Werthern (Adelsgeschlecht)






Wappen derer von Werthern


Die von Werthern sind ein Adelsgeschlecht aus dem Ort Werther in Thüringen, das in den Freiherren- und Grafenstand erhoben wurde. Es erscheint urkundlich erstmals 1209 mit Heroldus de Wirthere und beginnt die Stammreihe mit dem 1396 gestorbenen Friedrich von Werthern.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Geschichte


  • 2 Wappen


  • 3 Persönlichkeiten


  • 4 Literatur


  • 5 Weblinks


  • 6 Siehe auch





Geschichte |


Laut Sage soll ein Geschlecht Werther(n) im Jahre 773 erstmals erschienen sein, als Illibrandus, ein vornehmer langobardischer Herzog, „in der blutigen Schlacht, darinnen die Francken unter Anführung ihres Königs Caroli über die Longobarden gesiegt, von besagten Francken, welche auch darauf das Longobardische Reich vollends gantz zerstöhret, gleich vielen andern erschlagen.“


Nach Paulus Götz soll das ursprüngliche Geschlecht der Herren von Werther(n) vom frühmittelalterlichen thüringischen König Berthachar (Bertharii) in gerader Manneslinie abstammen. Der erste Herr zu Werthern war Odobaldus (Adobald), der 801 oder 802 von Karl dem Großen wegen langjähriger heldenhafter, kluger und treuer Kriegsdienste eine unfern vom Harz und der Stadt Nordhausen in Thüringen gelegene Herrschaft namens Werther erhielt. 1086 wurde Hermann von Werthern, ein geborener Graf von Orlien, Sohn einer Gräfin von Elsass, der die einzige Erbin derer von Werthern ehelichte und damit auch deren Besitzungen und den Namen übernahm, von Kaiser Heinrich IV. zum Reichs-Erbkammertürhüter ernannt. Zu diesem Anlass wurde auch sein Wappen erweitert. In dieser erblichen (durch die Kaiser zu bestätigenden) Funktion hatten die Grafen von Werthern bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation 1806 für einen ordnungsgemäßen Ablauf der geheimen Kaiserwahlen in Frankfurt am Main zu sorgen.


In den nächsten Jahrhunderten sollen „ausnahmslos alle Wertherns“ während der Kreuzzüge ins gelobte Land gezogen (und dort auch meist gefallen) sein, sie stellten jedenfalls einen Tempelherren und später einen Deutsch-Ordens-Ritter. Danach wurden Mitglieder der Familie Patrizier in der Stadt Nordhausen, nahe ihrem Stammsitz, wo sie etliche Bürgermeister und Ratsherren stellten. Mittelalterliche Gräber der Wertherns befinden sich im Kloster Walkenried.




1519 erwarben die Werthern Grafschaft und Burg Beichlingen


Dietrich von Werthern kaufte 1452 von Graf Heinrich von Schwarzburg die Herrschaft Wiehe mit Burg Wiehe und Gut Lossa sowie der damit verbundenen Schutzherrschaft über das Kloster Donndorf. Von 1452 waren sie somit Vögte und seit 1540 Administratoren des Klosters Donndorf. Dietrichs Sohn Hans von Werthern (1443–1533), Geheimer Rat der Herzöge von Sachsen und des Grafen zu Stolberg sowie „Statthalter von Thüringen“, erwarb 1498 die Herrschaft Brücken (Helme), 1505 das Gut Frohndorf mit Großneuhausen und Bachra. Im Jahr 1519 kaufte er vom Grafen Adam von Beichlingen die Burg Beichlingen und den größten Teil der Grafschaft Beichlingen mit umfangreichem Waldbesitz auf der Hohen Schrecke sowie 1528 das Dorf Leubingen. Er erweiterte damit den Grundbesitz seines Geschlechts erheblich und wurde zum Stammvater der Hauptlinien Beichlingen, Brücken und Wiehe. Die ältere Linie Beichlingen zerfiel später in die Häuser Beichlingen-Großneuhausen-Eythra sowie Frohndorf-Kölleda.


Mehrere Mitglieder der Familie schlugen die ihnen angetragene Reichsgrafenwürde aus, so u. a. 1509 Freiherr Johann von Werthern. Der kursächsische Gesandte und Kanzler Georg von Werthern-Beichlingen (1663–1721) wurde schließlich 1702 in den Reichsgrafenstand erhoben. Nach dem Erlöschen der reichsgräflichen Linie mit Jacob Friedemann von Werthern (1739–1806) im Jahr 1806, fiel die vormalige Grafschaft an Freiherrn Ottobald von Werthern auf Frohndorf und Kölleda (1794–1878), der 1840 zum preußischen Grafen und Herrn von Werthern-Beichlingen (in Primogenitur, mit dem Titel Freiherr für die jüngeren Söhne) erhoben wurde.


Die Familie hatte bis zu den entschädigungslosen Enteignungen in der SBZ 1945 u. a. die Schlösser und Güter in Beichlingen mit Großneuhausen, Leubingen, Stödten, Schönstedt und Frohndorf, in Wiehe, Bachra und Brücken (Helme) in ihrem Besitz, ferner Hoppenrade in der Provinz Brandenburg. Von 1649 bis 1806 gehörte ihr das Gut Eythra, von 1638 bis 1819 das Gut Neunheilingen, ferner Kroppen in der Oberlausitz. Sie brachte eine Vielzahl bedeutender Persönlichkeiten im Staatsdienst und hohe Offiziere hervor. Nach der Familie von Werthern wurde im Jahr 2006 ein Platz im nordthüringischen Bachra benannt.




Wappen |



  • Das Stammwappen zeigt auf Schwarz einen schräg gelegten goldenen Baumast mit drei (meist 2:1) goldenen Blättern. Auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein wachsender gold-gekrönter schwarzer Bär (oder naturfarbener Wolf) (mit goldenem Halsband), die Krone bestückt mit drei (schwarz-gold-schwarz) Straußenfedern.

  • Das Wappensiegel des Anthonius von Werthern zeigt noch 1490 einen dreiblättrigen Eichenast und auf dem Helm einen schreitenden Bären (oder Wolf; allerdings fehlt im Siegelabdruck der darauf hinweisen würdende charakteristische Schwanz des Wolfs).

  • 1420 erhielt das Geschlecht ein vermehrtes Wappen, in der das Wappen der Herrschaft Werthern aufgenommen wird. Das erweiterte Wappen ist geviert, 1 und 4 zeigen in Gold einen rechtsgekehrten gold gekrönten roten Löwen, in 2 und 3 das Stammwappen. Der mit rechts rot-goldenen und links schwarz-goldenen Decken bedeckte Helm bleibt wie das Stammwappen geziert, die drei Straußenfedern sind rot-gold-schwarz gefärbt.

  • Das gräfliche Wappen ist dreimal gespalten und einmal geteilt, unten rotes Regalienfeld. Aufgelegt ein Herzschild, wie 1420.




Persönlichkeiten |





Hans von Werthern (1443–1533)




Luise Juliane Cecilie Freifrau von Werthern (1773–1831), Mutter von Ottobald von Werthern




  • Alfred von Werthern (1842–1908), preußischer Generalmajor


  • Anthonius von Werthern († 1513), Rat der Grafen zu Stolberg, Hofmarschall und Rat des Kurfürsten von Brandenburg und des Erzbischofs von Magdeburg


  • Dietrich von Werthern, auch von Wert(h)erde; (* um 1400; † 1470), Herr auf Wiehe, Stammvater aller heutigen von Werthern


  • Dietrich von Werthern, auch Dietrich Werther oder Dietrich von Wert(h)erde; (* um 1410; † 1482), seit 1462 Kanzler der regierenden Grafen zu Stolberg


  • Elisabeth Gräfin von Werthern, geb. Gräfin von Wedel (1916–2009), von 1951 bis 1984 Geschäftsführerin der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft


  • Ernst von Werthern (1841–1916), Landrat und Rittergutsbesitzer

  • Friedrich von Werthern (1630–1686), Geheimrat, Oberhofrichter


  • Friedrich von Werthern (1804–1864), preußischer Verwaltungsbeamter und Sachsen-Meininger Politiker

  • Georg Graf von Werthern-Beichlingen (1663–1721), kursächsischer Gesandter und Kanzler


  • Georg d. J. Graf von Werthern (1700–1768), kursächsischer Kammerherr, weimarischer Geheimrat


  • Georg Graf von Werthern-Beichlingen (1816–1895), Diplomat, Gesandter Preußens in Bayern, „Rechte Hand Bismarcks“ bei der Heranführung Bayerns an das neue Deutsche Kaiserreich

  • Gertrud Freiin von Werthern-Beichlingen (1913–1987), ∞I. Erbprinz Hermann Otto Wilhelm Ludwig zu Solms-Hohensolms-Lich (1902–1940), ∞II. Schriftsteller Hans Joachim Sell; u. a. Mutter von Hermann Otto Solms


  • Hans von Werthern (1443–1533), Ritter und Reichserbkammertürhüter, Geheimer Rat der regierenden Herzöge von Sachsen sowie des Grafen zu Stolberg, Amtmann zu Gebesee, Weißenfels und Freyburg (Unstrut), erbte Schloss Wiehe, erwarb 1498 die Herrschaft Brücken (Helme), 1505 das Gut Frohndorf mit Großneuhausen und Bachra sowie 1519 Grafschaft und Burg Beichlingen. Er ist der Stammvater aller noch blühenden Linien des Geschlechts.


  • Hans Carl von Werthern (* 1953), Diplomat und seit 2014 Botschafter in Japan


  • Heinrich von Werthern (1838–1879), preußischer Verwaltungsbeamter


  • Ingeborg-Maria von Werthern (1913–1996), Äbtissin des evangelischen Damenstifts Kloster Stift zum Heiligengrabe (1952–1995)


  • Jacob Friedemann Graf von Werthern (1739–1806) kursächsischer Diplomat


  • Johann Georg Heinrich Graf von Werthern (1735–1790), preußischer Geheimer Staatsminister und Grand Maitre de la Garderobe


  • Johanna Luise von Werthern (1752–1811; geborene Freiin vom und zum Stein), Ehefrau von Jacob Friedemann von Werthern


  • Ottobald von Werthern (1794–1878), preußischer Gutsbesitzer und Politiker, seit 1840 Graf und Herr von Werthern-Beichlingen


  • Thilo von Werthern (1818–1888), Grundbesitzer, Mitglied des preußischen Herrenhaus



Literatur |




Erbbegräbnis der Grafen von Werthern auf dem Kirchhof in Beichlingen




  • Petrus Albinus: Historia Von dem Uralten Geschlechte derer Hoch- und Wohl-Gebohrnen Des Heiligen Römischen Reichs Graffen und Herren Von Werthern, Römischer Kayserlicher Majestät und des Heiligen Römischen Reichs Erb-Cammer-Thürhüter, Herren auf denen Graff- und Herrschafften Beichlingen, Werthern, Frohndorff, Wiehe, Brücken, Neuenheilingen, Kroppen und Kleinbalnhausen, Als ein Manuscript von dem berühmten Sächsischen Historico M. Petro Albino Nivemontio vor mehr als hundert Jahren verfertiget, Anietzo auffs neue übersehen und nebst des gemeldten Autoris Wapen-Beschreibung derer meisten in solcher Historia abgehandelt- und angeführten Geschlechter zusammen in Druck gegeben, Auch durch kurtze Genealogische Tabellen biß auf unsere Zeiten fortgesetzet. Verlegt durch Jacob Fritsche, Leipzig 1705. Digitalisat 1705, Digitalisat 1716


  • Die Familie von Werther(n), in: „Sippenverband Ziering-Moritz-Alemann“, Nr. 4, Berlin Mai 1940


  • Genealogisches Handbuch des Adels, Band 27, 1962, Seite 496 ff.


  • Genealogisches Handbuch des Adels, Band 137, 2005, Adelslexikon

  • Karl Hopf: Historisch-genealogischer Atlas, S. 146f, Digitalisat Stammbaum


  • Neues Preussisches Adels-Lexicon, S. 477f, Digitalisat, Ergänzungsband


  • Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon, Band 9, S. 539, Digitalisat



Weblinks |



 Commons: Familie von Werthern – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


  • Familie von Werthern im Schlossarchiv Wildenfels


  • Werthern. In: Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste. Band 55, Leipzig 1748, Spalte 679.ff.



Siehe auch |


  • Liste thüringischer Rittergeschlechter








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