Erlabrunn (Breitenbrunn)
Erlabrunn Gemeinde Breitenbrunn/Erzgeb. 50.47333333333312.711111111111620Koordinaten: 50° 28′ 24″ N, 12° 42′ 40″ O | ||
---|---|---|
Höhe: | 620 m | |
Einwohner: | 574 (9. Mai 2011)[1] | |
Eingemeindung: | 1. Juli 2005 | |
Postleitzahl: | 08359 | |
Vorwahl: | 03773 | |
Lage von Erlabrunn in Sachsen |
Erlabrunn ist seit dem 1. Juli 2005 ein Ortsteil der Gemeinde Breitenbrunn/Erzgeb. im Erzgebirgskreis in Sachsen.[2]
Inhaltsverzeichnis
1 Geografie
2 Geschichte
2.1 Eingemeindungen
2.2 Einwohnerentwicklung
2.3 Ortspartnerschaften
3 Wirtschaft und Infrastruktur
3.1 Medizinische Versorgung
3.2 Verkehr
4 Kultur und Sehenswürdigkeiten
4.1 Gedenkstätte
4.2 Bauwerke
4.3 Naturdenkmale
5 Persönlichkeiten
5.1 Söhne und Töchter des Ortes
5.2 Personen mit Bezug zum Ort
6 Weblinks
7 Einzelnachweise
Geografie |
Erlabrunn liegt auf einer durchschnittlichen Höhe von 730 Metern über NHN, hinter dem Brandberg an den beiden linken Nebenflüssen des Schwarzwassers Milchbach und Steinbach. Der heutige Breitenbrunner Ortsteil grenzt an die Städte Johanngeorgenstadt und Schwarzenberg sowie den Eibenstocker Ortsteil Sosa. Er liegt an der Staatsstraße 272 und ist mit einem Haltepunkt an die Bahnstrecke Johanngeorgenstadt–Schwarzenberg angeschlossen.
Geschichte |
Der Ort wurde als Erlebrunn im Jahr 1591 erstmals urkundlich erwähnt. Erlabrunn entwickelte sich aus einer Häusergruppe zwischen der Mündung des Milchbaches in den Steinbach und dem Schwarzwasser im kurfürstlich-sächsischen Amt Schwarzenberg. Hier hatten sich Zinnwäscher niedergelassen und betrieben mehrere Hundert „Lachter Seifen“ im Waldstück Erlebrunn zwischen Fällberg und Steinbach.[3] Der Name leitet sich von den Quellwiesen nahe dem früheren Dorf Erla ab. Außer von den Seifenstellen lebten die Menschen vom Holzeinschlag und besaßen das Hutweiderecht, sie betrieben also Feld- und Viehwirtschaft. Es darf angenommen werden, dass sich die Zinnarbeiter ein kleines Pochwerk zur Erleichterung ihrer Arbeit errichteten, denn laut einer Quelle wurde „das Poch- und Zechenhäuschen“ 1704 verkauft.[3] Noch im 19. Jahrhundert wurde bei Erlabrunn die Zinngrube Lattenschuppe betrieben.
1883 erhielt der Ort einen Haltepunkt an der Eisenbahnstrecke von Schwarzenberg nach Johanngeorgenstadt. 1905 wurde das Hotel Täumerhaus eröffnet. Erlabrunn gehörte gemeinderechtlich in dieser Zeit zu Steinheidel, das als bergmännische Streusiedlung am nördlichen Abhang des Schwarzwassertals an der alten Verbindungsstraße von Schneeberg über Jägerhaus nach Johanngeorgenstadt und in das böhmische Karlsbad entstanden war. Die Einwohner lebten als Bergbauern oder Handwerker, wovon beispielsweise das heutige Hotel Alte Schleiferei kündet, das auf dem Areal einer historischen Holzschleiferei errichtet wurde.[4]
Seine Bedeutung erhielt Erlabrunn durch das 1950 eingeweihte Bergarbeiterkrankenhaus und die in Zusammenhang mit dem Bergbau der SDAG Wismut entstandenen Wohnsiedlungen am Fuß des Märzenberges und des Eselsberges (Karl-Marx-Siedlung). Im Laufe der folgenden Jahre wurden Wohnungen für die Ärzte und das medizinische Personal, Versorgungseinrichtungen sowie Kindergärten und ein Schulgebäude hinzugebaut.[3]
Am Abend des 29. Juli 2005 führte ein Orkan in Erlabrunn und Umgebung zu zahlreichen Windbruchschäden.
Um den Tourismus in dieser Region des Erzgebirges anzukurbeln, veranstaltete die Ortsverwaltung mit Unterstützung einer Privatbrauerei (Kuno-Bräu) an einem Sommerwochenende im Jahr 2010 das 1. Erlabrunner Brauereifest.[5]
Eingemeindungen |
Bereits im 19. Jahrhundert wurde das kleine Dorf nach Steinheidel eingemeindet. Nach dem Zweiten Weltkrieg führte die Gemeinde den amtlichen Doppelnamen Steinheidel-Erlabrunn, bis 1967 die jetzige Kurzform eingeführt wurde. Mit der Neugründung des Bundeslandes Sachsen und der Neugliederung von Landkreisen kam Erlabrunn im Jahr 2005 schließlich als Ortsteil zu Breitenbrunn.
Einwohnerentwicklung |
1755 wurden 10 Bewohner eines bergfreien Hauses in Erlabrunn erwähnt.[3] Zwischen 1834 (=143 Einwohner) und 1939 (=311 Einwohner) verdoppelte sich die Bevölkerungszahl von Erlabrunn-Steinheidel. Durch die Wismut gab es enorme Zuwächse, die nach deren Schließung um 1991 wieder stark zurückging. Heute leben überwiegend ältere Menschen in Erlabrunn; die Einwohnerzahl ist rückläufig.
1946 | 1964 | 1998 | 1999 | 2000 | 2001 | 2002 | 2003 | 2004 | 2009 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
345 * | 1960 * | 1057 | 1056 | 1019 | 990 | 968 | 966 | 920 | 625[6] |
Quellen: Statistisches Landesamt Sachsen; Stichtag jeweils 31. Dezember
* [7]
Ortspartnerschaften |
Hebertsfelden, Landkreis Rottal-Inn
Wirtschaft und Infrastruktur |
Medizinische Versorgung |
Im Jahre 1951 wurde das Bergarbeiterkrankenhaus für die Versorgung und gesundheitliche Betreuung der Mitarbeiter der SDAG Wismut eröffnet. Es handelte sich dabei um den ersten Krankenhaus-Neubau in der DDR.
Nach der Wende 1989 wurden auch in diesem Krankenhaus Änderungen vorgenommen:
- 1991 der Landkreis Schwarzenberg wurde Träger des Krankenhauses
- 1993 Einführung der laparoskopischen Chirurgie
- 1994 Wolfgang Zwingenberger (* 1940) wird ärztlicher Direktor der Kliniken Erlabrunn
- 1998 Kliniken Erlabrunn gGmbH wurde Träger des Klinikums
- 2002 Einführung der Wirbelsäulenchirurgie
- 2007 Eröffnung der Klinik für Orthopädische Anschlussheilbehandlung
- 2008 Einführung der Neuroorthopädie
- 2010 Eröffnung des Erzgebirgs Hospizes Erlabrunn
Die Kliniken Erlabrunn sind eine medizinische Einrichtung der Regelversorgung. Sie fungieren als Ausbildungskrankenhaus für die Medizinische Fakultät der Masaryk-Universität in Brünn.
Verkehr |
Der Haltepunkt Erlabrunn (Erzgeb) liegt an der Bahnstrecke Johanngeorgenstadt–Schwarzenberg.
Kultur und Sehenswürdigkeiten |
Gedenkstätte |
- Gedenksteine im Ortsteil Steinheidel an der Weggabelung Fällbacher Kreuz für fünf unbekannte KZ-Häftlinge, die im April 1945 auf einem Todesmarsch aus dem Außenlager Lengenfeld des KZ Flossenbürg von SS-Männern erschossen und dort begraben wurden
Bauwerke |
Kursächsische Ganzmeilensäule im Bereich des Abzweigs zur Auffahrt zum Krankenhaus. Die Säule besteht aus Granit der Umgebung und aus Originalteilen zweier Ganzmeilensäulen aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts. Die Bruchstücke wurden erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wieder aufgefunden. 1934 ließ die örtliche Verwaltung die neu geschaffene Säule durch einen Straßenmeister am Abzweig nach Steinheidel aufstellen. 1960 erhielt dieses historische Wegzeichen seinen jetzigen Platz, 1984 wurde es repariert und die Entfernungsangaben korrigiert sowie 2009 restauriert.[8]
- Brunnen auf dem Marktplatz aus zwei Schleifsteinen der Holzschliffgewinnung
Naturdenkmale |
- Naturlehrpfad im Steinbachtal in Richtung Johanngeorgenstadt, oberhalb der Kellerschleiferei die sagenumwobenen Teufelssteine aus grobkörnigem Turmalingranit (Kletterfelsen 25 m hoch, Schwierigkeitsgrad IV bis IX b)
Nonnen- und Hefekloßfelsen aus Turmalingranit im Schwarzwassertal, südöstlich davon erhebt sich der 913 m hohe Rabenberg
- Seltene Pflanzen und Bergwiesen wie z. B. Fuchs’ Knabenkraut auf der Märzenbergwiese, Alpen-Milchlattich und Arnika im Steinbachtal
Persönlichkeiten |
Söhne und Töchter des Ortes |
(Anmerkung: Die meisten der unten genannten Personen sind lediglich im Bergarbeiterkrankenhaus bzw. heutigem Klinikum Erlabrunn (bis 1966 Steinheidel-Erlabrunn) geboren, sie wohnten oder arbeiteten nicht im Ort.)
Dettlef Günther (* 1954), Rennrodler
Karin Sagner (* 1955), Kunsthistorikerin und Autorin
Detlef Opitz (* 1956), Schriftsteller
Petra Zais (* 1957), Politikerin (Bündnis 90/Die Grünen)
Siegfried Haas (1958–2013), Künstler und Bildhauer
André Hennicke (* 1958), Schauspieler
Holger Freitag (* 1963), Skispringer
André Sehmisch (* 1964), Biathlet
Jens Weißflog (* 1964), Skispringer
Frank Teller (1965–2016), Heimatforscher
Jörg Brückner (* 1966), Historiker und Archivar
Oliver-Sven Buder (* 1966), Kugelstoßer
Michael Güttler (* 1966), Dirigent
Andreas Hähnel (* 1966), Politiker (CDU), MdL
Andreas Heymann (* 1966), Biathlet
Kai Scheve (* 1966), Schauspieler und Sänger
Steffen Heidrich (* 1967), Fußballspieler
Olaf Süß (1968–1998), Rallyefahrer
Alexander Bau (* 1970), Rennrodler
Markus Beyer (1971–2018), Boxer
Simone Lang (* 1971), Politikerin (SPD), MdL
Cornelia Pfohl (* 1971), Bogenschützin
Rüdiger Süß (1972–1998), Rallyefahrer
Sven Hannawald (* 1974), Skispringer
Alexander Krauß (* 1975), Politiker (CDU)
Vicente Patíz (* 1976), Gitarrist
Dirk Else (* 1977), Skispringer
Kathleen Morgeneyer (* 1977), Schauspielerin
Oskar Schmidt (* 1977), Künstler
Shenja Lacher (* 1978), Theater- und Filmschauspieler
Jörg Hahnel (* 1982), Fußballspieler
Björn Kircheisen (* 1983), Nordischer Kombinierer
Robin Lenk (* 1984), Fußballspieler
Georg Rothenburger (* 1984), Handballspieler
Peter Udo Brückner (* 1985), Künstler
Nicole Boroczinski (* 1986), Fußballspielerin
Toni Englert (* 1988), Nordischer Kombinierer
Sebastian Reuschel (* 1988), Nordischer Kombinierer
Ralf Palik (* 1990), Rennrodler
Richard Freitag (* 1991), Skispringer
Toni Kraus (* 1997), Sänger
Personen mit Bezug zum Ort |
Richard Fichte (1896–1982), Schriftsteller, lebte von 1937 bis 1946 in Fällbach
Willy Irmisch (1898–1974), Kommunalpolitiker, starb hier
Herbert Stoll (1905–1962), erzgebirgischer Mundartdichter, der Dr Schwammelob genannt wurde und hier starb
Heinz Eger (* 1932), Radiologe
Weblinks |
Commons: Erlabrunn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Erlabrunn im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
Einzelnachweise |
↑ Kleinräumiges Gemeindeblatt für Breitenbrunn/Erzgeb. Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, September 2014, abgerufen am 27. Januar 2015 (PDF; 0,23 MB).
↑ StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2005
↑ abcd Siegfried Sieber: Um Aue, Schwarzenberg und Johanngeorgenstadt. Ergebnisse der heimatkundlichen Bestandaufnahme in den Gebieten von Aue und Johanngeorgenstadt. Akademie-Verlag Berlin 1974. Seite 148f
↑ Homepage des Hotels Alte Schleiferei
↑ Information zur Brauerei und zum ersten Brauereifest; abgerufen am 6. November 2010
↑ Laut schriftlicher Mitteilung des Einwohnermeldeamtes Breitenbrunn vom 14. Mai 2009 lebten am 8. Mai 2009 625 Menschen (297 Männer und 328 Frauen) in Erlabrunn, davon neun Ausländer und sechs Ausländerinnen.
↑ Siegfried Sieber: Um Aue, Schwarzenberg und Johanngeorgenstadt. Ergebnisse der heimatkundlichen Bestandsaufnahme in den Gebieten von Aue und Johanngeorgenstadt. Akademie-Verlag Berlin 1974. S. 200 f.
↑ Von einer Erklärungstafel direkt an der Säule; Juli 2010
.mw-parser-output div.NavFrame{border:1px solid #A2A9B1;clear:both;font-size:95%;margin-top:1.5em;min-height:0;padding:2px;text-align:center}.mw-parser-output div.NavPic{float:left;padding:2px}.mw-parser-output div.NavHead{background-color:#EAECF0;font-weight:bold}.mw-parser-output div.NavFrame:after{clear:both;content:"";display:block}.mw-parser-output div.NavFrame+div.NavFrame,.mw-parser-output div.NavFrame+link+div.NavFrame{margin-top:-1px}.mw-parser-output .NavToggle{float:right;font-size:x-small}