Corps Thuringia Jena
Das Corps Thuringia Jena ist eine pflichtschlagende und farbentragende Studentenverbindung im Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV), dem ältesten deutschen Korporationsverband. Das Corps vereint Studenten und Alumni der Friedrich-Schiller-Universität Jena, der Ernst-Abbe-Fachhochschule Jena und ehemalige Studenten der Universität Hamburg. Die Corpsmitglieder werden Jenenser Thüringer oder wie von alters her Jenschthüringer genannt.
Inhaltsverzeichnis
1 Couleur
2 Geschichte
3 Bekannte Mitglieder
4 Träger der Klinggräff-Medaille
5 Verhältniscorps
6 Literatur
7 Weblinks
8 Einzelnachweise
Couleur |
Als Couleur tragen die Thüringer schwarz-kardinalsrot-weiß mit silberner Perkussion. Als regionale Besonderheit zählen die Studentenverbindungen in Jena und Halle an der Saale ihre Farben von unten nach oben. Die Studentenmütze ist schwarz. Das Fuchsband ist kardinalsrot-weiß-kardinalsrot.
Der Wahlspruch lautet Freiheit, Ehre, Bruderliebe! Der Wappenspruch ist Virtuti tantum floret corona![1]
Geschichte |
Das Corps Thuringia wurde am 6. Juni 1820[2] von Studenten der Universität Jena gegründet. Es stand zur Tradition des Bierstaats und rief das berühmte Bierherzogtum Lichtenhain ins Leben. Benannt war es nach Lichtenhain (Jena), wo es abgehalten wurde.[3]
Thuringia gehört mit dem Corps Brunsviga Göttingen zu den Begründern des schwarzen Kreises. Dass sie ihn zur Zeit des Deutschen Kaiserreichs beherrschte, zeigt sich eindrucksvoll an der Kreispolitik von Saxonia Leipzig. Thuringia und Brunsviga stehen seit 1846 in einem der ältesten Kartelle.
Da in der Deutschen Demokratischen Republik sämtliche Studentenverbindungen verboten waren, musste Thuringia nach Westdeutschland verlegen. In der Nachkriegszeit war sie eines der ersten Corps, das den aktiven Betrieb wieder eröffnete, am 6. Juni 1948 im Hamburger Senioren-Convent. Im Januar 1950 gehörte sie zu den 22 Corps, die sich in der Interessengemeinschaft zusammenschlossen und die Rekonstitution des KSCV vorbereiteten. Initiiert war die IG von dem Thüringer Otto Klonz, einem Rechtsanwalt in Köln-Marienburg.[4]
Im Sommer 1990 beschloss Thuringia als erste Studentenverbindung Deutschlands, an ihren ursprünglichen Sitz in der damals noch bestehenden DDR zurückzukehren. Sie verkaufte das Haus in Hamburg und nahm den Corpsbetrieb in Jena noch vor der Wiedervereinigung wieder auf.
Als Mitglied des Eisenacher Kartells gilt Thuringia als eines der einflussreichsten Corps im KSCV. Außerdem ist sie mit zwei angestrebten Mensuren pro Semester wohl eine der Verbindungen mit den meisten Pflichtmensuren.
1850, 1859, 1970 und 1999 stellte das Corps den Vorsitzenden des oKC. Gustav Bachus, der Königsberger Vorsitzende des oKC 1894, war auch Thüringer.
Bekannte Mitglieder |
In alphabetischer Reihenfolge
Heinrich Albert (1874–1960), Reichswirtschaftsminister 1923, Vorsitzender des Vorstandes des Norddeutschen Lloyd
Alfred Appelius (1858–1932), Präsident des Landtages im Großherzogtum Sachsen (Sachsen-Weimar-Eisenach)
Hugo Bach (1872–1950), Richter in Deutsch-Südwestafrika, Ministerialbeamter
Fritz Bacmeister (1840–1886), berühmter studentischer Fechter
Karsten Bahnson (* 1941), Studentenhistoriker
Karl von Bardeleben (1849–1918), Professor für Anatomie an der Universität Jena, Generaloberarzt à la suite
Adolph Baumbach (1825–1903), MdR
Adolf Becker (1848–1922), Bürgermeister von Rostock
Gustav Bournye (1823–1858), Landrat in Prüm
Moritz Brückner (1807–1887), Landrat in Ohrdruf, Präsident des Landtags des Herzogtums Gotha
Hans Danckwortt (1875–1959), Staatsanwalt und Richter
Theodor Dependorf (1870–1915), Zahnmediziner und Hochschullehrer in Jena und Leipzig
Axel Döhn (um 1843–1909), Landrat in Preußisch Stargard und Dirschau
Philipp W. Fabry (* 1927), Philologe und Historiker
Gustav Fels (1842–1922), Bürgermeister in Lehe
Ernst Flemming (1870–1955), Bergbeamter, stellv. Aufsichtsratsvorsitzender der Preussag
Hugo Friedrich Fries (1818–1889), MdR im Norddeutschen Bund
Christian Gänge (1832–1909), Professor für Chemie an der Universität Jena
Werner Gercke (1885–1954), pommerscher Landesrat, Mitgründer und Direktor der Pommerschen Stadtschaft
Christoph Görtz (1812–1889), Lübecker Reichstagsabgeordneter
Karl Grünberg (1875–1932), Ordinarius für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde in Bonn
Carl Hauß (1875–1942), Präsident des Reichspatentamts
Christian Herfarth (1933–2014), Chirurg, Lehrstuhlinhaber in Ulm und Heidelberg
Wolfgang Herr (* 1965), Hämatologe, Lehrstuhlinhaber in Regensburg
Karl Friedrich Heusinger (1792–1883), Mediziner
Karl Hirsch (Internist) (1870–1930), Professor für Innere Medizin
Hans-Richard Hirschfeld (1900–1988), Botschafter
Heinrich Homann (1911–1994), Mitbegründer des Nationalkomitees Freies Deutschland, Vorsitzender der NDPD (1972–1989), stellvertretender Vorsitzender des Staatsrates der DDR (1960–1989)
Richard Karutz (1867–1945), Arzt und Ethnologe
Edmund Kirchner (um 1817–1895), Landrat in Gehren- Jens Korn (* 1973), Bürgermeister der Stadt Wallenfels
- Hermann Langness, Unternehmer Bartels-Langness
Albert Lindner (1831–1888), Schriftsteller
Julius Löbe (1805–1900), Linguist und Theologe
Bernhard Maempel (1816–1870), Landrat in Sondershausen, Abgeordneter und stellvertretender Präsident des Landtags des Fürstentums Schwarzburg-Sondershausen
Heinrich Martins (1829–1903), Oberbürgermeister von Glogau, MdHH- Hans Heinrich Matthiesen (1904–1978), Vorstandsvorsitzender Mobil Oil Deutschland AG
Eduard Mittenzwey (1843–1936), Landgerichtspräsident in Eisenach
Fritz Möller (1906–1983), Pionier der Strahlungsforschung und Satellitenforschung
Hans Erich Nossack (1901–1977), Schriftsteller
Bernhard Riedel (1846–1916), Ordinarius in Jena
Hermann Rittscher (1839–1897), Senator der Hansestadt Lübeck
Diedrich Sägelken (1816–1891), Schulrektor, Mitglied des Oldenburgischen Landtags
Johannes Sarnow (1860–1924), Landeshauptmann in Pommern
August Sartori (1827–1908), Pädagoge
Arnold Schleiff (1911–1945), Dozent für Theologie an der Albertus-Universität Königsberg
Peter Schleiff (1910–2011), Hautarzt in Quedlinburg
Erich Schlüter (1903–1977), Landgerichtspräsident und Ostpolitiker
Gustav Schmalfuß (1856–1921), Gynäkologe
Hans Schmalfuß (1894–1955), Chemiker und Hochschullehrer
Adolf Schmidt (1898–1985), Kreishauptmann im Generalgouvernement
Franz Heinrich Schröter (1835–1911), Amtsgerichtsrat, MdHdA, MdR
Hugo Schuchardt (1842–1927), Romanist und Sprachwissenschaftler
Constantin Sorger (1829–1877), Oberbürgermeister von Gera
Kurt Täger (1879–1946), Oberbürgermeister in Herne
Gustav Toepke (1841–1899), Jurist und Historiker
Karl Ulbricht (um 1843–1913), Kreisdirektor in Zerbst und Ballenstedt
Hans Wagenführ (1886–1944), Oberbürgermeister von Düsseldorf
Hermann Friedrich Wendt (1838–1875), Professor für Ohrenheilkunde
Julius Winckel (1857–1941), Generalkonsul in Triest und Albanien
Wilhelm Witting (um 1842–1899), Kreisdirektor in Zerbst
Fedor von Wuthenau (1859–1917), Rittergutsbesitzer, Kammerherr (als Fuchs ausgeschieden)
Träger der Klinggräff-Medaille |
Mit der Klinggräff-Medaille des Stiftervereins Alter Corpsstudenten wurde ausgezeichnet:
Wolfgang Herr (1992)
Verhältniscorps |
- Kartelle
- Brunsviga Göttingen
- Silesia Breslau zu Frankfurt (Oder)
- Borussia Greifswald
- Suevia München
- Hassia-Gießen zu Mainz
- Franconia Tübingen
Hansea Königsberg (2001 erloschen)
- Befreundete
- Suevia Straßburg
- Saxonia Kiel
- Gothia Innsbruck
- Bavaria Würzburg
- Lusatia Leipzig
Literatur |
Karsten Bahnson: Die Stiftung der Thuringia Jena nach einem Brief ihres ersten Seniors. Einst und Jetzt 44 (1999), S. 151–166- Hans-Bernhard Herzog (Hrsg.): 100 Jahre Eisenacher Kartell. 1909–2009. Neustadt an der Aisch 2009 ISBN 978-3-87707-754-2
Albert Lindner: Das Corps Thuringia. Nebst einem Anhange: Das Herzogthum Lichtenhain. Jena 1870. GoogleBooks
Weblinks |
Commons: Corps Thuringia Jena – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Homepage
Einzelnachweise |
↑ deutsch: „Nur der Tapferkeit gebührt die Krone“
↑ Ernst Hans Eberhard: Handbuch des studentischen Verbindungswesens. Leipzig, 1924/25, S. 70.
↑ A. Lindner: Das Corps Thuringia. Nebst einem Anhange: Das Herzogthum Lichtenhain. S. 67 ff. GoogleBooks
↑ Kösener Corpslisten 1960, 62, 969
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