Wolzogen (Adelsgeschlecht)






Wappen derer von Wolzogen seit 1588


Wolzogen ist der Name eines ursprünglich niederösterreichischen Uradelsgeschlechts, das sich später weit verbreitete, zu einigem Ansehen gelangte und dessen Linien teilweise bis heute fortbestehen.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Geschichte


  • 2 Besitz


  • 3 Wappen


  • 4 Angehörige


  • 5 Literatur


  • 6 Einzelnachweise





Geschichte |


Das Geschlecht erscheint im Jahre 1393 erstmals urkundlich mit Chunrad, Lehnsträger der Hube in der Linden auf dem Berg in der Herrschaft Strengberg des Klosters Tegernsee.[1] Besitznachfolger sind die Brüder Degenhart Wolzogen in Berg und Hans Wolzogen in Türnbuch, mit dem auch die durchgängige Stammreihe des Geschlechts seinen Anfang nimmt.[2]


Bereits seit 1565 konnten die Wolzogen das Oberhofpostmeisteramt in Niederösterreich und Ungarn besetzten.


1595 kam die Herrschaft Neuhaus in den Besitz der Wolzogen. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts ließ Hans Christoph von Wolzogen die Burg grundlegend umgestalten und im Zuge dessen in den Jahren 1610 bis 1612 auch die Kirche errichten. Als Protestanten verloren die Wolzogen im Zuge der Gegenreformation ihre Besitztümer, Paul von Wolzogen musste 1628 nach Sachsen auswandern.


Die Söhne des kaiserlichen Hofpostmeister Paul Wolzogen († 1575), Hans und Hans Christoph sowie deren Vetter Andreas Wolzogen erhielten 1588 in Prag eine erbländisch-österreichische Wappenbesserung im Adelsstand. 1591 erhielten die gleichen Vettern Hans Christoph und Andreas Wolzogen, kaiserlicher Postmeister in Kaschau, den niederösterreichischen alten Ritterstand. Derselbe Hans Christoph Wolzogen, Erbherr auf Neuhaus und niederösterreichischer Kammerrat erhielt 1602 in Prag im Ritterstand die Verleihung des Prädikats zu Neuhaus, weiterhin 1605 das mährische Inkolat und wurde 1607 in Prag in den erbländisch-österreichischen Freiherrnstand gehoben.[2]


Der herzoglich sachsen-coburg-meißnische Geheime Ratsdirektor sowie nachmalige herzoglich sachsen-weißenfelssche Premierminister und Erbschenk der Grafschaft Henneberg, Freiherr Johann Christoph von Wolzogen und Neuhaus (* vor 1666; † nach 1722) erhielt 1702 in Wien die Reichsfreiherrenbestätigung.[2]


Charlotte von Mecklenburg-Strelitz (* 1769; † 1818), die spätere Herzogin von Sachsen-Hildburghausen, wurde ab ihrem 12. Lebensjahr von Magdalena von Wolzogen erzogen.


Spätestens im 18. Jahrhundert hatte sich die Familie in drei Linien geteilt.


Auf Java blühte die erste Linie, begründet durch den holländisch-ostindischen Oberst und Generalinspektor der dortigen Waldungen, Freiherr Carl von Wolzogen. Er war mit dem württembergischen Kapregiment dorthin gekommen. Sein gleichnamiger Sohn (* 1800) war dort Gouvernements-Bauinspektor und Ingenieur-Leutnant, er hatte zwei Söhne, Ludwig (* 1842) und Heinrich (* 1844), die den Stamm fortsetzten.[3]


Die zweite Linie blühte Hinterpommern, wo die Wolzogen bis 1945 Dubberzin besaßen. Mehrere Söhne der Familie dienten als Offiziere in der preußischen Armee.[3]


Der preußische General Ludwig von Wolzogen (* 1773; † 1845) stiftete die dritte Linie, welche durch seinen Sohn Alfred von Wolzogen (* 1823; † 1883), Erbherr auf Kalbsrieth, preußischer Premierleutnant, mecklenburg-schwerinscher Kammerherr und Hoftheaterintendant in Schwerin fortgeführt wurde.[3]


Eine besondere anverwandte und freundschaftliche Verbindung verband die Wolzogen mit Friedrich Schiller. Wilhelm von Wolzogen war ein Studienfreund Schillers (Bruder des oben genannten preußischen Generals Ludwig). Als Gerüchte laut wurden, dass sich Herzog Carl Eugen um Schillers Auslieferung bemühe, bekam der Dichter, auf Vermittlung seines Freundes Wilhelm im Dezember 1782 bei dessen Mutter Henriette von Wolzogen ein unauffälliges Asyl im thüringischen Bauerbach. In ihre Tochter Charlotte von Wolzogen (* 1766; † 1794) soll sich Schiller unglücklich verliebt haben. Während einer Reise durch Rudolstadt im Jahre 1787 lernte Schiller Charlotte von Lengefeld (* 1766; † 1826) und deren Schwester Caroline (* 1763; † 1847) kennen. Erstere wurde 1790 Schillers Gemahlin, letztere 1794 die Wilhelms von Wolzogen, worin sich die Verschwägerung mit den Wolzogen begründet.



Besitz |



  • In Österreich: Arnstein, Fahrenfeld, Gutenbrunn, Missingdorf, Neuhaus und Sankt Ulrich

  • In Franken: Bauerbach und Mühlfeld

  • In Schlesien: Blumerode im Landkreis Neumarkt

  • In Pommern: Dubberzin im Landkreis Schlawe

  • In Weimar-Eisenach: Kalbsrieth bei Allstedt




Stammwappen in Siebmachers Wappenbuch, 1605



Wappen |



  • Das Stammwappen zeigt in Gold zwischen zwei Schrägrechtsbalken aufwärts trabend ein rotes Ross. Auf dem Helm mit rechts blau-goldenen und links rot-goldenen Decken ein goldbeschlagenes rotes Hifthorn mit rechtsgekehrtem Mundstück und aufwärts geschlungener blauer Schnur.[2]

  • Das Wappen von 1588 ist geviert: I. und IV. in Blau ein mit einem roten Pferd belegter goldener Schrägrechtsbalken, II und III. in Gold ein gekrönter schwarzer Adler. Zwei gekrönte Helme: Auf dem rechten mit rechts rot-goldenen und links blau-goldenen Decken das Ross wachsend und auf dem linken mit schwarz-goldenen Decken ein hermelingestülpter roter Turnierhut, darauf ein goldbeschlagenes schwarzes Hifthorn mit rechtsgekehrtem Mundstück und aufwärts geschlungener rechts schwarzer, links goldener Schnur.[2]



Angehörige |




  • Johann Ludwig von Wolzogen (1600–1661), einflussreicher Sozinianer

  • Ludwig von Wolzogen (1632–1690), Professor in Utrecht

  • Matthias von Wolzogen, Mitglied der fruchtbringenden Gesellschaft unter dem Namen der Andeutende

  • Johann Christoph von Wolzogen und Neuhaus (vor 1666–nach 1722), sachsen-coburg-meißnischer Geheimer Ratsdirektor, sachsen-weißenfelsscher Premierminister und Erbschenk der Grafschaft Henneberg

  • Ernst Ludwig von Wolzogen (1723–1774), sachsen-hildburgischer Geheimer Legationsrat; Söhne:


    • Wilhelm von Wolzogen (1762–1809), Weimarer Geheimer Rat und Obersthofmeister, Freund und Schwager Friedrich Schillers


    • Ludwig von Wolzogen (1773–1845), preußischer General der Infanterie und Diplomat; Sohn:

      • Alfred von Wolzogen (1823–1883), mecklenburg-schwerinscher Kammerherr und Hoftheaterintendant in Schwerin, Lustspielautor; Söhne:


        • Hans von Wolzogen (1848–1938), Schriftsteller und Redakteur


        • Ernst von Wolzogen (1855–1934), Schriftsteller, Erzähler und Lustspielautor; Sohn:

          • Hans von Wolzogen (1888–1954), Filmproduzent und Regisseur








  • Christoph von Wolzogen (* 1948), Philosoph



Literatur |



  • Heinrich Erwin Ferdinand von Feilitzsch: Zur Familiengeschichte des Deutschen, insonderheit des Meissnischen Adels. 1896, S. 359


  • Johann Friedrich Gauhe: Des Heiligen Römischen Reichs Genealogisch-Historisches Adels-Lexikon. 2. Auflage, Leipzig 1740, 1. Teil, Spalte 1940–1942


  • Genealogisches Handbuch der freiherrlichen Häuser B 3, Band 31 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1963, S. 501–512

  • Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band XVI, Band 137 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 2005, S. 363–365 ISSN 0435-2408


  • Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser Gotha 1855 (Stammreihe u. ältere Genealogie), 1857–1939 (Fortsetzungen) ,1855 S.700ff, 1856 S.780ff, 1865 S.1017ff


  • Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon. Leipzig 1870, Band 9, S. 602–603


  • Leopold von Ledebur: Adelslexikon der preußischen Monarchie. Berlin 1858, Band 3, S. 136


  • Kurt von Priesdorff: Soldatisches Führertum. Band 4, Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg, o. O. [Hamburg], o. J. [1937], DNB 367632799, S. 180–184, Nr. 1281.

  • Gero von Wilcke: Genealogische Hintergründe zu Schillers Dramen "Die Räuber" und "Kabale und Liebe". In: Genealogie 19, 1970, S. 325–336

  • Karl August Alfred von Wolzogen und Neuhaus: Geschichte des Reichsfreiherrlich von Wolzogen'schen Geschlechts. Brockhaus, Leipzig 1859, 2 Bände

    • Band 1 (Volltext)

    • Band 2 (Volltext)



  • Rüdiger Wurth: Die Wolzogen. Hof- und Niederösterreichische Postmeister. In: Österreichische Postgeschichte 20, Klingenbach 1996



Einzelnachweise |




  1. Hauptstaatsarchiv München, Tegernseeisches Lehenbuch, Nr. 33


  2. abcde GHdA, Adelslexikon (2005), Bd. XVI, S. 363–364


  3. abc Kneschke: Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon. (1870), Bd. 9, S. 603




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