Pietà










Pietà in der Kirche St. Georg, Dinkelsbühl




Pietà von Pietro Perugino





Michelangelos Pietà


Die Pietà (it. für „Frömmigkeit, Mitleid“, nach lat. domina nostra de pietate „unsere Herrin vom Mitleid“), auch Vesperbild genannt, ist in der bildenden Kunst die Darstellung Marias als Mater Dolorosa (Schmerzensmutter) mit dem Leichnam des vom Kreuz abgenommenen Jesus Christus. Im Gegensatz zur Beweinung Christi liegt der Leichnam Jesu immer in Marias Schoß.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Geschichte


  • 2 Beispiele


  • 3 Literatur


  • 4 Weblinks


  • 5 Einzelnachweise





Geschichte |


Das Motiv der Pietà ist in der Bildhauerkunst seit dem frühen 14. Jahrhundert gebräuchlich und wird von der älteren Forschung in Verbindung mit der Entstehung des Andachtsbildes gebracht. Der frömmigkeitsgeschichtliche Ursprung ist in der verstärkten Hinwendung zum Leiden Christi am Kreuz und des Mitleidens seiner Mutter mit ihrem Sohn zu sehen. Der formale Ursprung der Vesperbilder in mehrfigurigen Beweinungsdarstellungen wird immer wieder behauptet, ist aber nicht bewiesen. Die Pietà zählt zu den bekanntesten ikonographischen Darstellungen des Mittelalters.


Vesperbilder sind in den meisten katholischen Kirchen zu finden. Ein der Passion gewidmetes Stundengebet ist schon seit dem 4. Jahrhundert bekannt. Die Szene bildet die vorletzte Station der Kreuzwegandacht; sie ist Hauptinhalt des Gebetes zum Gedächtnisses der Schmerzen Mariens. Vesperbilder sind in den meisten katholischen Kirchen zu finden. Die Bezeichnung Vesperbild beruht auf der Vorstellung, dass nach der Kreuzabnahme Maria den Leichnam ihres Sohnes am Karfreitag ungefähr zur Zeit des Abendgebets, der Vesper, entgegennahm.[1]



Beispiele |


Die frühesten erhaltenen Darstellungen einer Pietà werden in die ersten Jahrzehnte des 14. Jahrhunderts datiert. Sie stammen aus dem Raum zwischen Naumburg (Naumburger Dom, um 1330), Erfurt (Ursulinenkloster, um 1340) und Coburg (Museum auf der Veste Coburg, um 1320) und aus dem Bodenseegebiet (Radolfzell, heute Augustinermuseum Freiburg, um 1330). In Schweizer Privatbesitz ist die Holzskulptur eines „freudvollen Vesperbildes“[2], das um 1300 entstand. Die Datierung der sogenannten Pietà Roettgen (Rheinisches Landesmuseum Bonn), die möglicherweise ebenfalls zu den frühesten Vesperbildern zählt, ist immer noch umstritten. Möglicherweise stand ein noch etwas älteres Vesperbild in der Kirche der Karmeliten zu Köln (nach Gelenius in einem Ablass zu 1298 erwähnt).


Zu den bekanntesten Bildwerken dieses Sujets zählen Michelangelos Pietà im Petersdom (Cappella della Pietà) aus Marmor, seine unvollendete Pietà Rondanini in Mailand und die früher ebenfalls Michelangelo zugeschriebene Florentiner Pietà von Palestrina. Die Pietà bildet auch einen Schwerpunkt im Werk von Giovanni Bellini. Eine Kopie der Pietà von Michelangelo befindet sich in der Sankt-Hedwigs-Kathedrale in Berlin.


Drei Darstellungen einer Pietà aus Leder befinden sich in der Hauptpfarrkirche St. Peter und Paul im rheinischen Eschweiler und in der Wallfahrtskirche im hessischen Dieburg.


Eine einzigartige Pietà befindet sich in der Heilig-Kreuz-Kapelle beim Wallfahrtskloster Blieskastel („Unsere Liebe Frau mit den Pfeilen“). In diesem Vesperbild aus dem 14. Jahrhundert stecken fünf eiserne, mittelalterliche Pfeilspitzen. Nach der legendären Überlieferung wurden die Pfeile von Frevlern hineingeschossen.[3]


Eine Pietà, bei der der Leichnam Jesu zu Füßen der Schmerzensmutter Maria liegt, befindet sich in der Friedenskirche in Linz. Sie wurde 1923 von Adolf Wagner von der Mühl geschaffen.[4]


Ein Beispiel dafür, dass die Schmerzensmutter manchmal auch als Linkshänderin dargestellt ist, ist in der Wallfahrtskapelle Maria Elend zu finden, wo beim 1744 geschaffenen Gnadenbild in der Wallfahrtskapelle Maria Elend das Haupt des Leichnams Christi von der Gottesmutter mit dem linken Arm umfasst wird.[5]



Literatur |



  • Walter Passarge: Das deutsche Vesperbild im Mittelalter. Dissertation, Köln 1924.


  • Wilhelm Pinder: Die Pietà (= Reihe Bibliothek der Kunstgeschichte, Bd. 29). Verlag E. A. Seemann, Leipzig 1922.


  • Werner Körte: Deutsche Vesperbilder in Italien. In: Römisches Jahrbuch für Kunstgeschichte 1, 1937, S. 1–138.

  • Elisabeth Reiners-Ernst: Das freudvolle Vesperbild und die Anfänge der Pietà-Vorstellung. Neuer Filser-Verlag, München 1939.



Weblinks |



 Commons: Pietà – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


 Wiktionary: Pieta – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen



  • Betrachtungen zur Pietà auf der Website des Museums am Dom Würzburg

  • Materialsammlung zum Bildtopos Pietà in der Skulptur



Einzelnachweise |




  1. Beatrize Söding: Pietà. In: Walter Kasper (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche. 3. Auflage. Band 8. Herder, Freiburg im Breisgau 1999, Sp. 289. 


  2. Elisabeth Reiners-Ernst: Das freudvolle Vesperbild und die Anfänge der Pietà-Vorstellung. Hrsg.: Bayerische Benediktiner-Akademie. Filser, München 1939, S. 8 f. (Abb.). 


  3. Thomas Strauch: Der Mythos um das Vesperbild von Blieskastel. in: Deutschen Steinkohle AG (Hrsg.): Jahrbuch zum Bergmannskalender 2008, S. 177–182.


  4. Anton Brand: Bildhauer Adolf Wagner von der Mühl: seine Herkunft und sein Werk, Rohrbach 2014, S. 90f.


  5. Gustav Gugitz: Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch. Ein topographisches Handbuch zur religiösen Volkskunde in fünf Bänden, Wien 1958, Band 5, S. 177f.









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