Elbe-Lübeck-Kanal
Elbe-Lübeck-Kanal | |
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Grundstein des Kanals | |
Abkürzung | ELK |
Lage | Deutschland Schleswig-Holstein |
Länge | 61,55 km |
Erbaut | 1895–1900 |
Klasse | Binnenschiffsklasse III |
Beginn | Lauenburg/Elbe |
Scheitelhaltung | Witzeeze |
Ende | Trave in Lübeck |
Abstiegsbauwerke | Lauenburg, Witzeeze, Donnerschleuse, Behlendorf, Berkenthin, Krummesse, Büssau |
Häfen | Lauenburg, Mölln, Lübeck |
Historische Vorläufer | Stecknitzkanal |
Kilometrierung | Von der Elbe zur Trave |
Höchstgeschwind. | 10 km/h |
Bergfahrt | Richtung Elbe |
Zuständige Behörde | WSA Lauenburg |
Der Elbe-Lübeck-Kanal (ELK, 1900–1936: Elbe-Trave-Kanal) ist eine 61,55 km[1] lange Bundeswasserstraße[2] der Klasse III von Lauenburg/Elbe bei Elbe-Km 569,23[1] nach Lübeck im Bundesland Schleswig-Holstein. Er stellt eine Verbindung für die Binnenschifffahrt zwischen Elbe und Ostsee dar. Zuständig ist das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Lauenburg.
Inhaltsverzeichnis
1 Geschichte
2 Heutige Bedeutung
3 Kanalstufen
4 Städte und Gemeinden am Elbe-Lübeck-Kanal
5 Geodaten
6 Literatur
7 Einzelnachweise
8 Weblinks
Geschichte |
Vorläufer des Elbe-Lübeck-Kanals ist der historische Stecknitzkanal, der 1391 bis 1398 von den Lübeckern im Verlauf der Flüsse Stecknitz und Delvenau gebaut wurde. Deren Altstrecken sind links und rechts des heutigen Elbe-Lübeck-Kanals noch an einigen Stellen zu erkennen. Dieser Kanal hatte 17 Schleusen (zunächst Stauschleusen, später als Kammerschleusen) auf einer Länge von 97 Kilometern und war der erste echte Wasserscheidekanal Europas. Von den Schleusen sind die Palmschleuse in Lauenburg und die Dückerschleuse (Stauschleuse) bei Witzeeze noch erhalten. Fast 500 Jahre blieb diese Wasserstraße in Betrieb bis zum Baubeginn des ELK.
Der Grundstein des von den Lübeckern als Konkurrenz zum Kaiser-Wilhelm-Kanal gesehenen Kanals wurde am 31. März 1895 feierlich gelegt und nach den Plänen des Lübecker Baudirektors Peter Rehder gebaut. Bürgermeister Heinrich Klug nahm ihn am 16. Juni 1900 in Anwesenheit des Kaisers in Lübeck in Betrieb. Die Stecknitz und die Delvenau sind weitgehend im Elbe-Lübeck-Kanal aufgegangen. Die bis 1936 Elbe-Trave-Kanal genannte Binnenschifffahrtsstraße kürzte die Entfernung auf 62 Kilometer ab, die Zahl der Schleusen sank auf sieben, die Fahrtzeit auf rund acht Stunden. Eine für die damalige Zeit sehr fortschrittliche und bis zur Gegenwart bewährte Technik mit von Bauinspektor Ludwig Hotopp entworfenen rein hydrodynamisch (nur durch Wasserkraft) betriebenen Schleusen und großzügig dimensionierten Brücken ließ den Kanal lange Zeit vorbildlich erscheinen.
Die Baudeputation der Hansestadt Lübeck entsandte 1885 ihren Stadtgärtner, Metaphius Theodor August Langenbuch, zur Internationalen Gartenbauausstellung nach Berlin, um seine Kenntnisse zu erweitern und Anregungen zu sammeln.[3] Der Friedrichshain gab ihm die Anregung, wie man die Partie am alten Stadtgraben in der Nähe der Sternwarte durch das teilweise Zuschütten des Grabens und Schaffung einer bis an die Ränder der gedachten Wasserfläche des bepflanzten seeartigen Tales verschönern könnte. Fast zwanzig Jahre später führte er diesen Gedanken, wenn auch in anderer Art, beim Bau des Elbe-Trave-Kanals aus. Die Neuschaffung der gärtnerischen Anlagen beim Kanalbau in den Jahren 1897 bis 1900, ein Schilfgürtel mit seinem Wurzelwerk befestigte die Ufer auf natürliche Weise, zählte neben der Neuschaffung des Lübecker Stadtparks zu seinen größten Werken. Im Laufe der Zeit wurde die Wasserstraße von immer mehr Motorschiffen befahren, deren Antriebsleistung und Geschwindigkeit das Kanalbett stärker beanspruchten. Zurückströmendes Wasser riss ganze Reetballen los und schwemmte sie weg. Mit dem Verlust dieser wertvollen Ufervegetation entstanden Ausspülungen (Kolke) und Uferabbrüche. Der Boden setzte sich auf der Sohle ab und verringerte dadurch die Fahrwassertiefe. Es entstanden Aufhöhungen bis zu 30 cm und damit die Gefahr von Grundberührungen der Schiffe. In der Folge mussten immer öfter Sohlenbaggerungen vorgenommen werden. Für die Sicherung der Ufer hat das damalige Wasser- und Schiffahrtsamt Lauenburg eine bautechnisch und ökologisch sinnvolle Ufersicherung entwickelt. Sie besteht aus einer Pfahlreihe von Kiefernpfählen, die so tief gerammt werden, dass die Pfahlköpfe 20 cm unterhalb der Wasseroberfläche enden. Auf diese Weise wird erreicht, dass die Vegetation in der Wasserwechselzone durch die Pfahlreihe kaum gestört wird. Die Tierwelt, etwa Fische und Frösche, kann ohne Hindernisse in den Ufergürtel gelangen. Das abgebrochene Ufer hinter der Pfahlwand wird wieder mit Boden aufgefüllt. Um ein Ausfließen des Bodens durch die Pfahlreihe zu verhindern, ist auf der Rückseite der Pfähle eine Filtermatte angebracht.
Als einziger deutscher Kanal dieser Epoche neben dem Kaiser-Wilhelm-Kanal wurde der Elbe-Lübeck-Kanal von Beginn an für 1000-Tonnen-Schiffe ausgelegt. Die sieben Schleusen zwischen der Elbe und der Ostsee über die gegenüber der Trave etwa zwölf Meter höher gelegene Scheitelstrecke bei Mölln sichern einen gleichbleibenden Kanalwasserstand. Sie sind für jeweils zwei Schiffe von 8 Metern Breite und bis zu 80 Metern Länge (beziehungsweise damals für 65 Meter lange Kähne im Schleppverband) ausgelegt, lediglich die 2006 erneuerte Schleuse Lauenburg hat eine Länge von 115 m.
Bau und Unterhaltung des Kanals lagen von 1895 bis 1921 bei Lübeck. 1921 wurde der Kanal von der Geniner Brücke in Lübeck bis zur Elbe Reichswasserstraße. Die unterhalb der Geniner Brücke beim Kanalbau ausgebaute Trave (Kanaltrave) wurde erst 1934 Reichswasserstraße.
Der Verkehr von und nach Lübeck stieg in den ersten Betriebsjahren des Kanals schnell an. 1902 lag er bei 207.001 Tonnen, 1905 bei 360.204 Tonnen, 1909 bereits bei 505.115 Tonnen. Anfangs wurde der Elbe-Trave-Kanal hauptsächlich für den Transport von Massengütern genutzt, in Richtung Lübeck waren dies vor allem Düngemittel, Steine und Erden, Ziegel, Röhren, Sand, Kies, Kreide, Ölsaaten, Zucker, Melasse, Sirup, Salz, Borke, Gerbstoffe, geschnittenes Holz, Steine und Steinwaren, Petroleum und andere Öle, Früchte und Chemikalien. In Gegenrichtung wurden in erster Linie Holz (geschnittenes und Stammholz), Roh- und Brucheisen, Steine und Steinwaren, Hülsenfrüchte, Zellulose, Koks, Koksgrus, Öle und Fette sowie Melasse und Hafer transportiert. Die beim Kanalbau in der Gegend von Güster im Herzogtum Lauenburg gefundenen Kiesvorkommen trugen schon bald erheblich zum Kanalverkehr bei.
Am 25. März 1903 durchfuhr, wie die Lübecker Zeitungen jener Zeit entsprechend begeistert vermeldeten, mit dem Torpedoboot S 65 das erste Kriegsschiff den Kanal. Mit der Durchfahrt des Bootes wurde die Eignung erwiesen, dass der Kanal im Ernstfall, trotz seiner 7 Schleusen und zahlreichen Brücken, der Kaiserlichen Marine gute Dienste leisten würde.[4]
Heutige Bedeutung |
Die heutige Bedeutung des Kanals ist eher gering, da die für die heutige Zeit kleinen Schleusen- und Brückenabmessungen keinen wirtschaftlichen Containertransport erlauben und nur kleinere Binnenschiffe bis zu einer Abladung von 1000 t den Kanal passieren können. Daneben wird der Kanal auch von der Sportschifffahrt im Verkehr zwischen Ostsee und Elbe genutzt (ca. 5000–6000 Boote pro Jahr).[5]
In dem vom Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, Alexander Dobrindt, am 3. August 2016 vorgestellten Bundesverkehrswegeplan 2030 war das größte Einzelprojekt in Schleswig-Holstein der vom Bund mit Investitionen in Höhe von 800 Mio. EUR in dessen Infrastruktur geförderte Elbe-Lübeck-Kanal.[6] Da der Bundesverkehrswegeplan 2030 ein Nutzen-Kosten-Verhältnis von 0.5 ermittelt hat[7], ist der weitere Ausbau strittig[8].
Kanalstufen |
Schleusenkammer | ||||||
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Kanalstufe | Kanal-km | Wasserspiegel | Länge | Breite | Fallhöhe | Länge der Kanalhaltung |
Trave | 00,00 | NN±0,00 m | ||||
Büssau (mit Wehr) | 03,43 | NN+1,50 m | 80,5 m | 17,0 m* | 1,50 m | 05,12 km |
Krummesse | 08,55 | NN+4,25 m | 80,5 m | 17,0 m* | 2,75 m | 04,78 km |
Berkenthin | 13,33 | NN+6,00 m | 80,5 m | 17,0 m* | 1,75 m | 03,19 km |
Behlendorf | 16,52 | NN+7,65 m | 80,5 m | 17,0 m* | 1,65 m | 04,15 km |
Donnerschleuse | 20,67 | NN+11,83 m | 80,5 m | 17,0 m* | 4,18 m | 29,78 km |
Witzeeze | 50,45 | NN+11,83 m | 80,5 m | 17,0 m* | 2,98 m | Scheitelhaltung |
Lauenburg (mit Wehr) | 59,91 | NN+8,85 m | 115,0 m | 12,5 m | 4,85 m | 09,50 km |
Elbe | 61,55 | NN+4,00 m | *Torbreite 12,0 m |
Die Kombination aus Schleusenbetriebszeiten und zulässiger Höchstgeschwindigkeit (4 km/h im Lauenburger Hafen und von der Schleuse bis zur Elbe, sonst je nach Abladetiefe und Fahrzeugbreite zwischen 6 und 10 km/h)[9] erlaubt es, die Strecke von der Elbe bis nach Lübeck in einem Tag zurückzulegen.
Die Brückendurchfahrtshöhe beträgt bei normalem Kanalwasserstand 4,4 m[9] und soll in den nächsten Jahren auf 5,25 m erhöht werden. Die Abladetiefe beträgt max. 2,0 m.[9]
Limitierender Faktor für die Schifffahrt sind die sechs Schleusen 11 km vor dem Kanalende bei Lauenburg, die nur Schiffe bis 80 Meter Länge aufnehmen können.[10]
Zusätzlich ist in den letzten Jahren der Freizeitnutzen für Naherholung und Tourismus gewachsen. Die Uferwege des Kanals eignen sich für (Rad-)Wanderungen zwischen Lübeck (Geniner Brücke) und Lauenburg (auch im Wechsel mit der parallel durch den Naturpark Lauenburgische Seen verlaufenden historischen Alten Salzstraße) und erschließen so die Radwanderwege an der Elbe und in der Lüneburger Heide.
Städte und Gemeinden am Elbe-Lübeck-Kanal |
Lübeck, 71 m nordöstlich der Achse der Geniner Straßenbrücke beginnt der ELK mit km 0,00, kurz dahinter kreuzt die Bahnstrecke Lübeck–Hamburg, ein Stück weiter die Bundesautobahn 20 den Kanal
Lübeck, Ortsteil Büssau mit Schleuse bei km 3,43
Krummesse mit Schleuse bei km 8,55
Berkenthin mit Schleuse bei km 13,33 (hier kreuzt auch die Bundesstraße 208)
Behlendorf mit Schleuse bei km 16,52
Neu Lankau mit der Donnerschleuse bei km 20,67
Mölln (hier überquert die Bundesstraße 207 den Kanal, der durch den Möllner Ziegelsee verläuft)
Güster, hier kreuzt die Bundesautobahn 24. Der Kanal wird hier von einer Reihe von Baggerseen gesäumt, die teilweise auch vom Kanal aus zugänglich sind. Der hier abgebaute Kies wurde über den ELK abtransportiert. Heute dienen die Seen überwiegend der Naherholung.
Siebeneichen mit Fährverbindung nach Fitzen
- Büchen
Witzeeze mit Schleuse bei km 50,45
Dalldorf mit Brücke nach Zweedorf (Schwanheide)
Basedow (Lauenburg) am Lanzer See bei km 55 (der Kanal führt am Lanzer See entlang)
Lauenburg/Elbe mit Schleuse bei km 59,91 (hier kreuzt die Bundesstraße 5 den Kanal), Einmündung in die Elbe mit km 61,55.
Geodaten |
- Beginn der Kilometrierung: 53° 50′ 37″ N, 10° 38′ 5″ O53.84366666666710.634777777778
- Einmündung in die Elbe bei Lauenburg: 53° 22′ 10″ N, 10° 33′ 27″ O53.36936111111110.557611111111
Literatur |
- Karin Brundies, Harald Utecht: Elbe. Band 3: ESK + ELK. Von Magdeburg bis Artlenburg, vom MLK bis Travemünde. DSV-Verlag, Hamburg 1999, ISBN 3-88412-306-8 (Binnenwasserstraßen 6).
- Hans-Georg Braun, Hans Rohde, Burkart Rümelin, Walter Strähler, Hans-Joachim Ullmann: Flüsse und Kanäle. Die Geschichte der deutschen Wasserstraßen. Hrsg.: Martin Eckoldt. 1. Auflage. DSV-Verlag, Hamburg 1998, ISBN 3-88412-243-6, Kapitel 8.6, S. 351–352.
- Emil Hammermann: Der Elbe-Trave-Kanal. Verlag Gustav Fischer, Jena 1914. (Digitalisat)
- Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nord: Elbe-Lübeck-Kanal, Erhaltung eines Wasserweges. Eigenverlag, Kiel 1990. ISBN 3-88412-243-6.
Einzelnachweise |
↑ ab Längen (in km) der Hauptschifffahrtswege (Hauptstrecken und bestimmte Nebenstrecken) der Binnenwasserstraßen des Bundes, Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes
↑ Verzeichnis E, Lfd.Nr. 11 der Chronik, Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes
↑ Local- und vermischte Notizen. In: Lübeckische Blätter, 27. Jahrgang, Nr. 74, Ausgabe vom 16. September 1885, S. 424.
↑ Das erste Kriegsschiff auf dem Elbe-Trave-Kanal. In Vaterstädtische Blätter: Ausgabe vom 12. April 1903
↑ Andreas Dohms: Der Elbe-Lübeck-Kanal – eine direkte Wasserstraßenverbindung zwischen der offenen See und dem Binnenland. In: Binnenschifffahrt Heft 12 (2009) S. 68–72.
↑ BVWP Gesamtplan (3. August 2016) (PDF 11 MB) (Memento des Originals vom 3. August 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/f-cdn-o-002.l.farm.core.cdn.streamfarm.net
↑ Projekt W 33 Ausbau des Elbe-Lübeck-Kanals bei www.bvwp-projekte.de, abgerufen am 14. November 2018
↑ Elbe-Lübeck-Kanal: Die Zweifel am Milliardenprojekt wachsen auf www.shz.de Beitrag vom 19. Oktober 2017, abgerufen am 14. November 2018
↑ abc Binnenschifffahrtsstraßen-Ordnung, Kapitel 19: ELK und Trave
↑ Oliver Vogt: Keine Zukunft für den Kanal? In: Lübecker Nachrichten vom 24. November 2010, S. 6
Weblinks |
Commons: Elbe-Lübeck Canal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Arthur Oelwein: Der Elbe-Trave-Canal. In: Wochenschrift des österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines, Jahrgang 1891, Nr. 35/1891 (XVI. Jahrgang), S. 313 f. (Online bei ANNO)Vorlage:ANNO/Wartung/ina.
Elbe-Lübeck-Kanal auf der Website des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts Lauenburg- Der Elbe-Trave-Kanal. Zur Eröffnungsfeier am 16. Juni 1900
- Fotos vom Elbe-Lübeck-Kanal
Einweihung der neuer Lauenburger Schiffsschleuse 2006 mit der Durchfahrt des Raddampfers „Kaiser Wilhelm“
53.59820999361110.680084228611Koordinaten: 53° 36′ N, 10° 41′ O