Römisch-katholische Kirche in Polen




Die römisch-katholische Kirche in Polen ist die größte und einflussreichste christliche Gemeinschaft des Landes. Sie ist in 14 Erzbistümer und 27 Bistümer sowie das Militärordinariat untergliedert.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Geschichte


  • 2 Diözesen


  • 3 Nuntiatur


  • 4 Literatur


  • 5 Siehe auch


  • 6 Weblinks


  • 7 Einzelnachweise





Geschichte |




Papstbesuch von Johannes Paul II in Sosnowiec 1999


Seit der Christianisierung Polens im Jahr 966 hat die katholische Kirche stets eine wichtige religiöse, soziale und politische Rolle im Leben des Landes gespielt. Vor allem in Zeiten der Fremdherrschaft hatte sie eine wichtige Rolle für den Zusammenhalt der polnischen Nation.


Im Zweiten Weltkrieg kamen 2795 Priester und 6 Bischöfe zu Tode, die weitaus meisten von ihnen als Opfer der deutschen Besatzer, die übrigen als Opfer der sowjetischen Besatzer Ostpolens.[1] 28 % aller katholischen Kleriker wurden zwischen 1939 und 1945 ermordet oder kamen in der Haft ums Leben; von den polnischen Juden abgesehen, gab es in keiner anderen gesellschaftlichen Gruppe einen annähernd hohen Anteil an Todesopfern. 870 polnische Priester starben allein im KZ Dachau.[1]


Im Jahr 1945 wurden die deutschen katholischen Kirchenstrukturen östlich der Oder-Neiße-Grenze durch eine polnische Kirchenverwaltung ersetzt. Der Umgang der katholischen Kirche Polens mit der Oder-Neiße-Frage wird von der deutschen und polnischen Seite unterschiedlich bewertet.[2]


In Deutschland umstritten ist die Rolle des polnischen Klerus bei der Vertreibung deutscher Glaubensbrüder und -schwestern aus den Gebieten östlich von Oder und Neiße in den späten 1940er Jahren.[3][4][5]


Aus der polnischen Sicht war die deutsche Kirchenverwaltung in den Oder-Neiße-Gebieten nach der Westverschiebung der deutsch-polnischen Grenze handlungsunfähig; um die seelsorgliche Betreuung der einströmenden polnischen Bevölkerung zu gewährleisten und das Fortbestehen des Katholizismus in diesen Gebieten zu sichern, habe die polnische Kirche einschreiten müssen.[6]


Unter der kommunistischen Herrschaft war die katholische Kirche eine Gegenmacht, die viele Polen anzog. Die römisch-katholische Kirche behielt unter der Führung des Primas des Jahrtausends Stefan Wyszyński ihre Autonomie und wurde erneut durch die Wahl Kardinals Karol Wojtyła als Papst Johannes Paul II. in ihrer systemunabhängigen Stellung gestärkt. Der erste Besuch des neuen Papstes in seiner Heimat im Juni 1979 weckte als nicht-kommunistisches Massenereignis im Volk das Bewusstsein einer breiten Opposition gegen das Regime, das für die fatale ökonomische Entwicklung des Landes verantwortlich war, und bereitete den Boden für die Entstehung der Solidarność und den Fall des Kommunismus.[7]


Nach der Wende im Jahr 1989 verfügte die Apostolische Konstitution Totus Tuus Poloniae Populus am 25. März 1992 von Papst Johannes Paul II. eine Neu- und Umstrukturierung der katholischen Kirche in Polen.


Da es in Polen keine amtlichen Statistiken gibt, durch die die Religionszugehörigkeit erfasst wird, kann die Zahl der Katholiken in Polen nur grob geschätzt werden. Im Jahr 2011 sollen rund 87 % der polnischen Bevölkerung der römisch-katholischen Kirche angehört haben.[8] Die übrigen knapp fünf Millionen Polen gehören keiner Religion oder über 40 anderen Bekenntnissen an. Einer Erhebung des Instytut Statystyki Kościoła Katolickiego (Statistisches Institut der katholischen Kirche) zufolge nahmen im Jahre 2017 im Durchschnitt 38,3 % der Katholiken an der Sonntagmesse teil. Am höchsten war die Beteiligung im Bistum Tarnów (71,7 %), am geringsten in der Erzbistümern Łódź und Stettin-Cammin (je 24,6 %).[9]


Die Kirche hat auch heute erheblichen politischen Einfluss, ist nach dem Staat der zweitgrößte Eigentümer von Immobilien und besitzt etwa 300 Presseorgane und 50 Radio- und Fernsehsender.[10]


In den ersten beiden Jahrzehnten des 21. Jahrhunderts ging der hohe Einfluss der katholischen Kirche insbesondere in den Großstädten spürbar zurück. Eine kirchenkritische Partei, die Palikot-Bewegung, schaffte 2011 den Sprung in das polnische Parlament. Insbesondere die Tatsache, dass viele katholische Priester den rechtskonservativen Parteien nahestehen, schwächt zunehmend den Einfluss der katholischen Kirchenleitung auf die Gesellschaft Polens in ihrer Gesamtheit.[11]



Diözesen |




Übersichtskarte über die polnischen Diözesen. Die Nummerierung entspricht der Liste links. Einer Erzdiözese sind jeweils ein bis vier Suffragandiözesen unterstellt, so setzen sich die 14 Kirchenprovinzen zusammen.




  • Erzbistum Białystok (1)


    • Bistum Drohiczyn (2)


    • Bistum Łomża (3)




  • Erzbistum Krakau (4)


    • Bistum Bielsko-Żywiec (5)


    • Bistum Kielce (6)


    • Bistum Tarnów (7)




  • Erzbistum Częstochowa (8)


    • Bistum Radom (9)


    • Bistum Sosnowiec (10)




  • Erzbistum Danzig (11)


    • Bistum Pelplin (12)


    • Bistum Toruń (13)




  • Erzbistum Gniezno (14)


    • Bistum Bydgoszcz (15)


    • Bistum Włocławek (16)




  • Erzbistum Katowice (17)


    • Bistum Gliwice (18)


    • Bistum Opole (19)




  • Erzbistum Łódź (20)

    • Bistum Łowicz (21)



  • Erzbistum Lublin (22)


    • Bistum Sandomierz (23)


    • Bistum Siedlce (24)




  • Erzbistum Posen (25)

    • Bistum Kalisz (26)



  • Erzbistum Przemyśl (27)


    • Bistum Rzeszów (28)


    • Bistum Zamość-Lubaczów (29)




  • Erzbistum Szczecin-Kamień (30)


    • Bistum Koszalin-Kołobrzeg (31)


    • Bistum Zielona Góra-Gorzów Wielkopolski (32)




  • Erzbistum Ermland (33)


    • Bistum Elbląg (34)


    • Bistum Ełk (35)




  • Erzbistum Warschau (36)


    • Bistum Płock (37)


    • Bistum Warschau-Praga Varsaviensis-Pragensis (38)




  • Erzbistum Breslau (39)


    • Bistum Legnica (40)


    • Bistum Świdnica (41)



  • Polnisches Militärordinariat


  • Erzeparchie Przemyśl-Warschau (Ukrainische Griechisch-katholische Kirche)
    • Eparchie Breslau-Danzig




Nuntiatur |


Die diplomatische Vertretung des Heiligen Stuhls in Polen war nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst eingeschränkt. Seit 1975 war ein Apostolischer Delegat in Polen tätig. Ab 1986 vertrat Erzbischof Francesco Colasuonno und von 1989 bis 2010 der Pole Józef Kowalczyk den Heiligen Stuhl als Apostolischer Nuntius. Bis zum 28. Mai 2016 war Celestino Migliore Nuntius in Polen, zu dessen Nachfolger am 6. August desselben Jahres der bisherige Nuntius in Indien, Salvatore Pennacchio, ernannt wurde.



Literatur |



  • Johann Severin Vater: Anbau der neuesten Kirchengeschichte im Königreiche Polen. 1820 (Volltext auf Archive.org).


  • Klaus Ziemer: Die Rolle der katholischen Kirche beim politischen Systemwechsel 1988 bis 1990. In: Hans-Joachim Veen, Peter März, Franz-Josef Schlichting (Hrsg.): Kirche und Revolution: Das Christentum in Ostmitteleuropa vor und nach 1989. Böhlau, Köln 2009, ISBN 978-3-412-20403-7, S. 75–100.

  • Theo Mechtenberg: Polens katholische Kirche zwischen Tradition und Moderne. Neisse Verlag, Dresden 2010, ISBN 978-3-940310-96-5.

  • Robert Zurek: Die katholische Kirche Polens und die «Wiedergewonnenen Gebiete» 1945–1948. Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main 2014, ISBN 978-3-631-64622-9.



Siehe auch |



  • Liste der römisch-katholischen Diözesen

  • Geschichte Polens



Weblinks |



 Commons: Roman Catholic Church in Poland – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


  • Kirchgänger gezählt


  • Seite der katholischen Bischofskonferenz Polens (polnisch)

  • Tagung zum Thema „Die Kirche in den postkommunistischen Transformationsprozessen“ in Osnabrück im Oktober 2000. Vorträge von Bischof Tadeusz Pieronek (Krakau) (PDF; 104 kB) und Irena Lipowicz (Botschafterin der Republik Polen in Österreich) (PDF; 73 kB)


  • Irena Borowik: Religion und Politik in Polen Bundeszentrale für politische Bildung. 2. Juli 2009



Einzelnachweise |




  1. ab Katholische Nachrichten-Agentur: Polens Priester und Bischöfe gedenken in Dachau ihrer Ermordeten, 30. April 2015.


  2. Robert Żurek: Die katholische Kirche Polens und die «Wiedergewonnenen Gebiete» 1945–1948. Verlag Peter Lang, Frankfurt am Main / Berlin / Bern / Bruxelles / New York / Oxford / Wien 2014, ISBN 978-3-631-64622-9, S. 11.


  3. Robert Żurek: Die katholische Kirche Polens und die «Wiedergewonnenen Gebiete» 1945–1948. Verlag Peter Lang, Frankfurt am Main / Berlin / Bern / Bruxelles / New York / Oxford / Wien 2014, ISBN 978-3-631-64622-9, S. 11 ff.


  4. Lothar Groppe SJ: Predigt bei der Wallfahrt der Heimatvertriebenen am 17. Oktober 1999 im Kölner Dom. In: Theologisches. Jg. 29. Nr. 11/12. November/Dezember 1999, S. 614.


  5. Stanislaw Zimniak: Diener Gottes August Hlond (1881–1948). Deutsche Provinz der Salesianer Don Boscos. 2010 (erreichbar über [1]).


  6. Robert Żurek: Die katholische Kirche Polens und die «Wiedergewonnenen Gebiete» 1945–1948. Verlag Peter Lang, Frankfurt am Main / Berlin / Bern / Bruxelles / New York / Oxford / Wien 2014, ISBN 978-3-631-64622-9, S. 12–13.


  7. Włodzimierz Borodziej: Geschichte Polens im 20. Jahrhundert. C. H. Beck, 2010, ISBN 978-3-406-60648-9, S. 358f.


  8. Główny Urząd Statystyczny: Mały rocznik statystyczny Polski 2012. Zakład Wydawnictw Statystycznych, Warszawa 2012, S. 117, 134–135 (gov.pl [PDF; abgerufen am 15. Januar 2013]). 


  9. Annuarium Statisticum Ecclesiae in Polonia. Instytut Statystyki Kościoła Katolickiego, Warschau 2019, S. 27. (PDF)


  10. Alice Kohli: «Zuerst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich.» nzz.ch vom 3. November 2011, abgerufen am 22. Februar 2012


  11. n-tv: Kirche nicht mehr das Maß aller Dinge.


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