Stift Schlierbach
Stift Schlierbach | |
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Westansicht des Stiftes | |
Lage | Osterreich Österreich |
Liegt im Bistum | Linz |
Koordinaten: | 47° 56′ N, 14° 8′ O47.93611111111114.126944444444 |
Gründungsjahr | 1355 (Nonnen) durch Zisterzienserorden |
zisterziensisch seit | 1355 |
Jahr der Wiederbesiedlung | seit 1620 Mönche |
Mutterkloster | Stift Rein |
Primarabtei | Kloster Morimond |
Kongregation | Österreichische Zisterzienserkongregation |
Tochterklöster | Abtei Jequitiba |
Das Stift Schlierbach (lat. Abbatia Aulae B. M. V.) ist eine Zisterzienser-Abtei (OCist) in Schlierbach in Oberösterreich. Derzeit versehen 26 Mönche teils im Kloster, teils in verschiedenen Pfarren der Umgebung ihren Dienst an den Menschen.
Inhaltsverzeichnis
1 Geschichte
1.1 Von der Gründung als Nonnenkloster bis zur Reformation
1.2 Neubeginn als Mönchskloster im 17. Jh.
1.3 Neuere Zeit
1.4 Gegenwart
1.5 Geschichte der Architektur
2 Betrieb und Seelsorge
2.1 Wirtschaft
2.2 Stiftspfarren
3 Sehenswürdigkeiten
4 Liste der Äbte und Administratoren von Schlierbach seit 1620
5 Literatur
6 Weblinks
7 Einzelnachweise
Geschichte |
Von der Gründung als Nonnenkloster bis zur Reformation |
Im 10. Jahrhundert errichtete der schwäbische Graf Zwentibold an der Stelle des heutigen Stiftes eine Burg.[1] Diese erwarb 1352 Eberhard V. (III.) von Wallsee und stiftete 1355 darin ein Zisterzienserinnenkloster. Dieses hieß damals noch Frauensaal oder Mariensaal.
Durch Käufe, Schenkungen und Stiftungen wurde der Besitz erweitert. Eberhard überließ dem Kloster etwa die damalige Burg Steyrstein (seit etwa 1500 Wallfahrtskirche Frauenstein) und Einkünfte der von ihm 1337 erworbenen Herrschaft Pernstein. In den folgenden 200 Jahren standen 18 Äbtissinnen dem Kloster vor. Aus dieser Zeit ist nichts von Neu- oder Umbauten überliefert.[2] Die Reformationszeit bedeutete das vorläufige Ende – bis zu 90 Prozent der Bevölkerung wechselten zeitweilig zum evangelischen Glauben.
Neubeginn als Mönchskloster im 17. Jh. |
Von 1609 bis 1620 wurde Schlierbach deshalb vom Stift Kremsmünster aus verwaltet, wo der aus dem Zisterzienserkloster Heiligenkreuz entsandte Anton Wolfradt Abt geworden war. Wolfradt wollte, im Zuge der Gegenreformation, Schlierbach mit Zisterziensern wieder gründen und Kaiser Ferdinand II. genehmigte die Besiedelung des ehemaligen Frauenklosters durch Mönche aus Rein bei Graz. Der Reiner Abt Matthias Gülger sandte 1620 seinen Prior Wolfgang Sommer (er wurde erster Abt von Schlierbach) zusammen mit einigen Mönchen nach Oberösterreich. Sie sollten die Seelsorge im oberen Kremstal wieder aufbauen; das wurde vorerst durch Bauernaufstände erschwert. Franz Keller (Abt von 1627 bis 1644) bekam jedoch Sitz und Stimme bei den Landständen und Abt Balthasar Rauch erhielt 1654, für sich und seine Nachfolger, die bischöflichen Insignien Mitra, Brustkreuz und Krummstab. Der geistige und wirtschaftliche Aufstieg vollzog sich nun rasch.
Inzwischen war die ehemalige Burg in einem äußerst schlechten Zustand. Nivard I. Geyregger (Abt von 1660 bis 1679) begann deshalb mit einem völligen Neubau in barockem Stil. Unter seiner Leitung wurden 1674 die Westfront, 1678 die Nord- und Ostfront des Prälatenhofes und der Abteiturm fertiggestellt. Benedikt Rieger (Abt von 1679 bis 1695) beauftragte Pietro Francesco Carlone und dessen Sohn mit dem Bau der Stiftskirche (1680–1683).
Unter Christian Stadler (Abt von 1715 bis 1740) setzte sich der wirtschaftliche Aufschwung fort. Es wurden Mühle, Sägewerk und Bäckerei eingerichtet. Damals zählte der Konvent dreißig Mönche. Josephinische Zeit und Napoleonische Kriege führten jedoch zum Niedergang; außerdem brannte der Meierhof im Jahr 1825. Ein weiterer tiefer Einschnitt war die Auflösung der Grundherrschaft, die eine völlige wirtschaftliche Neuorientierung erforderte. Für die nächsten fünfzig Jahre stand kein Abt dem Stift vor, erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts besserte sich die Lage.
Neuere Zeit |
Alois Wiesinger (1885–1955) war der erste bedeutende Vorsteher des Klosters in der jüngeren Geschichte, er regierte 1917–1955 als 14. Abt. In den Nachkriegsjahren wurden Schlosserei, Tischlerei und Gärtnerei neu ausgestattet. Neu eingerichtet wurde eine Klosterkäserei, die bald ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor wurde. Das Laienbrüderinstitut entstand 1922 wieder. Im selben Jahr nahm das Stift eine Landwirtschaftsschule auf und 1925 folgte die Gründung eines Gymnasiums, das 1932 das Öffentlichkeitsrecht erhielt.
Im Jahr 1938 geschlossen, eröffnete das Gymnasium 1946 erneut und besitzt seit 1947 wiederum Öffentlichkeitsrecht. Seit 1977 werden auch Mädchen unterrichtet.
Gegenwart |
Vom 15. Juli 1998[3] bis 15. November 2008 stand Abt Altmann Hofinger der Klostergemeinschaft von 21 Mönchen (Stand 2007) vor. Am 18. November 2008 wurde Pater Martin Spernbauer für drei Jahre als Administrator gewählt.[4]
Am 9. September 2013 trat P. Josef Riegler OCist (aus dem Stift Heiligenkreuz) sein Amt als Administrator des Stiftes an, nachdem er zuvor vom Konvent für drei Jahre gewählt worden war.[5] Er legte das Amt vorzeitig nieder, woraufhin der Konvent Nikolaus Thiel zum 19. Abt des Klosters wählte. Die Wahl fand am 12. Februar 2016 statt, die Benediktion am 15. Mai durch Generalabt Mauro-Giuseppe Lepori.
Die OÖ. Landesausstellung 2009 mit dem Thema „Mahlzeit! – Genuss und Kunst des Essens“ fand von 29. April bis 2. November 2009 in den Räumen von Stift Schlierbach statt.[6]
Geschichte der Architektur |
Die Stiftsanlage ist ein Hauptwerk des österreichischen Barock um 1700. Im Jahr 903 ursprünglich als Burg erbaut. Von 1355 bis 1556 war 200 Jahre ein Frauenkloster eingerichtet, danach leerstehend, ab 1620 Neubesiedelung durch Mönche aus der Zisterzienser-Abtei Rein, Steiermark. Kunstgeschichtlich interessant ist die Renovierung durch die italienische Künstlerfamilie Carlone im 17. Jahrhundert (1672 bis 1712). Die Künstler Carlone statteten das Stift in barockem Stil reich mit Stuckaturen und Fresken neu aus:
Pietro Francesco Carlone. Baumeister
Carlo Antonio Carlone. Baumeister
Giovanni Battista Carlone. Bildhauer und Stuckateur
Giovanni Carlone. Freskomaler
Der Linzer Bildhauer Johann Baptist Wanscher verzierte Pilaster mit reichem Goldrankenwerk und Blumenstücken. Das Hochaltarbild, eine Darstellung der Himmelfahrt Mariens, stammt von Franz Werner Tamm.
Betrieb und Seelsorge |
Wirtschaft |
Das Stift ist heute ein wichtiger Wirtschaftsfaktor:
- 230 Hektar Wald
- circa 70 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche
- Schlierbacher Käserei: Die Käserei ist die einzige Klosterkäserei Österreichs. Sie produziert 12 verschiedene Käsesorten
- Schlierbacher Genusszentrum: Moderner Veranstaltungsort, weiters Präsentation und Verkauf von im Stift hergestellten Produkten
- Glaserei und Glasmalerei Werkstätte Schlierbach, eine international renommierte Werkstätte
Stiftspfarren |
Zusätzlich zum klösterlichen Leben wirken die Mönche auch außerhalb der Klostermauern und leiten neun Pfarren, eine Kaplanei, ein Dechanat und haben diverse weitere seelsorgerische Aufgaben inne.
- Dechanat Windischgarsten
- Pfarre Heiligenkreuz
- Pfarre Kirchdorf an der Krems
- Pfarre Schlierbach
- Pfarre Micheldorf
- Pfarre Nußbach
- Pfarre Klaus
- Pfarre Steinbach am Ziehberg
- Pfarre Steyrling
- Pfarrkirche Wartberg an der Krems
- Pfarradministration Leonstein
- Kaplanei Inzersdorf
Sehenswürdigkeiten |
Stiftskirche: 1680–1682 erbaut, Fresken und üppige Stuckdekoration, Orgel von Manfred Mathis (1985) mit barockem Prospekt von 1770
Bibliothek: 1712 als kreuzförmiger Prunkraum mit Hängekuppen in barockem Stil von Carlo Antonio Carlone erbaut. Galerie auf korinthischen Holzsäulen, dem Linzer Baumeister Johann Michael Prunner zugeschrieben
Bernardisaal: barocker Prunksaal mit reicher Stuckverzierung an der Decke und den Wänden
Schlierbacher Madonna: hölzerne gotische Marienstatue um 1320, befindet sich im Kreuzgang. Nach der Klostertradition brachten die ersten Schwestern des damaligen Frauenklosters die Statue aus ihrer schwäbischen Heimat mit.
Käserei Schlierbach: seit 1924; mit angeschlossener Schaukäserei
Glasmalerei-Werkstätte Schlierbach: seit 1884, international renommierte Glasmalerei-Werkstätte. Nationale und internationale Künstler wie Margret Bilger, Josef Mikl (Gedächtniskirche in Hiroshima), Hans Plank, Rudolf Szyszkowitz, Georg Meistermann, Adi Holzer... verwirklich(t)en hier Werke.
Margret-Bilger-Galerie: Galerie mit Wechselausstellungen aktueller Kunst
Es werden Führungen im Stift, in den Glasmalerei-Werkstätten und in der Schaukäserei angeboten.
Liste der Äbte und Administratoren von Schlierbach seit 1620 |
- Wolfgang Sommer, amtierte als Abt 1620–1625, zuvor Prior von Rein
- Johannes Franziskus Keller, amtierte als Abt 1627–1644, zuvor Stiftkämmerer von Rein
- Balthasar Rauch, aus Graz, amtierte als Abt 1645–1660, zuvor Pfarrer in Wartberg, 1643 Recht der Pontifikalien, gest. 1661
- Nivard I. Geyregger, aus Kremsmünster, amtierte als Abt 1660–1679, zuvor Prior in Schlierbach, begann mit dem Barockneubau
- Benedikt Rieger, aus Steyr, amtierte als Abt 1679–1695, zuvor Pfarrer in Wartberg, erbaute Kirche, Kirchturm und Konventtrakt
Nivard Dierer 1696–1715- Christian Stadler, aus Aussee, amtierte als Abt 1715–1740, zuvor Schaffner in Schlierbach, Ausschmückung der Sommerprälatur, Erbauer der Orangerie
- Josef Eysn, aus Kirchdorf, amtierte als Abt 1740–1772, Erbauer der Maria-Schnee-Kapelle
- Konstantin Frischauf, amtierte als Abt 1772–1803, wirtschaftlicher Niedergang des Klosters, Josephinismus, Notverkäufe, Personalschwund, klösterliches Leben kam zum Erliegen, Mitarbeit in der geistlichen Filialkommission in Linz zur Aufhebung der Klöster.
- Marian Obauer, aus Scharnstein, amtierte als Abt 1804–1818, zuvor Prior und dann Pfarrer in Kirchdorf, musste die Verwaltung wegen Zahlungsunfähigkeit des Klosters abgeben.
- Julian Hametner, Administrator 1818–1827, gest. 1828, ruinierte das Kloster vollends
- Jakob Naber, Administrator 1827–1835
- Alan Burkhard, Administrator 1835–1851
- Franz Xaver Hofer, Administrator 1851–1864, zuvor Prior, als Abt 1864–1870, Überwindung des Josephinismus, wirtschaftliche Gesundung, Wiedereinführung des Chorgebets
- Edmund Rogner, amtierte als Abt 1871–1874
- Florian Schininger, Administrator 1874–1882, Verkauf der Herrschaft Mühlgrub samt Brauhaus
Gerhard Haslroither, aus Linz, Administrator 1882–1892, als Abt 1892–1917, zuvor Vertreter des Administrators
- Dr. Alois Wiesinger, 1917–1955, bedeutendster Abt Schlierbachs, monastische Erneuerung nach Trappistenvorbild, gründete 1920 eine landwirtschaftliche Winterschule und 1925 das Gymnasium
Berthold Niedermoser 1955–1971- Dr. Othmar Rauscher 1971–1983, gründete 1974 das Bildungszentrum
- Bernhard Kohout-Berghammer, geb. 1. Juli 1930 in Vöcklabruck, amtierte als Abt 1983–1998, resignierte am 30. Juni 1998
- Altmann Hofinger, geb. 15. November 1936 in Heiligenkreuz/Micheldorf, amtierte als Abt 1998–2008, resignierte
- Martin Spernbauer, geb. 1947, Administrator 2008–2013
- Josef Riegler, geb. 1957, Administrator 2013–2016
Nikolaus Thiel, geb. 1969, seit 2016
Literatur |
Rudolf Flotzinger: Schlierbach. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 4, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2005, ISBN 3-7001-3046-5.- Ludwig Keplinger: Zisterzienserstift Schlierbach. (= Christliche Kunststätten Österreichs, Nr. 313. Salzburg: Verlag St. Peter, 3. Auflage 2009).
- Frey Nivard: Alois Wiesinger. Abt, Missionar, Wissenschaftler. In: A. Zauner u. a. (Hg.), Oberösterreicher. Lebensbilder zu Geschichte Oberösterreichs. Bd. 2. Linz 1982, S. 179–191.
- Franz Xaver Zeller: Chronik des Stiftes Schlierbach.
- Gemeinde Schlierbach (Hrsg.): Schlierbach. Heimat in Geschichte und Gegenwart. 1. Auflage. Moserbauer, Ried im Innkreis 2000, ISBN 3-900847-95-9.
Weblinks |
Commons: Stift Schlierbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Stift Schlierbach mit Glaswerkstätten, Käserei
- Bibliothek des Zisterzienserstiftes
Urkunden (1296-1917) (Stift Schlierbach) im europäischen Urkundenarchiv Monasterium.net.
Kurt Holter: Geschichte von Schlierbach bis 1355 (PDF; 2,8 MB)- Kloster Schlierbach in der CISTOPEDIA – Encyclopaedia Cisterciensis
Einzelnachweise |
↑ Rudolf Lehr – Oberösterreichische Landeschronik, Wien: Verlag Christian Brandstätter 2004. Artikel von Walter Luger, S. 157-158 ISBN 3-85498-331-X
↑ Leopold Janauschek: Originum Cisterciensium Tomus Primus, Wien 1877, S. 281.
↑ Kirchen-Zeitung Diözese Linz (Memento des Originals vom 13. April 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dioezese-linz.at, abgerufen am 19. November 2008.
↑ Katholische Kirche in Oberösterreich, abgerufen am 19. November 2008.
↑ Neuer Oberer für das Stift Schlierbach, Seite auf ordensgemeinschaften.at, abgerufen am 20. Februar 2014.
↑ Der Standard, Artikel vom 27. April 2009, abgerufen am 24. Mai 2015.
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