Kloster Buch







































Zisterzienserkloster Buch

Bereich des ehemaligen Kreuzgangs
Bereich des ehemaligen Kreuzgangs


Lage

DeutschlandDeutschland Deutschland
Sachsen
Koordinaten:

51° 9′ N, 12° 59′ O51.15218912.986867Koordinaten: 51° 9′ 7,9″ N, 12° 59′ 12,7″ O
Ordnungsnummer
nach Janauschek
503

Patrozinium
Hl. Maria
Gründungsjahr

1192
Jahr der Auflösung/
Aufhebung

1525
Mutterkloster

Kloster Sittichenbach

Primarabtei

Kloster Morimond

Das Kloster Buch ist ein ehemaliges sächsisches Zisterzienserkloster, das als Kloster „St. Marien“ im 12. Jahrhundert gegründet wurde. Nach der Reformation wurde es mit seinen Ländereien zu einem rein landwirtschaftlichen Betrieb. Heute wird unter der Führung des Fördervereins Kloster Buch e. V. die Klosteranlage ihren historischen Wurzeln getreu erhalten und restauriert sowie den Besuchern zugänglich gemacht.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Lage


  • 2 Geschichte


    • 2.1 Von der Gründung bis zur Reformation


    • 2.2 Nach der Reformation


    • 2.3 Kloster Buch heute




  • 3 Die Bauten


  • 4 Literatur


  • 5 Weblinks


  • 6 Einzelnachweise





Lage |




Steilufer der Mulde bei Klosterbuch


Kloster Buch liegt in der Nähe von Leisnig im Landkreis Mittelsachsen und damit etwa mittig zwischen den Großstädten Leipzig und Dresden, in einem Flussknie der Freiberger Mulde. Es gehört zum Leisniger Ortsteil Klosterbuch und ist in östlicher Richtung etwa 4 km vom Stadtzentrum Leisnigs entfernt. Der Fluss bildet im Bereich des Klosters eine ca. 800 m breite Talaue, die von Wäldern gesäumt ist und landwirtschaftlich genutzt wird.



Geschichte |




Der Kirchenbau von der Hofseite




Das Abthaus




Die Gutskapelle (Chor der mittelalterlichen Kirche)




Der Altarraum der Gutskapelle




Kloster Buch um 1840




Das Südende des Kapitelhauses




Die Reste des ehemaligen Necessariums




Ruine des ehemaligen Brau- oder Malzhauses im Laienbereich




Die Klostermauer auf der Muldenseite



Von der Gründung bis zur Reformation |


Eine Gründungsurkunde für Kloster Buch ist nicht überliefert. Anlässlich der Zusicherung einer Übertragung des Kirchspiels Leisnig an das Kloster wird es in einer Urkunde Kaiser Heinrichs VI. 1192 erstmals erwähnt.[1] Nach der Zisterziensertradition[2] hatte Abt Hildebert mit zwölf Mönchen und zwölf Konversen aus dem Zisterzienserkloster Sittichenbach bei Eisleben am 10. August 1192 Sittichenbach verlassen und war am 17. August desselben Jahres in Buch eingezogen. Damit ist Buch Tochterkloster von Sittichenbach.


Kloster Buch lag im Herrschaftsbereich der Burggrafen von Leisnig, die auf der nur wenige Kilometer entfernten Burg Mildenstein in Leisnig ihren Sitz hatten. Von Burggraf Heinrich III. ist die Initiative zur Gründung des Klosters ausgegangen. Kloster Buch ist nicht, wie es idealerweise bei einem Zisterzienserkloster der Fall sein sollte, in unbesiedelter Gegend gegründet worden.


Das Kloster ist großzügig geplant worden. Heute zeugt noch das 70 m lange Kapitelhaus davon, dass man mit einem großen Konvent rechnete. Wie viele Mönche und Konversen tatsächlich im Kloster lebten, entzieht sich unserer Kenntnis. Immerhin wissen wir, dass zumindest im Spätmittelalter die Mönche meist bürgerlicher Herkunft waren und aus der Umgebung stammten. Halle (Saale) ist die am weitesten entfernte Stadt, die als Herkunftsort eines Mönchs bekannt ist.


Im Laufe der Zeit erhielt das Kloster zu dem vom Burggrafen von Leisnig stammenden Gründungsgut weitere Schenkungen. Schließlich verfügte es über Besitz in 52 Dörfern. Grangien (Wirtschaftshöfe) bestanden in Paudritzsch, Altenhof, Beiersdorf, Poselitz, Tautendorf (mit Schäferei) sowie in Ammelgoßwitz bei Belgern und Unterlödla bei Altenburg, zeitweilig auch an weiteren Orten.
Ab 1309 gehörte dem Kloster die Stadt Belgern einschließlich der Elbfähre. Auch in Oschatz und Leipzig besaß das Kloster Höfe. Dieser Besitz kann als Indiz für eine Beteiligung der Mönche am mittelalterlichen Handel gelten.


Die Markgrafen von Meißen hatten das Kloster wiederholt mit Schenkungen bedacht bzw. Schenkungen ihrer Ministerialen dem Kloster übertragen. Nach einem Streit der Burggrafen von Leisnig mit dem Kloster im Jahre 1365 zwangen die Markgrafen die Burggrafen von Leisnig zum Verkauf der Burggrafschaft, die in die Markgrafschaft als castrum eingegliedert wurde. Im Jahre 1433, also kurz vor der Erfindung des Buchdrucks, entstand im Kloster Buch noch einmal eine handschriftliche Bibel.


1441 erhielt der Abt von Buch Vorrechte, die gewöhnlich Bischöfen vorbehalten waren: Er durfte Gegenstände, die für den gottesdienstlichen Gebrauch bestimmt waren, selbst weihen und erhielt das Recht, beim Hochamt die Mitra und den bischöflichen Ring zu tragen. Im gleichen Jahr wurde dem Kloster vom Basler Konzil ein Wappen verliehen. Es zeigt das Lamm Gottes, das die Sünden der Welt trägt und die Kreuzfahne, das Symbol des Sieges über den Tod in der Auferstehung. Drei stilisierte Rosen symbolisieren Maria, die Schutzpatronin aller Zisterzienserklöster.
In der dem Kloster gehörenden Stadt Belgern entstand 1486 eine Ordensschule der Zisterzienser. Hier wurden junge Mönche auf das Studium vorbereitet, insbesondere auf den Besuch des zisterziensischen Studienkollegs an der Universität Leipzig.



Nach der Reformation |


Als Abt Antonius Dytz am 20. Dezember 1525 starb, wurde das Kloster im Zuge der Reformation aufgelöst. Im benachbarten Leisnig hatte sich zu dieser Zeit die lutherische Lehre bereits durchgesetzt. Kurfürst Johann der Beständige ließ die anstehende Abtswahl durch zwei seiner Amtleute verhindern und unterstellte die Verwaltung der Klostergüter seinem Beauftragten Kaspar Kitzscher. Die noch im Kloster lebenden Mönche erhielten nach ihrem Rang Teile des Klostergutes für ihren Lebensunterhalt bzw. Geld für ein Handwerk. Sie konnten auch im Kloster bleiben.[3]


Die Güter des Klosters sind zunächst durch Beauftragte des Amtmanns von Leisnig verwaltet worden. Ab 1532 übernahmen die Landstände die Verwaltung aller sequestrierten Klostergüter. Entfernter Besitz ging verloren. Schrittweise erfolgte auch ein Verkauf (Poselitz 1534, Paudritzsch 1545). 1548 wurde der Besitz dem Klosteramt Buch zugeordnet und ein Amtserbbuch erstellt. Ab 1556 erfolgte die Verwaltung durch kurfürstliche Räte. 1567 wurde schließlich das Klostergut an Johann von Zeschau als erbliches Lehen ausgegeben und erlangte den Status eines Rittergutes. Durch diese Familie ist das Abtshaus umgebaut und wohl um 1600 aus den Ruinen des Chores der Klosterkirche die Gutskirche errichtet worden. Durch den Dreißigjährigen Krieg war es dann so beschädigt, dass es versteigert werden musste. Ersteigert wurde es durch die Fürstenschule Grimma, in deren Besitz es als Landesschulgut blieb.[4] 1678 wurde die Kapelle nach entsprechender Renovierung erneut geweiht. Bis 1836 hat die Landesschule Grimma das verbliebene Klostergut (einschließlich der Gerichtsrechte) verwaltet, dann wurde es sächsische Staatsdomäne. Den Betrieb in Buch hielten Pächter aufrecht.


Nach 1945 wurde das Gut im Zuge der Bodenreform in ein Volkseigenes Gut umgewandelt. Nachfolgebetrieb dieses Volksgutes „August Bebel“ war nach 1990 eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts, die jedoch die landwirtschaftliche Nutzung der Klosteranlage 1994 aufgab.



Kloster Buch heute |


Ab 1992 erfolgten unter Regie der Stadt Leisnig und des Geschichts- und Heimatvereins Leisnig erste Sicherungs- und Restaurierungsarbeiten. An den Wochenenden fanden Führungen durch die alte Anlage statt. Im Jahr 2000 gelangte die Klosteranlage in das Eigentum des Fördervereins Kloster Buch e. V. Es begann die Umgestaltung in ein kulturhistorisches Zentrum.


Das Hochwasser der Mulde richtete im August 2002 gewaltige Schäden an, die aber bis 2008 vollständig behoben werden konnten.


Heute finden im Kloster zahlreiche Ausstellungen, Veranstaltungen und Führungen statt. Besuchermagnete sind die monatlichen Bauernmärkte und das Kloster- und Erntedankfest im September. Jährlich kommen zehntausende Besucher in das Kloster.



Die Bauten |


Von den mittelalterlichen Klostergebäuden haben sich bis heute die Ostteile der Kirche, das Kapitelhaus, die Infirmerie, das Abthaus und mehrere Nebengebäude erhalten.


Von der mittelalterlichen dreischiffigen Pfeilerbasilika mit Querschiff existiert heute nur noch eine Außenwand des Langhauses, der Chor und drei Seitenkapellen. Im Chor errichtete man 1678 unter Verwendung mittelalterlicher Bauteile (Säulen, Gewölbe, Fenster) aus der Kirche und der Klausur eine kleinere evangelische Kirche (Gutskirche benannt), allerdings nun mit dem Altar nach Westen und vom jetzigen Klosterhof aus nicht als Kirche zu erkennen.


Das 70 m lange Kapitelhaus ist der größte erhaltene mittelalterliche Bau. Der späteren Nutzung wegen wurde die Raumaufteilung mehrfach verändert. Fest steht, dass es den Kapitelsaal als Versammlungsraum enthielt und dass ehemals das gesamte Obergeschoss als Dormitorium (Schlafraum) diente. Am südlichen Ende des Kapitelhauses befand sich das Necessarium. Das war eine Toilettenanlage, die von einem Muldenabzweig durchflossen wurde und nur innen vom Dormitorium aus zugänglich war. Reste des unteren Bauteils des Necessariums sind noch zu besichtigen.


Das zweigeschossige, um 1400 (dendrochronologisch im Dachstuhl nachgewiesen) als Wohnhaus des Abtes erbaute Abthaus, wird in seinem äußeren Erscheinungsbild von den Umbauten im 16. und 17. Jahrhundert bestimmt. Das spitzbogige Portal stammt aus dem Mittelalter.


Von der ehemaligen Infirmerie (Krankenstation) hinter dem Abthaus existieren noch der Ostteil des Krankensaales und die Kapelle. Infirmerien und Necessarien sind nur noch in wenigen Klöstern erhalten.


Westlich der ehemaligen Klausur finden sich Ruinen des sogenannten Brau- oder Malzhauses. Es sind Teile des ehemaligen Laien- oder Konversenbereiches des Klosters. Hier wurden auch Gäste empfangen und Reisende beherbergt. Auf dem Wege zum Brauhaus passiert man den Bereich des ehemaligen Kreuzganges, dessen Lage mittels Blumenbeeten angedeutet wird. Zwischen Kapitelhaus und Brauhaus ist ein über 100 m langes Stück der Klostermauer erhalten, die ehemals die gesamte Anlage umgab.


In den Wirtschaftsgebäuden aus der Zeit des Klosters als Gutsbetrieb sind heute der Klosterladen, eine Schauwerkstatt und Räume mit speziellen Angeboten für Kinder untergebracht. Hinter den Wirtschaftsgebäuden befindet sich zur Mulde hin ein Kräutergarten.



Literatur |



  • Herta Battré: Beiträge zur Geschichte des Klosters Buch. Dissertation, Leipzig 1951, verwaltungsportal.de (PDF; 253 kB).

  • Michael Beyer: Die Auflösung des Klosters Buch bei Leisnig während der Reformation. in: Sächsische Heimatblätter 2/2017, S. 104–108

  • Friedrich Gentzsch: Kloster Buch – Eine Annäherung an seine Geschichte anhand der Urkunden. Sax-Verlag, Leipzig/Beucha 2014, ISBN 978-3-86729-131-6

  • Landesamt für Denkmalpflege Sachsen (Hrsg.): Das Zisterzienserkloster Buch. Arbeitsbericht zur Bauforschung. In: Arbeitsheft des Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 9, Sax-Verlag, Beucha 2006, ISBN 978-3-934544-85-7


  • Carl Wilhelm Hingst: Das Kloster Buch in seinem Ursprunge, Wachsthume und Glanze. In: Mittheilungen des königlich sächsischen Vereins für Erforschung und Erhaltung vaterländischer Geschichts- und Kunstdenkmale, Heft 14, Dresden 1865, S. 64–90

  • Leisniger Geschichts- und Heimatverein e. V. (Hrsg.), Förderverein Kloster Buch e. V. (Hrsg.): Ehemaliges Zisterzienserkloster Buch. Leisnig 2003



Weblinks |



 Commons: Kloster Buch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien



  • Kloster Buch im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen


  • Literatur über Kloster Buch in der Sächsischen Bibliographie

  • Website des Fördervereins Kloster Buch e. V.

  • Website des Fachwerkhof Klosterbuch



Einzelnachweise |




  1. Originalurkunde: SHStA Dresden: 10001; Ältere Urkunden: Nr. 101 von 1. Dezember 1192.


  2. P. Leopoldus Janauschek: Originum Cisterciensium Tomus Primus in quo praemissis congregationum domiciliis adjectisque tabulis chronologico-genealogicis veterum abbatiarum a monachis habitatarum fundationes ad fidem antiquissimorum fontium primus descripsit. Vindobonae 1877 (Nachdruck Ridgewood, N.J., Gregg Press, 1964) urn:nbn:de:urmel-f25cef6f-4481-4aba-ab64-7ad9232744c71-00001101-0048


  3. Johann Kamprad: Leisnigker Chronica von 1753, Nachdruck im Auftrag des Leisniger Geschichts- und Heimatvereins 2013, S. 316


  4. Kurt Schwabe: Das Archiv der Fürsten- und Landesschule St. Augustin zu Grimma und sein Schicksal nach 1945. In: Friedrich Wermuth, Karl Irmscher u. a.: Von der kurfürstlichen Landesschule zum Gymnasium St. Augustin zu Grimma 1550–2000. Beucha 2000, ISBN 3-930076-99-3, S. 151.









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