 übernommen)
- 1988–1989 Tosca (von den Salzburger Festspielen 1989 übernommen, Leitung Georges Prêtre)
Alle Inszenierungen lagen in den Händen von Herbert von Karajan, ausgenommen La Bohème (Franco Zeffirelli) und Don Giovanni (Michael Hampe).
Nach Karajans Tod folgte ein zweijähriges Interregnum:
- 1990 Fidelio – dirigiert von Kurt Masur, inszeniert von Peter Brenner (von den Salzburger Festspielen 1990 übernommen, Leitung Horst Stein)
- 1991 Le nozze di Figaro – dirigiert von Bernard Haitink, inszeniert von Michael Hampe (von den Salzburger Festspielen 1991 / 92 übernommen)
Sir Georg Solti |
- 1992 Die Frau ohne Schatten – inszeniert von Götz Friedrich (von den Salzburger Festspielen 1992 übernommen)
- 1993 Falstaff – inszeniert von Luca Ronconi (von den Salzburger Festspielen 1993 übernommen)
Claudio Abbado |
- 1994 Boris Godunow – inszeniert und ausgestattet von Herbert Wernicke (von den Salzburger Festspielen 1994 / 97 übernommen)
- 1995 Elektra – inszeniert von Lew Dodin
- 1996 Otello – inszeniert von Ermanno Olmi
- 1997 Wozzeck – inszeniert von Peter Stein (von den Salzburger Festspielen 1997 übernommen)
- 1998 Boris Godunow – Wiederaufnahme der Inszenierung von 1994
- 1999 Tristan und Isolde – inszeniert von Klaus Michael Grüber (von den Salzburger Festspielen 2000 übernommen, Leitung Lorin Maazel)
- 2000 Simon Boccanegra – inszeniert von Peter Stein, 2002 von der Wiener Staatsoper übernommen
- 2001 Falstaff – inszeniert von Declan Donnellan (von den Salzburger Festspielen 2001 übernommen, Leitung Lorin Maazel)
- 2002 Parsifal – inszeniert von Peter Stein
Sir Simon Rattle |
- 2003 Fidelio – inszeniert von Nikolaus Lehnhoff
- 2004 Così fan tutte – inszeniert von Ursel Herrmann und Karl-Ernst Herrmann (von den Salzburger Festspielen 2004–2006 übernommen)
- 2005 Peter Grimes – inszeniert von Trevor Nunn
- 2006 Pelléas et Mélisande – inszeniert von Luc Bondy
- 2007 Das Rheingold – inszeniert von Stéphane Braunschweig, ebenso die folgenden Ring-Abende (Übernahme von den Festival d’Aix-en-Provence 2006)
- 2008 Die Walküre (Übernahme von den Festival d’Aix-en-Provence 2007)
- 2009 Siegfried (Übernahme von den Festival d’Aix-en-Provence 2008)
- 2010 Götterdämmerung (Übernahme von den Festival d’Aix-en-Provence 2009)
- 2011 Salome – inszeniert von Stefan Herheim, Bühnenbild von Heike Scheele[9]
- 2012 Carmen – inszeniert von Aletta Collins
Christian Thielemann |
- 2013 Parsifal – inszeniert von Michael Schulz
- 2014 Arabella – inszeniert von Florentine Klepper
- 2015 Cavalleria rusticana und Pagliacci – inszeniert von Philipp Stölzl
- 2016 Otello – inszeniert von Vincent Boussard
- 2017 Die Walküre – inszeniert von Vera Nemirova, Rekonstruktion der Karajan-Inszenierung von 1967
- 2018 Tosca – inszeniert von Michael Sturminger
- 2019 Die Meistersinger von Nürnberg – inszeniert von Jens-Daniel Herzog
Planung
- 2020 Don Carlo – inszeniert von Vera Nemirova
Trivia |
In den 1990er Jahren wurden im Rahmen der Osterfestspiele Künstler der Bildenden Kunst mit dem Prix Eliette von Karajan, der Komposition und der Literatur mit dem Prix Nonino ausgezeichnet.
Siehe auch |
- Spielstätten der Salzburger Festspiele
Weblinks |
- Webseite der Osterfestspiele Salzburg
Quellen |
↑ Einführungstext zu Geschichte und Philosophie des Festivals auf der Website der Osterfestspiele Salzburg
↑ Einführungstext zur Reihe Kontrapunkte 2012 auf der Website der Osterfestspiele Salzburg (Memento vom 5. April 2012 im Internet Archive)
↑ ab Prüfbericht des Salzburger Landesrechnungshofs (Oktober 2010) (Memento vom 11. Januar 2014 im Internet Archive) (PDF-Datei; 632 kB)
↑ Salzburger Osterfestspiele-Skandal weitet sich aus. In: Salzburger Nachrichten. 3. Februar 2010.@1@2Vorlage:Toter Link/www.salzburg.com (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
↑ Kulturnachrichten – Wir sehen uns Ostern an der Salzach – FAZ online
↑ derStandard.at – Peter Ruzicka neuer Chef der Salzburger Osterfestspiele. Artikel vom 24. Oktober 2014, abgerufen am 24. Oktober 2014.
↑ 50 Jahre Osterfestspiele Salzburg. (PDF) In: osterfestspiele-salzburg.at. 20. März 2016; abgerufen am 17. April 2019.
↑ Kammeroper „Thérèse“ von Philipp Maintz. In: osterfestspiele-salzburg.at. 14. April 2019; abgerufen am 17. April 2019.
↑ Offizielles Programm der Osterfestspiele Salzburg (PDF-Datei; 120 kB)