Karl Eugen (Württemberg)
Karl Eugen (auch Carl Eugen; * 11. Februar 1728 in Brüssel; † 24. Oktober 1793 in Hohenheim) war von 1737 bis 1793 der zwölfte (seit 1744 regierende) Herzog von Württemberg.
Inhaltsverzeichnis
1 Kindheit und Erziehung
2 Frühe Regierungszeit
3 Ehen
4 Späte Regierungszeit und Tod
5 Nachkommen
6 Literatur
7 Weblinks
8 Einzelnachweise
Kindheit und Erziehung |
Herzog Karl Eugen, der sich selbst immer nur Karl nannte, war der älteste Sohn von Herzog Karl Alexander und seiner Gemahlin Maria Augusta von Württemberg, geborene Prinzessin Maria Augusta von Thurn und Taxis. Nach dem frühen Tod seines Vaters Karl Alexander bestieg Karl Eugen bereits 1737 neunjährig den Thron, bis zu seiner Volljährigkeit jedoch unter der Administration der Herzöge Carl Rudolf von Württemberg-Neuenstadt und Karl Friedrich von Württemberg-Oels. Der junge Karl Eugen und seine beiden Brüder kamen zur Erziehung nach Berlin an den Hof König Friedrichs II. von Preußen, auch um ihn und seine Brüder dem Einflussbereich der Habsburger möglichst fernzuhalten. Karl Eugen erhielt eine sorgfältige Erziehung, sein Musiklehrer war Carl Philipp Emanuel Bach. Im Jahr 1744 wurde Karl Eugen im Alter von 16 Jahren für mündig erklärt und trat die Regierung des Herzogtums Württemberg an.
Frühe Regierungszeit |
Gleich nach seinem Regierungsantritt ließ der Herzog den Leichnam von Joseph Süß Oppenheimer abhängen und verscharren, der nach seiner Hinrichtung 1738 zur Abschreckung sechs Jahre lang in einem eisernen Käfig verblieben war. Mit seiner Mutter geriet er 1750 in einen Streit und ließ sie im Göppinger Schloss internieren.
Karl Eugens Regierungszeit fiel mit dem Höhepunkt des Absolutismus zusammen, und der junge Landesherr tat alles, um seinen Hof zu einem der glänzendsten in Europa zu machen. Mit ungeheurem finanziellem Aufwand, der Württemberg an den Rand des Ruins führte, gelang ihm das zeitweise: Für seine prunkvolle Hofhaltung ließ er nicht nur das Neue Schloss in Stuttgart, sondern zusätzlich Schloss Solitude, Schloss Monrepos und später noch Schloss Hohenheim erbauen. Schloss Solitude, zeitweise sein liebster Aufenthaltsort, ließ er über die schnurgerade angelegte und exklusiv dem Hofstaat vorbehaltene Solitude-Allee mit dem Ludwigsburger Schloss verbinden. Im rechten Winkel davon ließ er eine Achse von der Solitude in den Stuttgarter Süden anlegen. Dazu wurden möglichst die besten Künstler aus allen Sparten nach Württemberg verpflichtet, und des Herzogs Feste waren so legendär wie seine zahllosen Affären und sein Despotismus. Den Dichter Christian Friedrich Daniel Schubart, der ihn und seine Mätresse Franziska von Hohenheim verspottet hatte, ließ Karl Eugen für die Dauer von zehn Jahren auf der Bergfestung Asperg einsperren. Auch den Dichter Friedrich Schiller bedrohte er mit Schreibverbot und Kerkerhaft.
Ehen |
Im Jahr 1741 hatte Karl Eugen die Nichte König Friedrichs II. von Preußen, Prinzessin Elisabeth Friederike Sophie von Brandenburg-Bayreuth, Tochter des Markgrafen Friedrich von Brandenburg-Bayreuth kennengelernt, die er 1748 heiratete. Die Ehe des Herzogspaares hielt jedoch nicht lange, und im Herbst 1756 kehrte Herzogin Elisabeth Friederike Sophie zunächst an den elterlichen Hof in Bayreuth zurück. Der Herzog hielt verschiedene Mätressen, von denen einige mehrere Jahre an seiner Seite lebten und mit denen er zahlreiche illegitime Kinder hatte. Im Jahr 1771 traf er die verheiratete Freifrau Franziska Leutrum von Ertingen, geborene Freiin von Bernerdin (1748–1811), und auch sie wurde seine Mätresse. Nach ihrer Scheidung 1772 und dem Tod seiner Frau Elisabeth Friederike Sophie 1780 heiratete Karl Eugen 1785 die inzwischen zur „Reichsgräfin von Hohenheim“ erhobene Franziska morganatisch.
Späte Regierungszeit und Tod |
Im Alter wandte sich Karl Eugen zunehmend der Landwirtschaft und der Pädagogik zu. Auf die Gründung einer Académie des arts im Juni 1761 in Stuttgart folgte 1765 in Ludwigsburg, wo sich damals der Hof befand, die Herzogliche Öffentliche Bibliothek, die heutige Württembergische Landesbibliothek Stuttgart, für deren Bestandsaufbau er beträchtliche Summen ausgab. 1767 installierte er sich selbst als „Rector perpetuus“ der Tübinger Universität Eberhardina, die er zwei Jahre später in Eberhardo-Carolina umbenennen ließ, und nahm das Rektorenamt bis zu seinem Tod 1793 wahr. 1770 gründete er außerdem beim herzoglichen Schloss Solitude ein Erziehungsinstitut, das sich aus bescheidenen Verhältnissen schließlich zur hochrangigen Hohen Karlsschule entwickelte. 1781 wurde er zum Ehrenmitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften gewählt.[1]
Die Geschichtsschreibung ist sich nicht einig, inwieweit seine zweite Ehefrau Einfluss auf seine Wandlung vom Despoten und Genussmenschen zum sorgenden Landesvater hatte.[2] Selbst Friedrich Schiller, der in jungen Jahren wegen Karl Eugen das Land verlassen hatte, machte bei dessen Tod seinen Frieden mit ihm. Christian Friedrich Daniel Schubart wurde kurz vor seinem Tode aus der Kerkerhaft entlassen und zum Musik- und Theaterdirektor am Herzogshof zu Stuttgart ernannt und durfte wieder als Herausgeber tätig werden. Mit seiner zweiten Gemahlin unternahm der Herzog weite Reisen und ließ darüber Tagebücher führen.
Am 24. Oktober 1793 starb Herzog Karl Eugen in seinem noch unvollendeten Schloss Hohenheim bei Stuttgart und wurde in der Gruft des Schlosses Ludwigsburg beigesetzt. Seine beiden jüngeren Brüder Ludwig Eugen und Friedrich Eugen folgten ihm in kurzem Abstand auf dem Thron.
Nachkommen |
Einziges eheliches Kind mit Markgräfin Elisabetha Friederika Sophia von Brandenburg-Bayreuth:
Friederike Wilhelmine Augusta Luisa Charlotte (* 19. Februar 1750 in Stuttgart; † 12. März 1751 in Stuttgart), Herzogin von Württemberg
Uneheliche Kinder
mit der Silbermagd Margarete Traub:
- Friedrich Wilhelm von Franquemont (* 1744; † 13. Dezember 1790 in Kapstadt beim Kapregiment)
mit Magdalene Barbara Fischer, geborene Castenbauer, Ehefrau des württembergischen Hofkammerrates Friedrich Johann Ernst Fischer, Tochter des Sigmund Castenbauer (1677–1736), Hofmusikus in Stuttgart, herzoglich württembergischer Instrumenten Verwalter und dessen Ehefrau Maria Barbara geb. Schreiner (1683–1757):
Reinhard Ferdinand Heinrich Fischer (* 18. Juni 1746 in Stuttgart; † 25. Juni 1813 ebenda), Architekt und Hofbaumeister[3]
Auguste Elisabeth Franziska Johanna Feuerlein, geborene Fischer (* 18. Dezember 1747 in Stuttgart; † 11. Februar 1823 ebenda), Ehefrau des Carl Friedrich Feuerlein (* 5. März 1730 in Mömpelgard; † 15. März 1808 in Stuttgart), Regierungsrat in Stuttgart, Präsident des Lokalwohltätigkeitsvereins, Kanzleiadvokat, Geheimer Kabinettssekretär des Herzogs Carl Eugen von Württemberg.[4] Der erste Stuttgarter Oberbürgermeister Willibald Feuerlein war eines der 12 Kinder aus der Ehe von Auguste mit Carl Friedrich Feuerlein.
mit der Schauspielerin Luisa Toscani:
- Karl von Ostheim (* 1761; † Batavia 24. Februar 1793)
- Karl Alexander von Ostheim (* 31. Dezember 1765; † nach 1821)
mit der Sängerin Caterina Bonafini:
- Karl (* 2. Juli 1768; † 30. April 1769)
- Carl Borel (* 18. Mai 1770; † vor 1821) (Suizid)
mit Anna Eleonora Franchi:
- Eugen (* 5. Oktober 1768; † um 1794)
- Eleonore Freiin von Franquemont (* 17. Januar 1771; † 1833), heiratete 1792 Albert Grimaud, Comte d’Orsay (* 1772; † 26. Dezember 1843)
mit Katharina Kurz:
- Karl David von Franquemont (* 13. März 1769; † 20. Juli 1830), heiratete (1.) im Mai 1795 eine Tochter des Freiherrn Theobald von Hügel, (2.) Luise Sophie Henriette von Jett (* September 1783; † 24. Januar 1852)
mit Regina Monti:
Friedrich Graf von Franquemont (* 5. März 1770 in Ludwigsburg; † 2. Januar 1842)
mit namentlich unbekannten Frauen:
- Luise (* 8. Mai 1752)
- Karoline (* 31. Dezember 1755; † 14. Mai 1839)
- Charlotte (* 9. Februar 1762; † 31. August 1811), heiratete am 30. Juni 1783 Julius Friedrich von Lützow (* 22. Mai 1759; † 4. Juli 1833) Oberforstmeister
- Friedrich Wilhelm († 19. Dezember 1790)
Karl Eugen hat insgesamt 77 natürliche Söhne anerkannt.
Literatur |
- Gabriele Haug-Moritz: Carl Eugen. In: Sönke Lorenz, Dieter Mertens, Volker Press (Hrsg.): Das Haus Württemberg. Ein biographisches Lexikon. Kohlhammer, Stuttgart 1997, ISBN 3-17-013605-4, S. 258–264.
- Wolfgang Mährle (Hrsg.): Aufgeklärte Herrschaft im Konflikt. Herzog Carl Eugen von Württemberg 1728-1793 (Geschichte Württembergs. Impulse der Forschung, Band 1). Stuttgart 2017.
Paul Friedrich von Stälin: Karl Eugen, reg. Herzog von Würtemberg. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 15, Duncker & Humblot, Leipzig 1882, S. 376–393.- Robert Uhland (Hrsg.): Tagbücher seiner Rayßen […] in den Jahren 1783–1791 von Herzog Carl Eugen selbsten geschrieben […]. Wunderlich, Tübingen 1968.
- Robert Uhland: Karl Eugen. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 11, Duncker & Humblot, Berlin 1977, ISBN 3-428-00192-3, S. 267–269 (Digitalisat).
- Karlheinz Wagner: Herzog Karl Eugen von Württemberg. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 2001, ISBN 3-421-05474-6.
- Jürgen Walter: Carl Eugen von Württemberg – ein Herzog und seine Untertanen. Biographie. Stieglitz, Mühlacker 1987, ISBN 3-7987-0243-8. Gekürzte Neuauflage unter dem Titel: Carl Eugen von Württemberg – Biographie. Stieglitz, Mühlacker 2009, ISBN 978-3-7987-0398-8.
Constantin von Wurzbach: Württemberg, Karl Eugen Herzog. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 58. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1889, S. 243 f. (Digitalisat).- Ernst von Ziegesar: Tagebuch des Herzoglich Württembergischen Generaladjutanten Freiherrn von Bouwinghausen-Wallmerode über die „Land-Reisen“ des Herzogs Karl Eugen von Württemberg in der Zeit von 1767 bis 1773. Bonz, Stuttgart 1911.
Weblinks |
Commons: Karl Eugen (Württemberg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Geheimnisse eines mehr als fünfzigjährigen wirtembergischen Staatsmannes – Quellen und Volltexte
Literatur über Karl Eugen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Werke von und über Karl Eugen in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Sabine Rathgeb: Herzog Karl Eugen von Württemberg (1728-1793), publiziert am 19.04.2018 in: Stadtarchiv Stuttgart, Stadtlexikon Stuttgart
Einzelnachweise |
↑ Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Bd. 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 128.
↑ Vgl. dazu Eberhard Fritz: Der barocke und der aufgeklärte Landesfürst – ein Gegensatz? Überlegungen zu Herzog Carl Eugens Herrscherrolle und Repräsentation. In: Wolfgang Mährle (Hrsg.): Aufgeklärte Herrschaft im Konflikt. Herzog Carl Eugen von Württemberg 1728–1793 (Geschichte Württembergs. Impulse der Forschung, Band 1). Stuttgart 2017. S. 106–121.
↑ Hansmartin Decker-Hauff: Die Universität Tuebingen von 1477 bis 1977 in Bildern und Dokumenten 500 Jahre Universität Tübingen. S. 187: „Im Auftrag Herzog Karl Eugens baute sein Sohn, der Architekt Reinhard Fischer, das damals schon lange bestehende Gebäude neben der Stiftskirche (die heutige Alte Aula) im klassizistischen Geschmack um. Als Aula Nova war sie das Geschenk Karl Eugens zum Universitätsjubiläum 1777“
↑ Peter Huber: Visionär in Zeiten des Umbruchs. Johannes Mährlen, Ökonom, Sozialreformer und Freund Mörikes. 1. Auflage. Hohenheim, Stuttgart/ Leipzig 2007, ISBN 978-3-89850-161-3.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Karl Alexander | Herzog von Württemberg 1737–1793 | Ludwig Eugen |
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Personendaten | |
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NAME | Karl Eugen |
ALTERNATIVNAMEN | Herzog Karl Eugen von Württemberg; Carl Eugen |
KURZBESCHREIBUNG | Herzog von Württemberg |
GEBURTSDATUM | 11. Februar 1728 |
GEBURTSORT | Brüssel |
STERBEDATUM | 24. Oktober 1793 |
STERBEORT | Hohenheim |