Schauspielhaus (Frankfurt am Main)






Das 1902 erbaute Schauspielhaus


Das Schauspielhaus in Frankfurt am Main ist ein 1902 fertiggestellter Theaterbau am Gallustor. Er galt als einer der größten und bedeutendsten Jugendstil-Bauten Frankfurts am Übergang zur architektonischen Moderne. 1944 teilweise zerstört, wurde die erhaltene Originalfassade in den 1960er Jahren zum Großteil abgetragen und der verbleibende Baukörper durch ein modernistisches Gebäude umbaut. Teile des Altbaus sind noch immer auf dem Grundstück vorhanden. Mehrere Vereine setzen sich für den Wiederaufbau des ursprünglichen Schauspielhauses ein, da eine Sanierung bzw. ein Umzug des Schauspiels ohnehin ansteht.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Geschichte


    • 1.1 Schauspielhaus


    • 1.2 Großes Haus der Städtischen Bühnen




  • 2 Die Pantherquadriga


  • 3 Literatur


  • 4 Weblinks


  • 5 Einzelnachweise





Geschichte |


Ein Theater besaß Frankfurt bereits in früher Zeit. Das erste befand sich am heutigen Rathenauplatz und diente von 1782 bis 1902 als Theater der Stadt. Durch Platzmangel entstand die Idee ein neues Schauspielhaus zu erbauen.



Schauspielhaus |




Das noch im Bau befindliche Schauspielhaus mit der Jugendstilfassade im Jahr 1902


Der Bau des Schauspielhauses entstand zwischen 1899 und 1902 im südwestlichen Teil der Frankfurter Wallanlagen im Jugendstil. Architekt des Gebäudes war der renommierte Theaterbaumeister Heinrich Seeling.[1] Von 1902 bis 1944 diente der Bau als Spielstätte des Schauspiels Frankfurt, einer Sparte der Städtischen Bühnen. Der Innenraum bot in Parkett und drei Rängen Platz für 1166 Zuschauer. Die Bühne wiederum war 10,5 Meter breit. Die Baukosten betrugen 2,3 Millionen Mark. 1910 wurde neben dem Schauspielhaus der Frankfurter Märchenbrunnen aufgestellt. 1932 fand hier unter anderem die Uraufführung der Komödie Zero von Fritz von Unruh statt. Neben dem Schauspielhaus befand sich das Wein- und Bierrestaurant Faust, welches durch einen Säulengang zum Theaterbau verbunden war. Die Gebäude bildeten ein zusammenhängendes Ensemble.


Bei dem schweren Tagesangriff vom 29. Januar 1944 der United States Army Air Forces brannte das Schauspielhaus aus, blieb aber in seiner Rohbausubstanz weitgehend erhalten. 1948 fiel die Entscheidung, das Gebäude notdürftig als Spielstätte für die Oper Frankfurt wiederaufzubauen, als Ersatz für das ebenfalls 1944 zerstörte Opernhaus. Die Stadt konnte und wollte in Anbetracht anderer dringlicher Wiederaufbauprojekte zunächst nur wenig Geld für die Wiederherstellung des Kulturbetriebes ausgeben.




Großes Haus der Städtischen Bühnen |




Heutige Ansicht




Anhand des Bühnenturmes ist der Grundriss des alten Schauspielhauses bis heute erkennbar. (2007)




Neues Schauspielhaus mit Märchenbrunnen, 2007




Rückseite des Schauspielhauses mit dem Eingang zum Kleinen Haus


Anfang 1950 wurde der Wiederaufbau durch die Frankfurter Stadtverordnetenversammlung trotzdem gestoppt. Erst nach massiven öffentlichen Protesten (u. a. wurden rund 50.000 Unterschriften für den Erhalt und Wiederaufbau der Städtischen Bühnen gesammelt) fiel im Oktober 1950 der Beschluss zum Weiterbau. Am 23. Dezember 1951 wurde das Schauspielhaus, nunmehr Großes Haus der Städtischen Bühnen genannt, wieder eingeweiht. Fortan diente es als Spielstätte für die Oper Frankfurt. Das Schauspiel musste, abgesehen von gelegentlichen Gastspielen in seiner ehemaligen Bühne, weiterhin im Börsensaal spielen.


Das Große Haus war mit der für die damalige Zeit modernsten Bühnentechnik ausgestattet. Die 38 Meter durchmessende Drehbühne, in der sich noch eine kleinere Drehbühne mit 16 Meter Durchmesser befindet, ist die größte Europas.


1956 begannen erste Planungen, das Große Haus zu einer sogenannten „Theaterdoppelanlage“ auszubauen, die Oper und Schauspiel unter einem Dach vereinen sollte. 1960 wurde zunächst eine neue Spielstätte für das Schauspiel auf einem Nachbargrundstück errichtet.


1962 wurde die alte Jugendstilfassade des alten Schauspielhauses von 1902 endgültig abgeschlagen, ihre Reste verschwanden hinter einer 120 Meter langen Glasfassade, die beiden Gebäudeteile umspannte. Unter der Decke des Foyers hängt – über die ganze Breite des Gebäudes – die Plastik „Goldwolken“ des ungarischen Künstlers Zoltán Kemény (1907–1965). Marc Chagall (1887–1985) malte 1959 im Auftrag der Stadt für das Foyer das Gemälde „Commedia dell’Arte“.


1963 war die neue Doppelanlage fertiggestellt. Am 12. November 1987 brannte das große Haus bei einem Feuer, das von einem Obdachlosen verursacht wurde, vollständig aus. In der Zeit, in der das Haus zerstört war, war die Oper im benachbarten Schauspiel beheimatet, und das Schauspiel seinerseits im Bockenheimer Depot. Die Oper wurde in unveränderter Form wieder aufgebaut und 1991 wieder in Betrieb genommen.



Die Pantherquadriga |




Die Pantherquadriga des Schauspielhauses überdauerte durch Glück und „wanderte“ 1981 zur Alten Oper.


Durch einen glücklichen Zufall blieb die Pantherquadriga, ein 1902 von Franz Krüger geschaffener Giebelschmuck, erhalten. Die bronzene Statue stellt die Siegesgöttin Nike auf einem von vier Panthern gezogenen Streitwagen dar. Sie wurde um 1960 beim Fassadenumbau demontiert und an einen Interessenten in Wehrheim verkauft, der sie Anfang der siebziger Jahre an einen Schrotthändler in Nieder-Eschbach weiterverkaufte. Dort wurde sie von einem Photographen zufällig entdeckt. Nachdem eine Anfrage beim Stadtarchiv ergab, dass es sich tatsächlich um die verschollene Quadriga des Schauspielhauses handelte, erwarb die Aktionsgemeinschaft Alte Oper das Werk für 250.000 Mark und stiftete sie für den Wiederaufbau der Alten Oper, deren Giebel sie seit 1981 ziert. Der ursprüngliche Giebelschmuck der Alten Oper, ein von zwei Greifen gezogener Sonnenwagen des Phöbus Apollon, war 1944 zerstört worden.



Literatur |


Das Frankfurter Schauspielhaus in den Jahren 1912 bis 1929. Berlin, Freie Univ., Philos. Fak., Dissertation vorgelegt von Dieter Wedel (1965).



Weblinks |



 Commons: Schauspielhaus Frankfurt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


 Wikisource: Hampelmanns Abschied vom alten Schauspielhaus – Quellen und Volltexte



  • Der Wiederaufbau der Frankfurter Theater (Memento vom 4. Februar 2012 im Internet Archive)

  • Historische Abbildungen bei altfrankfurt.com



Einzelnachweise |




  1. W. Klötzer: Frankfurt ehemals, gestern und heute. Steinkopf Verlag, 1985, ISBN 3-7984-0632-4, S. 133.


50.1080555555568.6741666666667Koordinaten: 50° 6′ 29″ N, 8° 40′ 27″ O







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