Mechanisierung der Landwirtschaft
Die Mechanisierung der Landwirtschaft beschreibt den Entwicklungsprozess hauptsächlich des Getreideanbaus und der Viehhaltung, in dessen Verlauf sich zwischen dem Ende des 19. und der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts (zumindest in den Industriestaaten) die Produktions- und Wirtschaftsmethoden radikal veränderten. Diese Entwicklung hatte enorme Auswirkungen für den Arbeitsmarkt und auf die Bevölkerungsentwicklung von ländlichen und städtischen Gebieten, denn während die Einwohnerzahl in den Dörfern auf dem Lande stetig abnahm, stieg sie gleichzeitig in den Städten rapide an. Infolge der Mechanisierung ist die Gesamtzahl der menschlichen und tierischen Arbeitskräfte in der Landwirtschaft enorm gesunken, denn auch Zugtiere wurden seit der Mitte des 20. Jahrhunderts kaum noch gebraucht.
Historische Entwicklung |
Die Landwirtschaft war bis zum Ende des 18. Jahrhunderts ausschließlich von körperlicher Arbeitskraft von Menschen oder Tieren abhängig.
Ein erster Schritt der Mechanisierung war das Aufkommen von Dreschmaschinen, die zunächst noch mit Muskelkraft (häufig von Pferden) betrieben wurden. Im Verlauf des Fortschritts beim Bau von Verbrennungsmotoren und der Erfindung motorbetriebener Kraftfahrzeuge kam es zu ersten Überlegungen und Versuchen, diese Technik auch für eine Effektivitätssteigerung in der Landwirtschaft einzusetzen. Ende des 19. Jahrhunderts wurden erste Versuche mit motorbetriebenen Zugmaschinen gemacht, frühen Vorläufern der Traktoren, welche sich zunächst jedoch noch als zu schwach erwiesen. Parallel zu den heute üblichen Verbrennungsmotoren wurde in der Frühzeit der Motorisierung auch noch mit dampfbetriebenen Fahrzeugen gearbeitet, welche zwar unhandlich und schwer waren und sich im Automobilbereich deshalb mittelfristig nicht durchsetzten, für den stationären Betrieb an Feldrändern oder in landwirtschaftlichen Betrieben als Antriebseinheiten für weitere Geräte jedoch gut eigneten. Größere Betriebe begannen deshalb teilweise mit der Beschaffung von sogenannten Lokomobilen. Da nun eine verlässliche Kraftquelle zur Verfügung stand, wurden auch weitere Geräte entwickelt, die sich mit ihrer Hilfe betreiben ließen, etwa die Ballenpresse.
Parallel fand auch die Weiterentwicklung des Traktors oder Ackerschleppers statt, in Deutschland besonders berühmt ist in diesem Zusammenhang der Name Heinrich Lanz, in dessen Unternehmen (allerdings lange nach seinem Tode) seit den 1920er Jahren der teilweise sogar zur Gattungsbezeichnung für Traktoren gewordene Lanz Bulldog gebaut wurde. Die technische Entwicklung wurde allerdings auch maßgeblich in den USA vorangetrieben, wo die riesigen Anbauflächen im Mittleren Westen nur noch mit Maschinen bearbeitet werden konnten.
Erste Versuche mit kombinierten Mähdreschmaschinen gab es bereits im 19. Jahrhundert. Selbstfahrende Mähdrescher wurden dann in den 1930er Jahren in den USA konstruiert. Traktoren wie auch Mähdrescher setzten sich dort seit den 1930er Jahren verstärkt durch, in Europa lief die Entwicklung wesentlich langsamer ab, wohl auch, weil die durchschnittliche Betriebsgröße erheblich geringer war, die Anschaffung großer und teurer Maschinen weniger lohnend erschien oder schlicht finanziell nicht machbar war. Die Verbreitung von Traktoren kam erst in den 1950er Jahren richtig voran. Seitdem ist bei den landwirtschaftlichen Geräten ein sprunghafter technischer Fortschritt mit drastischen Leistungssteigerungen zu beobachten, welche durch immer schwerere und mehr Energie benötigende Geräte zusätzlich erfordert wird.
Weblinks |
- Industrielle Landwirtschaft