Patrozinium







Mariensäule und Dom zu Unserer Lieben Frau, München


Als Patrozinium (von lat. patrocinium deutsch ‚Beistand‘) wird die Schutzherrschaft eines Patrons oder einer Patronin bezeichnet, der eine Einrichtung (Kirche, Spital, Schule) unterstellt wird. Das Wort wird auch für das Hochfest gebraucht, an dem der Heilige gefeiert wird, dem die Kirche geweiht ist (Patronatsfest). Meist bestimmt das Patrozinium das äußere und innere Bildprogramm.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Geschichte


  • 2 Stiftung eines Patroziniums


  • 3 Literatur


    • 3.1 Patrozinienforschung allgemein


    • 3.2 Regionale Studien




  • 4 Weblinks


  • 5 Einzelnachweise





Geschichte |


In der Alten Kirche war es zunächst Brauch, am Grab eines heiligen Märtyrers dessen Beistand zu erflehen. Durch die Reliquientranslation wurde es möglich, Kirchengebäude an einem beliebigen Ort bei der Altarweihe mit einer Reliquie zu versehen; oft wurde die Kirche dann auch dem Patrozinium dieses Heiligen unterstellt. Die Reliquie wurde in der Regel in eine Aussparung des Altars eingefügt. Neben Heiligenreliquien konstituierten auch Partikel (z. B. des Heiligen Kreuzes) oder Glaubensgeheimnisse, wie etwa des Leibes oder Blutes Christi, des Heiligsten Herzens Jesu, des Heiligen Geistes oder der Verklärung, ein Patrozinium. Ist eine Kirche nicht einem Heiligen, sondern einem Glaubensgeheimnis geweiht, spricht man auch vom Titularfest.


Im Kirchenrecht heißt es: „Jede Kirche muss ihren Titel (titulus) haben, der nach vollzogener Weihe nicht geändert werden kann.“ (CIC c. 1218). Das Patrozinium einer Kirche ist somit endgültig. Jedoch konnte im Laufe der Zeit das Patrozinium durch einen Compatron oder Patronus secundarius verdrängt werden, wenn etwa die Kirche Reliquien eines bedeutenderen Heiligen oder etwa einen Splitter vom Heiligen Kreuz erhielt oder ein anderer Heiliger dem Zeitgeist mehr zu entsprechen schien.[1]



Stiftung eines Patroziniums |


Am Patrozinium kann man mitunter erkennen, wer eine Kirche finanziert hat. So stifteten zum Beispiel Kaufleute gerne Kirchen mit einem Nikolauspatrozinium, dem Schutzpatron der Kaufleute.


Ein Marienpatrozinium geht mit der Bezeichnung als Frauenkirche, Liebfrauen oder Unserer Lieben Frau einher. In der Frühzeit der deutschen Ostkolonisation wurden die ersten Kirchen oft dem heiligen Petrus geweiht, Taufkirchen dem heiligen Johannes dem Täufer. In manchen Zeiten oder Regionen gab es besonders verehrte Heilige, denen zahlreiche Kirchen geweiht wurden. Das gilt zum Beispiel für die heilige Anna, deren Verehrung um 1500 an Bedeutung gewann, sowie für zahlreiche in Deutschland während des Kulturkampfes neu erbaute und dem heiligen Josef geweihte Kirchen.


Zum Hochfest des Patrons wird in katholischen Gegenden ein Patronatsfest gefeiert, meist mit einer Prozession. Steht eine Kirche unter dem Schutz mehr als eines Schutzpatrons, gibt es neben dem Hauptpatron Mitpatrone (auch „Konpatron“, Compatron, Patronus secundarius [„Zweitpatron“]).



Literatur |



Patrozinienforschung allgemein |



  • Franz-Heinrich Beyer: Geheiligte Räume. Theologie, Geschichte und Symbolik des Kirchengebäudes. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2008, ISBN 978-3-534-20480-9. Darin Kapitel 2.3.2: Die Heiligenverehrung (Heiligengrab) und das Patrozinium, S. 35.


  • Helmut Flachenecker: Patrozinienforschung in Deutschland. In: Concilium Medii Aevi, Jg. 2 (1999), S. 145–163 (im Volltext auf cma.gbv.de, 63 kB).

  • Graham Jones: Saints in the Landscape: Heaven and Earth in Religious Dedications. Tempus 2007, ISBN 978-0-7524-4108-5.

  • Graham Jones (Hrsg.): Saints of Europe. Studies Towards a Survey of Cults and Culture. Shaun Tyas / Paul Watkins Publishing, Donington (Lincolnshire) 2009, ISBN 1-900289-57-1.



Regionale Studien |



  • Herwig Ebner: Patrozinienkarte, in: Harry Kühnel (Red.): Romanische Kunst in Österreich (Katalog zur Ausstellung in der Minoritenkirche in Krems-Stein, 1964). Österreichische Staatsdruckerei, Wien 1964, S. 290.

  • Peter Ilisch, Christoph Kösters (Bearb.): Die Patrozinien Westfalens von den Anfängen bis zum Ende des Alten Reiches. Aschendorff, Münster 1992. ISBN 3-402-03838-2.

  • Franz Zarl: Die Besiedlung und Christianisierung des Viertels ob dem Wienerwald im Lichte der Volkskunde. Patrozinienforschung und Ortsnamenkunde. Dissertation, Wien 1963.



Weblinks |



 Wiktionary: Patrozinium – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen


  • TASC – the Transnational Database and Atlas of Saints' Cults. University of Leicester


Einzelnachweise |




  1. Alois Schröer: Patron, Patronin, Patrozinium. In: Walter Kasper (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche. 3. Auflage. Band 7. Herder, Freiburg im Breisgau 1998, Sp. 1478 ff. 









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