Christlichdemokratische Volkspartei



























































































Christlichdemokratische Volkspartei

Logo


Gründungsdatum:
22. April 1912 (als Schweizerische Konservative Volkspartei)
Gründungsort:

Ruswil
Ideologie:

Christdemokratie
Wertkonservativismus[1]
Präsidium:

Gerhard Pfister

Gerhard Pfister


Vizepräsidium:

Ida Glanzmann
Generalsekretär:

Béatrice Wertli
Mitglieder im Bundesrat:

Doris Leuthard
Mitglieder:
100'000[2]
(Stand: 2014)
Frauenanteil:
im Nationalrat: 33,3 %
im Ständerat: 7,7 %
(Stand: NR-Wahlen 2015)
Wähleranteil:
11,6 %[3]
(Stand: NR-Wahlen 2015)
Nationalrat:

27/200

Ständerat:

13/46

Fraktion (BV):

CVP/EVP-Fraktion
Fraktionspräsident:

Filippo Lombardi
Kantonale Parlamente:

426/2609

(Stand: April 2017)
Kantonale Regierungen:

40/154

(Stand: Mai 2017)
Gruppierungen:

CVP Frauen
Junge CVP
Christlichsoziale Partei
Arbeitsgemeinschaft Wirtschaft und Gesellschaft
Forum politique suisse
Forum de l’entreprise
Hausanschrift:
Hirschengraben 9
3011 Bern
Internationale Verbindungen:

Christlich Demokratische Internationale
Europapartei:

Europäische Volkspartei (assoziiert)
Website:

www.cvp.ch

Die Christlichdemokratische Volkspartei der Schweiz (CVP Schweiz), französisch Parti démocrate-chrétien (PDC), italienisch Partito popolare democratico svizzero (PPD), rätoromanisch Audio-Datei / HörbeispielPartida cristiandemocratica Svizra PCD?/i, ist eine in der politischen Mitte positionierte Regierungspartei in der Schweiz. Ihre Wurzeln hat sie in einer konservativ-katholischen Volksbewegung. Sie wurde 1912 als Schweizerische Konservative Volkspartei (KVP) gegründet, die Katholisch-Konservativen waren damit erstmals in einer formellen gesamtschweizerischen Organisation verbunden, die 1919 einen zweiten Sitz im Bundesrat erhielt.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Inhaltliches Profil


  • 2 Struktur


    • 2.1 Politische Leitung


      • 2.1.1 Delegiertenversammlung


      • 2.1.2 Parteivorstand


      • 2.1.3 Präsidium


      • 2.1.4 Generalsekretariat




    • 2.2 Presseorgane


    • 2.3 Vereinigungen der CVP


    • 2.4 Kantonalsektionen




  • 3 Geschichte


    • 3.1 Katholiken im Kulturkampf


    • 3.2 Katholisch-Konservative in der Zwischenkriegszeit


    • 3.3 Blüte in den Fünfzigerjahren und Erneuerung


    • 3.4 Rückgang des Wähleranteils und Verlust eines Bundesratssitzes


    • 3.5 Jüngere Entwicklungen




  • 4 Personen


    • 4.1 Parteipräsidenten


    • 4.2 Fraktionspräsidenten


    • 4.3 Generalsekretäre




  • 5 Bundesräte


  • 6 Literatur


  • 7 Weblinks


  • 8 Einzelnachweise





Inhaltliches Profil |




Die Position der CVP im politischen Spektrum der Schweiz (2007)


Die CVP bezeichnet sich in ihrem Parteiprogramm als liberal-sozial, wobei sie im Sinne der sogenannten sozialen Marktwirtschaft liberale Grundsätze mit der Gewährleistung von sozialen Grundrechten verbinden will. Die CVP sieht sich als Vertreterin für Familien sowie kleine und mittlere Unternehmen. Ausserdem will sie den Mittelstand stärken.


Die Expansion der Partei in die reformierten Kantone, in denen die CVP eine aus ihrer Sicht soziale und liberale Politik betreibt, steht der traditionellen Rolle der CVP als staatstragender Partei in den katholischen Stammlanden (Zentralschweiz, Wallis, Tessin) gegenüber; dort besteht die Wählerbasis noch immer aus eher konservativen Bürgern. Ein weiterer Grund ist die Dominanz der Partei in den Stammlanden – im Kanton Luzern stellte sie bis ins Jahr 2005 drei von fünf Mitgliedern der Regierung, im Wallis ist es immer noch so –, die zu einem Konsenskurs zwingt.



Struktur |


Die Christlichdemokratische Volkspartei hat die Rechtsform eines eingetragenen Politischen Verein. Sie ist in 26 Kantonalparteien gegliedert und hat insgesamt 100.000 Mitglieder.



Politische Leitung |



Delegiertenversammlung |


Höchstes Organ auf Bundesebene ist die Delegiertenversammlung. Der Parteitag besteht aus den Delegierten der Kantonalparteien und tritt mindestens zweimal jährlich zusammen. Seine Aufgaben sind insbesondere die Beschlussfassung über die Grundlinien der Parteipolitik, das Parteiprogramm und die Satzung sowie die Wahl und Kontrolle der Funktionsträger auf Bundesebene.



Parteivorstand |


Das leitende sowie vollziehende Organ der Bundespartei ist der Parteivorstand. Diesem gehören 68 Mitglieder an und setzt sich zusammen aus den Mitgliedern des Parteipräsidiums, fünf Mitgliedern der Fraktion, zwei Personen pro anerkannte Vereinigung sowie je einer Frau und einem Mann pro Kantonalpartei.



Präsidium |


Die Erledigung der laufenden Geschäfte und Fragen wirtschaftlicher Betätigung der Partei ist Aufgabe des Präsidiums der Partei, dem neben dem Parteipräsidenten und seinen Stellvertretern, dem Präsidenten der CVP-EVP-Fraktion sieben von der Delegiertenversammlung gewählte Mitglieder angehören.



















Parteipräsident
Gerhard Pfister
Vize-Präsident/in
Ida Glanzmann-Hunkeler
Präsident der CVP-EVP-Fraktion
Filippo Lombardi
Weitere Mitglieder des Präsidiums
Pirmin Bischof, Martin Candinas, Marianne Binder-Keller, Stefan Müller-Altermatt, Elisabeth Schneider-Schneiter, Tino Schneider, Anne Seydoux-Christe[4]


Generalsekretariat |


Die parteiinterne Verwaltung und Organisation obliegt dem Generalsekretariat, das seinen Sitz am Hirschengraben in Bern hat. Das Generalsekretariat leiten die Generalsekretärin Béatrice Wertli, der Geschäftsführer Moritz Segna und der Kommunikations-Chef Thomas Jauch.



Presseorgane |


Mit dem Ende der parteigebundenen Medienerzeugnissen in der Schweiz gab die CVP ab den 1970er Jahren, ein eigenes Heft heraus. In den 1980er Jahren vertrieb die Partei das CVP Magazin, auf welches das CVP-Blatt Gazette folgte. Dieses wurde durch das Presseorgan Die Politik, nach eigener Darstellung das „Meinungsmagazin des politischen Zentrums“ und der politischen Meinungsbildung, abgelöst. Es erscheinen monatlich Themahefte. Weitere Beiträge zu aktuellen Aspekten des wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Geschehens runden die Zeitschrift ab. Die Politik erscheint seit 2005 auf deutsch und französisch (La Politique) mit einer beglaubigten Auflage von rund 11'000 Exemplaren.



Vereinigungen der CVP |


Die CVP hat folgende Vereinigungen:



  • CVP Frauen

  • Junge CVP

  • Arbeitsgemeinschaft Wirtschaft und Arbeit (AWG)

  • Arbeitgeberverband

  • Forum de l’entreprise

  • Forum politique


  • Christlichsoziale Partei (CSP).



Kantonalsektionen |























































































































































































































































Kantonalsektion
Präsident


Resultate Nationalratswahlen 2015
Mandate im Nationalrat


Resultate Ständeratswahlen 2011[Anmerkung 1]
Mandate im Ständerat

Kanton Aargau
CVP Kanton Aargau

Marianne Binder-Keller
8,6 %

Ruth Humbel Näf

000000000000017.300000000017,3 %
-

Kanton Appenzell Ausserrhoden
CVP Kanton Appenzell Ausserrhoden
Claudia Frischknecht

0-
-

0-
-

Kanton Appenzell Innerrhoden
CVP Kanton Appenzell Innerrhoden
Ruedi Angehrn
76,3 %

Daniel Fässler

0Landsgemeinde[Anmerkung 2]

Ivo Bischofberger

Kanton Basel-Landschaft
CVP Kanton Basel-Landschaft
Brigitte Müller-Kaderli
9,1 %

Elisabeth Schneider-Schneiter

0-
-

Kanton Basel-Stadt
CVP Kanton Basel-Stadt

Andrea Strahm
6,4 %
-

0-
-

Kanton Bern
CVP Kanton Bern

Alexandra Perina-Werz
1,8 %
-

0-
-

Kanton Freiburg
CVP Kanton Freiburg
André Schoenenweid
22,7 %

Dominique de Buman
Christine Bulliard-Marbach

000000000000038.300000000038,3 %

Beat Vonlanthen

Kanton Genf
CVP Kanton Genf
Sébastien Desfayes
12,1 %

Guillaume Barazzone

000000000000025.800000000025,8 %
-

Kanton Glarus
CVP Kanton Glarus
Peter Landolt-Fischli

0-
-

0-
-

Kanton Graubünden
CVP Kanton Graubünden

Stefan Engler
16,8 %

Martin Candinas

000000000000081.200000000081,2 %

Stefan Engler

Kanton Jura
CVP Kanton Jura
Martial Courtet
27,6 %

Jean-Paul Gschwind

000000000000045.100000000045,1 %[Anmerkung 3]

Anne Seydoux-Christe

Kanton Luzern
CVP Kanton Luzern

Christian Ineichen
23,9 %

Andrea Gmür
Ida Glanzmann-Hunkeler
Leo Müller

000000000000048.700000000048,7 %

Konrad Graber

Kanton Neuenburg
CVP Kanton Neuenburg
Vincent Pahud
3,6 %
-

000000000000003.40000000003,4 %
-

Kanton Nidwalden
CVP Kanton Nidwalden

Therese Rotzer

0-
-

000000000000042.600000000042,6%
-

Kanton Obwalden
CVP Kanton Obwalden
Christoph Amstad-Bucher
Bruno von Rotz
65,5 %

Karl Vogler (CSP)

000000000000044.800000000044,8 %

Erich Ettlin

Kanton Schaffhausen
CVP Kanton Schaffhausen
Marco Rutz

0-
-

0-
-

Kanton Schwyz
CVP Kanton Schwyz
Andreas Meyerhans
19,5 %

Alois Gmür

000000000000027.800000000027,8 %
-

Kanton Solothurn
CVP Kanton Solothurn
Sandra Kolly-Altermatt
14,8 %

Stefan Müller-Altermatt

000000000000057.500000000057,5 %

Pirmin Bischof

Kanton St. Gallen
CVP Kanton St. Gallen
Patrick Dürr
16,6 %

Thomas Ammann
Nicolo Paganini
Markus Ritter

000000000000011.000000000011,0 %
-

Kanton Tessin
CVP Kanton Tessin
Giovanni Jelmini
20,1 %

Fabio Regazzi
Marco Romano

000000000000038.200000000038,2 %

Filippo Lombardi

Kanton Thurgau
CVP Kanton Thurgau
Gallus Müller
13,1 %

Christian Lohr

000000000000071.100000000071,1 %

Brigitte Häberli-Koller

Kanton Uri
CVP Kanton Uri
Frieda Steffen
26,8 %
-

000000000000083.100000000083,1 %

Isidor Baumann

Kanton Waadt
CVP Kanton Waadt

Claude Béglé
Axel Marion
4,1 %

Claude Béglé

000000000000005.60000000005,6 %
-

Kanton Wallis
CVP Kanton Wallis[Anmerkung 4]
Anton Andenmatten (Oberwallis)
Serge Metrailler (Unterwallis)
39,8 %

Thomas Egger
Benjamin Roduit
Viola Amherd
Géraldine Marchand-Balet

000000000000037.400000000037,4 %

Jean-René Fournier
Beat Rieder

Kanton Zug
CVP Kanton Zug
Martin Pfister
26,4 %

Gerhard Pfister

000000000000062.300000000062,3 %

Peter Hegglin

Kanton Zürich

CVP Kanton Zürich
Nicole Baradun-Gross
4,2 %

Barbara Schmid-Federer
Kathy Riklin

000000000000008.60000000008,6 %
-

Anmerkungen



  1. 1. Wahlgang. Bei mehreren Kandiderenden: Anteil des/der Bestplatzierten.


  2. Landsgemeinde. Abstimmung mit offenem Handmehr


  3. Proporz


  4. Die Kantonalpartei gliedert sich in vier Untersektionen: CVP Oberwallis, CVP Mittelwallis, CVP Unterwallis sowie CSP Oberwallis



Geschichte |



Katholiken im Kulturkampf |




Josef Leu




Josef Zemp


Im Gasthaus Rössli in Ruswil unterzeichneten Vertreter einer konservativen Volksbewegung 1840 unter Bauernführer Josef Leu von Ebersol die Ruswiler Erklärung, die sich gegen den liberalen Zeitgeist wandte. Wenig später wurde im selben Wirtshaus der «Ruswiler Verein» gegründet, aus dem später die Katholisch-Konservative Partei wurde, die im gesamten 19. Jahrhundert im Kulturkampf eine kirchenfreundliche und in der nationalstaatlichen Frage eine föderalistische Haltung einnahm. Die Katholisch-Konservativen unterlagen im Sonderbundskrieg von 1847 und befanden sich im 1848 gegründeten Bundesstaat nachfolgend in deutlicher Opposition zur liberalen Mehrheit.[5]


In Gegensatz zur Lage im Gesamtstaat dominierten die Katholisch-Konservativen die Politik in den ländlich-katholischen Kantonen der Innerschweiz, im Wallis und im Kanton Freiburg, während sie sich im Tessin einen langwierigen Machtkampf mit den Liberalen lieferten. Wie die Liberalen besassen die Katholisch-Konservativen weder ein formelles Organisationsstatut noch ein Programm. 1882 erfolgte die offizielle Gründung der Fraktion. Die Gründungsversuche einer nationalen Partei (1874 «Association conservatrice suisse» durch Abbé Joseph Schorderet und Theodor Scherer-Boccard, 1881 «Konservative Union» durch Josef Zemp und Julius Schnyder von Wartensee, 1894 «Katholische Volkspartei» durch Anton Augustin und Ernst Feigenwinter) scheiterten jedoch jahrzehntelang an der föderalistischen Struktur der Schweiz und den Differenzen im katholisch-konservativen Lager.[6]


Der Prozess der Einbindung der Katholisch-Konservativen in den liberalen Bundesstaat begann Ende des 19. Jahrhunderts. Nach mehreren Abstimmungssiegen der Katholisch-Konservativen, die sie in unterschiedlichen Allianzen errungen hatten, erkannten die Liberalen und Radikalen, dass sich ihre Isolierungspolitik nicht mehr aufrechterhalten liess. Ausserdem bevorzugten sie mit dem Erstarken der Sozialdemokratie einen Schulterschluss der bürgerlichen Kräfte. Am 17. Dezember 1891 wurde schliesslich mit Josef Zemp zum ersten Mal ein Katholisch-Konservativer in den Bundesrat gewählt. Eine weitere wichtige Entwicklung der Jahrhundertwende war, dass neben dem traditionellen ländlich-katholischen Flügel ein christlichsozialer Arbeitnehmerflügel entstand, der besonders viel Unterstützung bei Katholiken fand, die in protestantische Kantone ausgewandert waren, in denen sich die Partei somit erstmals etablieren konnte.[6]



Katholisch-Konservative in der Zwischenkriegszeit |







































































































































































Wahl-
jahr
Wähler-
anteil
Nationalrat
Ständerat

1919
21,0 %

41/189


17/44


1922
21,0 %

44/198


17/44


1925
20,9 %

42/198


18/44


1928
21,4 %

46/198


18/44


1931
21,4 %

44/187


18/44


1935
20,3 %

42/187


19/44


1939
17,0 %1

43/187


18/44


1943
20,8 %

43/194


19/44


1947
21,2 %

44/194


18/44


1951
22,5 %

48/196


18/44


1955
23,2 %

47/196


17/44


1959
23,3 %

47/196


17/44


1963
23,4 %

48/200


18/44


1967
22,1 %

45/200


18/44


1971
20,3 %

44/200


17/44


1975
21,1 %

46/200


17/44


1979
21,3 %

44/200


18/46


1983
20,2 %

42/200


18/46


1987
19,7 %

42/200


19/46


1991
18,0 %

37/200


16/46


1995
16,8 %

34/200


16/46


1999
15,8 %

35/200


15/46


2003
14,4 %

29/200


15/46


2007
14,5 %

31/200


15/46


2011
12,3 %

29/200


13/46


2015
11,6 %

28/200


13/46



1 Aussagekraft begrenzt, da stille Wahl in 9 Kantonen.



Im Jahr 1912 wurde die «Schweizerische Konservative Volkspartei» (KVP) im Hôtel Union in Luzern gegründet, die Katholisch-Konservativen waren damit erstmals in einer formellen gesamtschweizerischen Organisation verbunden, die 1919 mit Jean-Marie Musy einen zweiten Sitz im Bundesrat erhielt. Mit der Gründung des Christlichsozialen Arbeiterbundes 1919 gewann die christlichsoziale Arbeiter- und Angestelltenbewegung in der bisher bäuerlich-gewerblich und kleinstädtisch geprägten Partei an Bedeutung. In der Zwischenkriegszeit fanden innerhalb der Konservativen Volkspartei zeitweise Modelle einer «autoritären Demokratie» bis hin zu Ständestaatsgedanken eine gewisse Unterstützung. Der Höhepunkt dieser Tendenz war die sogenannte Revisionsinitiative, welche von Teilen der Katholisch-Konservativen gemeinsam mit den rechtsextremen Fronten lanciert wurde. Nach der deutlichen Ablehnung dieses Begehrens in der Volksabstimmung 1935 ebbte die korporatistische Bewegung wieder ab.[7]


Mitte der 1930er Jahre trat der Klassenkampf zwischen den Bürgerlichen und den Sozialdemokraten unter dem Druck des Faschismus in den Hintergrund und führte zu einer politischen Normalität zwischen den regierenden bürgerlichen Parteien – FDP, CVP und BGB – und den Sozialdemokraten. Im Jahr 1943 verloren die Freisinnigen die Regierungsmehrheit im Bundesrat. Im gleichen Jahr erhielt die CVP erstmals zu ihren zwei Bundesräten den Posten des Bundeskanzlers.[8]



Blüte in den Fünfzigerjahren und Erneuerung |


Getragen vom politischen Klima der Nachkriegszeit, erlebten die Konservativen in den 1950er Jahren einen Höhepunkt: Sie stellten die grösste Parlamentsdelegation ihrer Geschichte, und von 1954 bis 1958 belegte die Partei einen dritten Sitz im Bundesrat, den sie jedoch im Zuge der Einbindung der Sozialdemokratie 1959 ins Schweizerische Regierungssystem wieder abgab und sich nach der Zauberformel richtete. Mit 23,4 Prozent erreichte die Partei bei den Schweizer Parlamentswahlen 1963 das bisher beste Resultat ihrer Parteigeschichte.[9]




CVP-Signet nach 1970


Im Jahr 1957 wurde die Konservative Volkspartei in «Konservativ-Christlichsoziale Volkspartei» (KCV) umbenannt, da die Landespartei je nach Kanton konservative oder christlichsoziale Kantonalparteien umfasste. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil von 1962 bis 1965 wurde innerhalb der Partei die Forderung nach Anpassung an die gewandelte Gesellschaft laut und die KCV vollzog eine programmatische Öffnung, die zu den Parteireformen von 1970/1971 führte. Die neue Mittepartei koalierte in der Sozialpolitik häufig mit den Sozialdemokraten, in der Wirtschafts- und Finanzpolitik mit den Freisinnigen, während sie in der Kultur- und Kirchenpolitik christlich-konservative Positionen vertrat.[10] Weiter wurde während der Reformen ein neuer Name für die Partei gesucht: Einige schlugen «Christlichdemokratische Union» vor, während andere Kräfte aus dem «katholischen Ghetto» ausbrechen wollten und den Namen «Schweizerische Volkspartei» vorschlugen. (Die heutige Schweizerische Volkspartei wurde erst ein Jahr später gegründet). 1970 entschied man sich schliesslich für den heutigen Namen «Christlichdemokratische Volkspartei». In den folgenden Jahrzehnten konnte die CVP ihren Stimmenanteil halten, jedoch bereitete ihr die Auflösung des katholischen Milieus, einst einigende Klammer der Partei, zunehmend Probleme.[11]



Rückgang des Wähleranteils und Verlust eines Bundesratssitzes |



Wähleranteil der KVP/KCV/CVP seit 1919 (ohne 1939)




25%

20%

15%

10%

5%

0%
































19

22

25

28

31

35

43

47

51

55

59

63

67

71

75

79

83

87

91

95

99

03

07

11

15



Obwohl die CVP in ihren Stammlanden, den früheren Sonderbundskantonen Luzern, Freiburg, Wallis, Uri, Schwyz, Obwalden, Nidwalden und Zug sowie (seit Beginn des 20. Jahrhunderts) im Kanton St. Gallen, eine dominante Stellung einnahm, kam es ab den 1980er Jahren zu Erosionserscheinungen, bedingt durch die Säkularisierung, die soziale Mobilität, die Wohlstandsgesellschaft sowie die Auflösung des katholischen Milieus. Die Abnahme der Stammwählerschaft führte ab 1980 zu einer stetigen Abnahme der erzielten Resultate bei den eidgenössischen Wahlen. Besonders in den 1990er und frühen 2000er Jahren wurden viele konservative Wähler aus den ländlichen Stammlanden von der national-konservativen SVP abgeworben.[10]


Bei der Bundesratswahl vom 10. Dezember 2003 wurde zudem mit der ultimativen Forderung der Schweizerischen Volkspartei auf einen zweiten Sitz für ihren Kandidaten Christoph Blocher die bisher geltende Zauberformel für die Zusammensetzung des Bundesrats gesprengt. In einer Kampfwahl wurde mit der Abwahl der amtierenden Bundesrätin Ruth Metzler-Arnold erstmals seit langem wieder ein Bundesratsmitglied von der Vereinten Bundesversammlung nicht mehr bestätigt. An ihrer Stelle wurde Christoph Blocher gewählt. Damit verblieb Joseph Deiss als einziger CVP-Vertreter im Bundesrat.[12]



Jüngere Entwicklungen |




Stimmenanteile der CVP 2011


Unter der Führung ihrer Präsidentin und späteren Bundesrätin Doris Leuthard konnte die CVP Mitte der 2000er-Jahre ihren Rückgang vorübergehend aufhalten. Schweizer Medien sprachen vom Leuthard-Effekt. Bei den Schweizer Parlamentswahlen 2007 konnte die CVP ihren Stimmenanteil leicht verbessern.[13] Die CVP bildete daraufhin mit der glp und der EVP für die 48. Legislaturperiode des Nationalrates eine gemeinsame Fraktion (nachdem die glp 2011 selbst Fraktionsstärke erreichte, wurde daraus die Fraktion CVP/EVP der Bundesversammlung). Als Grundlage hierfür wurde eine Stärkung der politischen Mitte, verbunden mit einem Führungsanspruch in dieser, angeführt. In der Folge arbeitete die CVP auch in verschiedenen Kantonen und Gemeinden mit EVP und glp sowie mit der 2008 als SVP-Abspaltung gegründeten BDP zusammen.


Seit Beginn der 2010er-Jahre verliert die CVP erneut Stimmen. Bei den Schweizer Parlamentswahlen 2015 erhielt die CVP noch 11,6 % der Stimmen und gewann 27 Nationalrats- und 13 Ständeratssitze.[3]



Personen |



Parteipräsidenten |


Die folgenden Politiker waren beziehungsweise sind Parteipräsidenten der Konservativen Volkspartei, der Konservativ-Christlichsozialen Volkspartei beziehungsweise der Christlichdemokratischen Volkspartei.




Fraktionspräsidenten |


Die nachfolgenden Personen waren beziehungsweise sind als Fraktionspräsident Mitglied der CVP.




Generalsekretäre |


Die nachfolgenden Personen waren beziehungsweise sind als Generalsekretär Mitglied der CVP.




Bundesräte |


Die nachfolgenden Politiker waren beziehungsweise sind als Bundesrat Mitglied der CVP.




Literatur |



  • Urs Altermatt: Der Weg der Schweizer Katholiken ins Ghetto. Die Entstehungsgeschichte der nationalen Volksorganisationen im Schweizer Katholizismus 1848–1919. 2. Auflage. Benziger, Zürich 1991, ISBN 3-545-25031-8.

  • Urs Altermatt: CVP. Von der katholischen Milieupartei zur Partei der bürgerlichen Mitte. In: Die Parteien in Bewegung. Nachbarschaft und Konflikte. Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 2013, ISBN 978-3-03823-846-1, S. 21–48.

  • Ludwig Zurbriggen: CVP und die soziale Mitte. Soziales Kapital, Koalitionen und symbolische Praxis der CVP. Rüegger, Zürich 2004, ISBN 3-7253-0762-8.


  • 100 Jahre CVP. Festschrift zum Jubiläum. Sonderausgabe Die Politik, online, Oktober 2012.



Weblinks |



  • Website der CVP

  • Urs Altermatt: Christlichdemokratische Volkspartei (CVP). In: Historisches Lexikon der Schweiz.


  • Christlichdemokratische Volkspartei in der Archivdatenbank des Schweizerischen Bundesarchivs



Einzelnachweise |




  1. https://www.cvp.ch/de/news/2017-08-26/cvp-sommerparteitag-die-echte-volkspartei


  2. Der Bund kurz erklärt 2014. Schweizerische Bundeskanzlei, 28. Februar 2014, archiviert vom Original am 9. August 2014; abgerufen am 22. April 2014 (PDF; 14821 kB). i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bk.admin.ch 


  3. ab Nationalratswahlen: Übersicht Schweiz 2015. Bundesamt für Statistik, abgerufen am 19. Oktober 2015. 


  4. Parteipräsidium. CVP Schweiz, abgerufen am 6. Mai 2016. 


  5. Mike Bacher: Der lange Weg zur Parteigründung. In: Die Politik (Hrsg.): Die Politik. Bern Oktober 2012, S. 4/5. 


  6. ab Mike Bacher: Der lange Weg zur Parteigründung. In: Die Politik (Hrsg.): Die Politik. Bern Oktober 2012, S. 6. 


  7. Rudolf Hofer: 1912. In: Die Politik (Hrsg.): Die Politik. Bern Oktober 2012, S. 7. 


  8. Urs Altermatt: Christlichdemokratische Volkspartei (CVP). In: Historisches Lexikon der Schweiz., Kapitel Die CVP als Regierungspartei, abgerufen am 26. August 2013


  9. Urs Altermatt: Christlichdemokratische Volkspartei (CVP). In: Historisches Lexikon der Schweiz., abgerufen am 26. August 2013


  10. ab Urs Altermatt: Christlichdemokratische Volkspartei (CVP). In: Historisches Lexikon der Schweiz., Kapitel Verankerung und Entwicklung, abgerufen am 26. August 2013


  11. Alois Hartmann: Erneuerungsprozess. In: Die Politik (Hrsg.): Die Politik. Bern Oktober 2012, S. 13. 


  12. Christlich-demokratische Volkspartei (CVP). In: Année politique Suisse. Institut für Politikwissenschaft – Universität Bern, S. 24, abgerufen am 26. August 2013 (PDF; 174 kB). 


  13. Nationalratswahlen: Übersicht Schweiz 2007. Bundesamt für Statistik, abgerufen am 21. August 2013. 


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