Basra
Basra | |||
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Lage | |||
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Koordinaten | 30° 30′ N, 47° 49′ O30.547.8166666666675 | ||
Staat | Irak | ||
Gouvernement | Basra | ||
Basisdaten | |||
Höhe | 5 m | ||
Fläche | 181 km² | ||
Einwohner | 1.914.205 (1. Januar 2010)[1] | ||
Bevölkerungsdichte | 10.575,7 Einwohner/km² | ||
Vorwahl | 40 (Stadt), 964 (Land) | ||
Bürgermeister | Shaltag Aaboud al-Mayah | ||
Basra (arabisch البصرة, DMG al-Baṣra; auch Basrah oder Bassora) ist eine Stadt im Süden des Irak. Sie liegt am Schatt al-Arab etwa 100 Kilometer entfernt von dessen Mündung in den Persischen Golf und ist die wichtigste Hafenstadt des Landes. Basra ist Hauptstadt der Provinz Basra und nicht zuletzt wegen der Erdölindustrie die bedeutendste Stadt im mehrheitlich von Schiiten bewohnten Südirak. Sie ist eine der ersten Städte, die von den Arabern nach der Eroberung des Vorderen Orients gegründet wurden.
Inhaltsverzeichnis
1 Etymologie
2 Bevölkerung
3 Geographie
4 Klima
5 Wirtschaft und Infrastruktur
6 Kultur und Bildung
7 Geschichte
7.1 Mittelalter
7.2 Neuzeit
8 Partnerstädte
9 Söhne und Töchter der Stadt
10 Siehe auch
11 Weblinks
12 Einzelnachweise
Etymologie |
Der Name Basra stammt vermutlich vom arabischen Al-Basrah, was das Überblickende oder die alles Sehende bedeutet. Die Namensgebung zeigt die militärische Bedeutung für die Araber. Andere Quellen behaupten, dass das Wort vom persischen Bas-rāh oder Bassorāh abstammt, was wo sich viele Wege treffen bedeutet. In mittelalterlichen europäischen Quellen wurde die Stadt Balsora genannt.
Bevölkerung |
Mit 1.914.205 Einwohnern (Berechnung 2010)[1] ist sie nach Bagdad und Mosul die drittgrößte Stadt des Irak. Nahezu alle Einwohner sind Araber. Über 95 % der Einwohner sind Muslime, davon über 86 % Schiiten und 9 % Sunniten und kleinere Minderheiten wie Christen und Mandäern 5 %.
Geographie |
Basra liegt im Südirak am Persischen Golf an der Schatt al-Arab-Wasserstraße und ist 55 Kilometer vom Persischen Golf sowie 545 Kilometer von Bagdad entfernt. Die Stadt hat einen internationalen Flughafen.
Klima |
Mit Durchschnittstemperaturen von +40 °C im Sommer und +12 °C im Winter ist die Gegend um Basra eine der heißesten der Welt.
- Mittlere Juli-Temperatur: +38,5 °C
- Mittlere Januar-Temperatur: +12,0 °C
- Höchste je gemessene Temperatur : +56,4 °C am 2. Juni 2006
- Tiefste je gemessene Temperatur : −1,2 °C am 29. Dezember 2006
Wirtschaft und Infrastruktur |
Die Gegend um Basra ist eine wichtige Erdölförderregion, die Stadt selbst beherbergt Erdölraffinerien (mit einer Kapazität von 140.000 Barrel pro Tag) und chemische Industrie. Die Erdölfelder um Basra verfügen über 64 % der irakischen Erdölreserven. Gleichzeitig ist die Gegend um Basra eine fruchtbare Landwirtschaftsregion; es werden unter anderem Datteln, Reis, Mais, Gerste, Hirse und Weizen im Winter angebaut (der Sommer ist hierfür zu trocken und zu heiß).
Im Hafen von Basra wird 2019 ein neues Containerterminal in Betrieb genommen.[2]
Der Flughafen Basra liegt im Westen der Stadt
In Basra ist der 1152 Meter hohe Wolkenkratzer „The Bride“ in Planung. Das Milliarden-Projekt soll das höchste Gebäude der Welt werden.[3]
Kultur und Bildung |
Die Stadt verfügt über eine eigene Universität Basra.
Geschichte |
Mittelalter |
Im Jahr 638 wurde auf Geheiß des Kalifen ʿUmar ibn al-Chattāb an der Stelle der alten persischen Siedlung Vaheštābād Ardašīr von General Utba ibn Ghazwan ein Militärstützpunkt und Handelsplatz gegründet. Die Araber benutzten den Stützpunkt, um von hier aus das Sassanidenreich zu bekämpfen. Um dieses Lager bildete sich die Stadt Basra.
Am 9. Dezember des Jahres 656 trafen bei Basra die verfeindeten Anhänger des vierten Kalifen und Schwiegersohns des islamischen Propheten Mohammed, ʿAlī ibn Abī Tālib, und dessen Gegner aufeinander, die Alis Anspruch auf das Kalifat bestritten. Die als Kamelschlacht in die Geschichte eingegangene Schlacht endete mit einem Sieg der Partei Alis. Bis Ende der 670er Jahre gaben in Basra Angehörige des arabischen Stammesverbandes der Tamīm sowie qaisitische Gruppen den Ton an, dann kam es durch Einwanderung der Azd zu einer Kräfteverschiebung. Während des Zweiten Bürgerkriegs (683–691) gehörte Basra zum Herrschaftsgebiet von ʿAbdallāh ibn az-Zubair, der zunächst den Mekkaner ʿAbdallāh ibn al-Hārith und dann seinen eigenen Bruder Musʿab ibn az-Zubair zum Statthalter über die Stadt ernannte.[4]
Im frühen 8. Jahrhundert wirkten in Basra die einflussreichen islamischen Rechtsgelehrten Dschābir ibn Zaid († zw. 711 und 723), al-Hasan al-Basrī (642–728) und Qatāda ibn Diʿāma († 735/6). 720 brachte der arabische Militärführer Yazīd ibn al-Muhallab die Stadt in seine Hand und führte von ihr aus einen Aufstand gegen die Umayyaden durch. Die Stadt blieb aber weiter ein wichtiges Gelehrtenzentrum. Einer der wichtigsten Hadith-Gelehrten Basras um die Mitte des 8. Jahrhunderts war ʿAbdallāh ibn ʿAun († 768). Viele bekannte Rechts- und Traditionsgelehrte aus anderen Städten und Regionen, darunter al-Auzāʿī († 774), Sufyān ath-Thaurī († 778) und Yazīd ibn Hārūn († 821), kamen zum Studium nach Basra. Gleichzeitig fungierte die Stadt als Missionszentrum der ibaditischen Bewegung. Ihren kulturellen Höhepunkt erreichte Basra im 9. Jahrhundert, als hier die theologisch-philosophische Strömung der Muʿtazila ihr Zentrum hatte. Ihr gehörten auch Literaten wie al-Dschāhiz (776–869) an. In Basra wirkte auch Al-Hariri (1054–1122), ein arabischer Dichter und Grammatiker, der durch seine Makamen bekannt wurde.
Bis zur Invasion der Mongolen unter Hülegü im 13. Jahrhundert war Basra ein florierendes Handelszentrum und eine Metropole. Seitdem verlor die Stadt immer mehr an Bedeutung. Der Reisende Ibn Battuta fand die Stadt im 14. Jahrhundert größtenteils verfallen vor. Nach den Ilchanen herrschten verschiedene Dynastien über Basra, wie beispielsweise die Dschalairiden, die Safawiden und seit dem 16. Jahrhundert die Osmanen. Afrasiyab († 1624), ein lokaler Großgrundbesitzer, lavierte zwischen Safawiden und Osmanen, knüpfte Kontakte zu den Portugiesen und konnte ab 1612 eine weitgehend selbstständige Herrschaft über Basra errichten. Seine Nachfolger Ali und Hussein beherrschten die Stadt noch bis 1668, ehe sie wieder von den Osmanen unterworfen wurde, die 1639 mit den Safawiden Frieden geschlossen hatten.
Neuzeit |
Im 18. Jahrhundert wurde wenige Kilometer von der alten Stadt entfernt die neue Stadt Basra neu gegründet. Die Überreste des alten Basra und des Stützpunktes liegen außerhalb der Stadt und sind in Form eines Hügels zu erkennen. Basra blieb bis zum Ersten Weltkrieg osmanisch und wurde dann 1914 von Großbritannien besetzt.
Die britischen Besatzer modernisierten die Stadt, worauf Basra zur wichtigsten Hafenstadt des Irak wurde. Im Zweiten Weltkrieg war Basra wichtiger Umschlagplatz für Unterstützungsgüter der Westalliierten an die Sowjetunion. Zum Ende des Krieges hatte Basra 93.000 Einwohner.
1964 wurde die Universität von Basra gegründet. Die Zahl der Einwohner erreichte 1977 etwa 1,5 Millionen, fiel danach jedoch während des Ersten Golfkrieges zwischen dem Irak und dem Iran möglicherweise auf bis zu 400.000 Einwohner. Während dieses Krieges war Basra hart umkämpft und wurde mehrfach von iranischem Gebiet aus beschossen, fiel aber nie in die Hände der Iraner.
Im Zweiten Golfkrieg 1991 wurde Basra durch Luftangriffe der Alliierten erneut stark zerstört.[5]
Nach dem Krieg war Basra Zentrum der Revolte der südirakischen Bevölkerung gegen Saddam Hussein. Der Aufstand brach am 2. März 1991 aus und basierte auf dem Versprechen der Bush-Regierung, Saddam Hussein zu stürzen. Nachdem die Aufständischen aber keine Unterstützung von den Alliierten erhalten hatten, starben in Basra mindestens 3000 Menschen.
Im Dritten Golfkrieg 2003 war Basra erneut einer der wichtigsten Kriegsschauplätze. Britische Verbände hielten seitdem die Stadt besetzt. Anfang September 2007 gaben die britischen Streitkräfte ihren Stützpunkt im Palast von Basra auf und zogen sich zunächst zum Flughafen der Stadt zurück. Ende 2007 wurde Basra wieder den irakischen Behörden übergeben. Seitdem haben sich Anhänger des Schiiten-Führers Muqtada as-Sadr und die irakischen Regierungstruppen wiederholt heftige Kämpfe um den wichtigen Erdölhafen geliefert.
Partnerstädte |
Aserbaidschan Baku, Aserbaidschan
Vereinigte Staaten Detroit, Michigan, Vereinigte Staaten
Vereinigte Arabische Emirate Dubai, Vereinigte Arabische Emirate
Italien Venedig, Italien
Söhne und Töchter der Stadt |
Al-Hasan al-Basrī (642–728), islamischer Theologe und Sufi (geboren in Medina)
Rabia al-Adawiyya al-Qaisiyya (714–801), Sufistin
Alhazen (965–1040), Mathematiker und Physiker
Abu Kalidschar (1009–1048), buyidischer Herrscher
al-Hariri (1054–1122), arabischer Dichter und Grammatiker
Benjamin Ben Eliezer (1936–2016), israelischer General und Politiker
Paul Méfano (* 1937), französischer Komponist und Musikpädagoge
Laith A. Jawad (* 1948), irakisch-neuseeländischer Meeresbiologe
Mustafa al-Saamah (* 1995), Diskuswerfer
Siehe auch |
- Liste der Städte im Irak
Weblinks |
Commons: Basra – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Basra. In: Ehsan Yarshater (Hrsg.): Encyclopædia Iranica (englisch, inkl. Literaturangaben)
Einzelnachweise |
↑ ab World Gazetteer:@1@2Vorlage:Toter Link/bevoelkerungsstatistik.de(Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: Bevölkerungszahlen der Stadt)
↑ Es wird gebaggert und gebaut in aller Welt. In: Hansa, Heft 12/2018, S. 68/69
↑ The Bride Projekt. Dezember 2015.
↑ Vgl. dazu Gernot Rotter: Die Umayyaden und der zweite Bürgerkrieg (680-692). Wiesbaden 1982, S. 1, 65–86.
↑ Onlineauftritt thurnfilm Dokumentarfilm zu Siegwart-Horst Günther: Der Arzt und die verstrahlten Kinder von Basra – Uranmunition und die Folgen. 2004.