Internationales Phonetisches Alphabet










IPA-Tabelle 2018 (englisch)


Das Internationale Phonetische Alphabet (IPA) ist ein phonetisches Alphabet und somit eine Sammlung von Zeichen, mit deren Hilfe die Laute aller menschlichen Sprachen nahezu genau beschrieben und notiert werden können. Es wurde von der International Phonetic Association entwickelt und ist das heute am weitesten verbreitete Lautschrift­system.


Die aktuellen IPA-Zeichen und ihre Aussprachen sind in der Liste der IPA-Zeichen aufgeführt.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Geschichte


  • 2 Praktische Bedeutung


  • 3 Zeichenzuordnungen der Laute und Lautzeichenerweiterungen


    • 3.1 Vokale


    • 3.2 Konsonanten


      • 3.2.1 Pulmonale Konsonanten


      • 3.2.2 Nicht-pulmonale Konsonanten




    • 3.3 Andere Symbole


    • 3.4 Suprasegmentalia


    • 3.5 Töne und Intonation


    • 3.6 Diakritika




  • 4 Alternative Notationen


    • 4.1 Ältere Notationen


    • 4.2 IPA in Sprachtechnologie und Internet: SAMPA, X-SAMPA und Kirshenbaum




  • 5 Siehe auch


  • 6 Literatur


  • 7 Weblinks


  • 8 Einzelnachweise





Geschichte |


Die wichtigsten Versuche vor dem 19. Jahrhundert in Europa, ein universales phonetisches Alphabet zu schaffen, waren jene von John Wilkins (1614–1672) im Jahr 1668, von Francis Lodwick (1619–1694) im Jahr 1686, von Charles de Brosses (1709–1777) im Jahr 1765, von William Jones (1746–1794) im Jahr 1788 und von William Thornton (1759–1828) im Jahr 1793. Weitere Vorschläge stammten von John Pickering (1777–1846) im Jahr 1818 und Constantin François Volney (1757–1820) 1795. Vorschläge von Isaac Pitman (1813–1897) 1837 und 1842 sowie von Alexander John Ellis (1814–1890) 1845, 1847 und seiner Essentials of Phonetics, containing the theory of a universal alphabet 1848 sollten später bei der Schaffung des Internationalen Phonetischen Alphabetes übernommen werden. Weitere Vorläufer waren Samuel Haldeman (1812–1880) mit seiner Analytic Othography 1858/1860, Karl Moritz Rapp und seine Physiologie der Sprache (1836–1841), Ernst Brücke (1819–1892) mit Grundzüge der Physiologie 1856 und 1963, Carl Merkel (1812–1876) und seine Physiologie der menschlichen Sprache (physiologische Laletik) 1866, Moritz Thausing (1838–1884) mit Das natürliche Lautsystem der menschlichen Sprache 1863, Félix du Bois-Reymond (1782–1865) und seine Schrift Kadmus von 1862.


Als Meilenstein gilt das Werk von Karl Richard Lepsius, der 1852 im Auftrag der Church Missionary Society ein Alphabet vorschlug, das zum Ziel hatte, alle Sprachen der Welt, vor allem aber afrikanische ohne eigenes Schriftsystem, schreiben zu können. Ein Mitbewerber von Lepsius war Friedrich Max Müller (1823–1900). Das »Standardalphabet« von Lepsius wurde mit Anpassungen u. a. von dem Afrikanisten Carl Meinhof (1857–1944) und von dem Missionar Karl Endemann (1836–1919) verwendet, und auch das phonetische Alphabet des Missionars Wilhelm Schmidt (1845–1921) beruhte auf den Symbolen von Lepsius.


Im Jahr 1867 erschien Visible Speech, the Science of Universal Alphabetics von Alexander Melville Bell (1819–1905), das eine recht abstrakte, ikonische Lautschrift vorstellte; 1877 veröffentlichte sein Schüler Henry Sweet (1845–1912) ein Handbook of Phonetics, in dem er mit Bezug auf Bell und auf Ellis wieder ein System auf Grundlage des lateinischen Alphabetes vorschlug.


Der französische Linguist Paul Passy (Le maître phonétique) initiierte die Entwicklung des „Internationalen Phonetischen Alphabets“, dessen Entwürfe 1888 publiziert wurden[1]. Er war auch erster Präsident der International Phonetic Association (noch als Dhi Fonètik Tîtcerz' Asóciécon FTA) von 1886 bis 1888.[2] In Kiel fand 1989 die International Phonetic Association Kiel Convention statt, die nach mehr als einem Jahrhundert eine wesentliche Überarbeitung des IPA brachte.[3] Kleinere Revisionen fanden auch 1993 und 1996 statt.



Praktische Bedeutung |


Das IPA stellt eine wesentliche Erleichterung der Darstellung der Aussprache in Wörterbüchern und Lexika dar. Beim Lesen von IPA-Texten ist jedoch auch Vorsicht geboten:


Bei manchen Sprachen, z. B. dem Französischen, gibt es eine allgemein akzeptierte Standardaussprache (Orthophonie), bei anderen nicht. Eine amtlich festgesetzte Aussprache kann allerdings im Alltag ungebräuchlich sein. Die landesübliche Bandbreite eines Lautes kann wesentlich größer sein (z. B. die deutsche Endsilbe -er) als der Unterschied ähnlicher Lautzeichen. Was in einer Sprache als korrekt oder falsch, als normal oder fremdartig, als verständlich oder unverständlich aufgefasst wird, ist für jemanden, der die Sprache nur selten oder noch nie gehört hat, nicht zu ermessen.


In Wörterbüchern wird nicht selten ein vereinfachter Zeichensatz verwandt, um Leser ohne Vorkenntnisse nicht zu verwirren.[4] So unterscheidet Cassell’s German Dictionary weder die verschiedenen Aussprachen des deutschen r, noch die offenere Aussprache eines kurzen a, i, u und ü gegenüber dem jeweiligen langen Vokal. Die Aussprache des englischen no wird aus Tradition allgemein als [.mw-parser-output .IPA a{text-decoration:none}noʊ] wiedergegeben, obwohl im Britischen tatsächlich [nəʊ] gesagt wird. Üblicherweise wird auch nicht berücksichtigt, dass in manchen Sprachen ohne sch-Laut ​[⁠ʃ⁠]​ das s zumeist eher wie ​[⁠ɕ⁠]​ (zwischen s ​[⁠s⁠]​ und Ich-Laut ​[⁠ç⁠]​) ausgesprochen wird, beispielsweise im europäischen Spanisch und im Griechischen (eine phonetisch genauere Beschreibung ist wahrscheinlich allgemein „zurückgezogen“, also [s̱], wobei der spanische Laut eher apikal ist, also [s̺], der griechische hingegen eher laminal, also [s̻]).


Ganz so genau, wie sie erscheint, ist auch die IPA-Notation nicht, beispielsweise ist das ​[⁠ʉ⁠]​ in engl. book ein nur etwas zentraleres ​[⁠u⁠]​, im norwegischen und schwedischen Wort sund ein nur etwas zentraleres ​[⁠y⁠]​.



Zeichenzuordnungen der Laute und Lautzeichenerweiterungen |


Die IPA-Zeichentabelle nutzt unter anderem Buchstaben des lateinischen Schriftsystems und des griechischen Alphabets, teilweise in abgewandelter Form. Jedes Zeichen bezeichnet dabei einen Laut oder beschreibt einen bereits angegebenen Laut näher, der in einer Sprache der Welt ein Wort von einem anderen unterscheidet.


Das Internationale Phonetische Alphabet ist sprachenübergreifend; dies führt dazu, dass die Zuordnung eines Zeichens zu einem Laut in einer bestimmten Sprache nicht zwangsläufig mit der Lautzuordnung desselben Zeichens im IPA identisch ist. So steht beispielsweise das Zeichen ​[⁠ç⁠]​ im IPA für die Aussprache der Buchstabenfolge ch im deutschen Wort „ich“, obwohl es der deutschen Orthographie fremd ist; für die Abbildung der Aussprache des Französischen, dessen Orthografie „ç“ als stimmloses „s“ kennt, wird das Zeichen dagegen nicht benötigt.


Die Sonderzeichen des IPA-Alphabets wurden in Unicode im Bereich von U+0250 bis U+02AF aufgenommen.



Vokale |







Vokale




















 

vorne

 

zentral

 

hinten
 geschlossen


Blank vowel trapezoid.svg




​i​ • 
​y​



​ɨ​ • 
​ʉ​



​ɯ​ • 
​u​



​ɪ​ • 
​ʏ​



​ʊ​



​e​ • 
​ø​



​ɘ​ • 
​ɵ​



​ɤ​ • 
​o​



​ə​



​ɛ​ • 
​œ​



​ɜ​ • 
​ɞ​



​ʌ​ • 
​ɔ​



​æ​



​ɐ​



​a​ • 
​ɶ​



​ɑ​ • 
​ɒ​




 fast geschlossen
 halbgeschlossen
 mittel
 halboffen
 fast offen
 offen


Bei Symbolpaaren (u • g) steht das linke Symbol für den
ungerundeten, das rechte Symbol für den gerundeten Vokal.
















































































































 
vorne
fast
vorne
zentral
fast
hinten
hinten

ung.

ger.
ung.
ger.
ung.
ger.
ung.
ger.
ung.
ger.
geschlossen


i


y
 
 


ɨ


ʉ
 
 


ɯ


u
fast geschlossen
 
 


ɪ


ʏ
 
 
 


ʊ
 
 
halbgeschlossen


e


ø
 
 


ɘ


ɵ
 
 


ɤ


o
mittel
 
 
 
 


ə
 
 
 
 
halboffen


ɛ


œ
 
 


ɜ


ɞ
 
 


ʌ


ɔ
fast offen


æ
 
 
 


ɐ
 
 
 
 
offen


a


ɶ
 
 
 
 
 
 


ɑ


ɒ

Verweilt der Mauszeiger neben einem Zeichen in dessen Tabellenzelle, wird sein Unicode-Wert angezeigt; zeigt man auf das Zeichen, so erhält man eine kurze Beschreibung als Tooltip.




Konsonanten |


Bei den Konsonanten sind verschiedene Luftstrommechanismen zu unterscheiden.


Die pulmonalen Konsonanten werden mit ausströmender Atemluft (d. h. Luft aus der Lunge) erzeugt (pulmonal-egressiv). Zu dieser Gruppe zählen die allermeisten Konsonanten. Bei den Ejektiven und Implosiven wird der Luftstrom dagegen durch Bewegungen des Kehlkopfs erzeugt. Bei den Ejektiven bewegt sich der Kehlkopf nach oben, sodass Luft ausströmt (glottal-egressiv); bei den Implosiven bewegt er sich nach unten, sodass Luft einströmt (glottal-ingressiv). Schnalzlaute (manchmal auch als „Avulsive“ oder im Englischen als „clicks“ bezeichnet) entstehen dadurch, dass Zunge und Gaumensegel einen abgeschlossenen Hohlraum bilden, der durch eine Zurück- und Abwärtsbewegung der Zunge vergrößert wird. Beim Öffnen des Hohlraums findet ein Druckausgleich statt (Luft strömt hinein, daher velar-ingressiv), sodass ein Laut erzeugt wird.



Pulmonale Konsonanten |




































































































































































































labial

koronal

dorsal

radikal

laryngal

bilabial

labio­dental

dental

alveolar

post­alveolar

retroflex

palatal

velar

uvular

pha­ryngal

glottal

stl.

sth.
stl.
sth.
stl.
sth.
stl.
sth.
stl.
sth.
stl.
sth.
stl.
sth.
stl.
sth.
stl.
sth.
stl.
sth.
stl.
sth.

Plosive


p


b




t


d



ʈ


ɖ


c


ɟ


k


ɡ


q


ɢ



ʔ


Frikative


ɸ


β


f


v


θ


ð


s


z


ʃ


ʒ


ʂ


ʐ


ç


ʝ


x


ɣ


χ


ʁ


ħ


ʕ


h


ɦ

laterale Frikative





ɬ


ɮ








Nasale


m


ɱ



n



ɳ


ɲ


ŋ


ɴ



Vibranten


ʙ




r






ʀ



Taps/Flaps







ɾ



ɽ





laterale Flaps





ɺ








Approximanten



ʋ



ɹ



ɻ


j


ɰ



laterale Approximanten





l



ɭ


ʎ


ʟ




Verweilt der Mauszeiger neben einem Zeichen in dessen Tabellenzelle, wird sein Unicode-Wert angezeigt; zeigt man auf das Zeichen, so erhält man eine kurze Beschreibung als Tooltip.


Gegebenenfalls steht jeweils links der stimmlose und rechts der stimmhafte Konsonant.


Dunkel hinterlegte Felder bezeichnen physiologisch unmögliche Artikulationen. Beispielsweise ist ein glottaler Nasal unmöglich, weil bei einem Verschluss der Stimmlippen keine Luft durch die Nase ausströmen kann usw.



Nicht-pulmonale Konsonanten |










































Klicks
Zeichen
Unicode-Code
Bedeutung


​ʘ​
U+0298

bilabialer Klick


​ǀ​
U+01C0

dentaler Klick


​ǃ​
U+01C3

postalveolarer Klick


​ǂ​
U+01C2

palatoalveolarer Klick


​ǁ​
U+01C1

lateraler alveolarer Klick





































Implosive
Zeichen
Unicode-Code
Bedeutung


​ɓ​
U+0253

stimmhafter bilabialer Implosiv


​ɗ​
U+0257

stimmhafter dentaler/alveolarer Implosiv


​ʄ​
U+0284

stimmhafter palataler Implosiv


​ɠ​
U+0260

stimmhafter velarer Implosiv


​ʛ​
U+029B

stimmhafter uvularer Implosiv










































Ejektive
Zeichen
Unicode-Code
Bedeutung


​ʼ​
U+02BC
Diakritikum, Beispiele:



U+0070 (p), U+02BC

bilabialer Ejektiv



U+0074 (t), U+02BC

dentaler/alveolarer Ejektiv



U+006B (k), U+02BC

velarer Ejektiv



U+0066 (f), U+02BC

labiodentaler ejektiver Frikativ



U+0073 (s), U+02BC

alveolarer ejektiver Frikativ



Andere Symbole |


























































Zeichen
Unicode-Code
Bedeutung


​ʍ​
U+028D

stimmloser labiovelarer Frikativ


​w​
U+0077 (w)

stimmhafter labiovelarer Approximant


​ɥ​
U+0265

stimmhafter labiopalataler Approximant


​ʜ​
U+029C

stimmloser epiglottaler Frikativ


​ʢ​
U+02A2

stimmhafter epiglottaler Frikativ


​ʡ​
U+02A1

stimmloser epiglottaler Plosiv


​ɕ​
U+0255

stimmloser alveolopalataler Frikativ


​ʑ​
U+0291

stimmhafter alveolopalataler Frikativ


​ɺ​
U+027A

stimmhafter lateraler alveolarer Flap


​ɧ​
U+0267

stimmloser velopalataler Frikativ (
​[⁠ʃ⁠]​ und
​[⁠x⁠]​ zugleich)


Suprasegmentalia |


Von den Suprasegmentalen Zeichen stehen die Betonungszeichen vor der Silbe, auf die sie sich beziehen, die Längezeichen danach.































































Zeichen
Unicode-Code
Bedeutung
Beispiele


​ˈ​ (kein Apostroph)
U+02C8
Hauptbetonung
April [
aˈpʁɪl], Backe [
ˈbakə]


​ˌ​ (kein Komma)
U+02CC
Nebenbetonung
Wasserpfeife [
ˈvasɐˌpfaɪ̯fə], Ringelblume [
ˈʁɪŋəlˌbluːmə]


​ː​ (kein Doppelpunkt)
U+02D0
lang
Lack [
lak], lag [
laːk]


​ˑ​
U+02D1
halblang
Bier [
biˑɐ̯] (oft bei Tiefschwas)


​˘​
U+0306
extrakurz
Studium [
ˈʃtuːdi̯ʊm]


​.​
U+002E (.)
Silbengrenze
Bo-te [
ˈboː.], Mu-se-um [
mu.ˈzeː.ʊm]


|
U+007C (|)
untergeordnete Intonationsgruppe (Sprechtaktgrenze)
Sie haben Glück, nicht wahr? [
ziː haːbən ↓ɡlʏk | nɪçt ↑vaːɐ̯]


​‖​
U+2016
übergeordnete Intonationsgruppe



◌͡◌ oder ◌͜◌
U+035C oder U+0361

Doppelartikulation
schwarz [
ʃvaʁt͜s] oder [
ʃvaʁt͡s]


Töne und Intonation |











































































Zeichen
Unicode-Code
Bedeutung
Beispiele


̋ (Doppelakut) oder
​˥​
U+030B oder U+02E5
besonders hoch
[
]


́ (Akut) oder
​˦​
U+0301 oder U+02E6
hoch


​[⁠é⁠]​


̄ (Makron) oder
​˧​
U+0304 oder U+02E7
mittel


​[⁠ē⁠]​


̀ (Gravis) oder
​˨​
U+0300 oder U+02E8
niedrig


​[⁠è⁠]​


̏ (Doppelgravis) oder
​˩​
U+030F oder U+02E9
besonders niedrig


​[⁠ȅ⁠]​


̌ (Hatschek)
U+030C
steigend


​[⁠ě⁠]​


̂ (Zirkumflex)
U+0302
fallend


​[⁠ê⁠]​


​ꜜ​
U+A71C
stufenweise abwärts / downstep
 


​ꜛ​
U+A71B
stufenweise aufwärts / upstep
 


​↗︎​
U+2197
Generalanstieg / global rise
 


​↘︎​
U+2198
Generalabfall / global fall
 

Bemerkung:


  • Unicode hat keine eigenen Zeichen für die meisten Konturtöne. Stattdessen werden Folgen aus Zeichen für Registertöne verwendet und die genaue Darstellung wird der jeweiligen Schriftart überlassen, üblicherweise durch OpenType-Regeln: [
    e᷇ ḕ̄] oder [
    e˥˧ e˧˩˨] (in vielen Browsern nicht korrekt dargestellt). Weil nur sehr wenige Schriftarten die Kombinierung von Registerton-Zeichen erlauben, wird oft das alte System der Tonmarkierung durch hochgestellte Nummern von „1“ bis „5“ verwendet, beispielsweise [e53 e312]. Deren Verwendung hängt allerdings von lokalen Linguistiktraditionen ab; bei asiatischen Sprachen wird „5“ für den höchsten Ton verwendet und „1“ für den tiefsten, bei den afrikanischen Sprachen umgekehrt. Gelegentlich ist noch eine alte IPA-Tradition anzutreffen, nach der die Konturtöne durch untergesetzte Diakritika bezeichnet werden: [
    e̖ e̗] für tief-fallend bzw. tief-steigend.


Diakritika |























































































































































































































































Zeichen
Unicode-Code
Bedeutung
Beispiele

Phonation  (Siehe auch Anmerkung am Ende der Tabelle)
untergestellt: 
̥
U+0325

stimmlos, bzw. entstimmt

stimmloses Sprechen eines normalerweise stimmhaften Lautes, z. B. weil er von zwei stimmlosen umschlossen ist.



See [
z̥eː] (südliches Deutsch)
übergestellt:
̊
U+030A

gut [
ɡ̊uːt] (südliches Deutsch)
untergestellt:
̬
U+032C

stimmhaft

Stimmhaftes Sprechen eines normalerweise stimmlosen Lautes.


[
], [
]
übergestellt:
̌
U+030C


​[⁠ǧ⁠]​
übergestellt:
​ʰ​
U+02B0

aspiriert

Tasse [
ˈtʰasə], [
]

Genauere Beschreibung der Artikulation eines Vokals
untergestellt:
̹
U+0339
stärker gerundet
[
ɔ̹]
übergestellt:
͗
U+0357
untergestellt:
̜
U+031C
weniger gerundet
[
ɔ̜]
übergestellt:
͑
U+0351


̟
U+031F
weiter vorne
[
]


̠
U+0320
weiter hinten
[
]


̈
U+0308

zentralisiert


​[⁠ë⁠]​


̽
U+033D
zur Mitte zentralisiert
[
]


̝
U+031D
angehoben
[
]



̞
U+031E
gesenkt
[
]



̘
U+0318
vorverlagerte Zungenwurzel
[
]


̙
U+0319
zurückverlagerte Zungenwurzel
[
]

​˞​

kombinierte Zeichen: ​ɚ​ (U+025A), ​ɝ​ (U+025D)


U+02DE

rhotisch


​[⁠ɚ⁠]​
Genauere Beschreibung des artikulierenden Organs bei Konsonanten
untergestellt:
̪
U+032A

dental
[
], [
], [
], [
]
übergestellt:
͆
U+0346


̼
U+033C

linguolabial
[
], [
]


̺
U+033A

apikal
[
], [
]


̻
U+033B

laminal
[
], [
]


̃
U+0303

nasaliert
Chance [
ʃɑ̃ːsə]
Zusätzliche Engebildung


​ʷ​
U+02B7

labialisiert

Glück [
gʷlʷʏkʰ]


​ʲ​
U+02B2

palatalisiert
[
], [
]


​ˠ​
U+02E0

velarisiert
[
], [
]


​ˁ​
U+02C1

pharyngalisiert
[
], [
]

̴

kombinierte Zeichen: ​ɫ​ (U+026B)


U+0334
velarisiert oder pharyngalisiert


​[⁠ɫ⁠]​


​ˀ​
U+02C0
glottalisiert
 
Art der Verschlusslösung für Plosive


​ⁿ​
U+207F

nasale Verschlusslösung
Redner [
ˈʁeːdⁿnɐ]


​ˡ​
U+02E1

laterale Verschlusslösung
Handlung [
ˈhandˡlʊŋ]


̚
U+031A
keine hörbare Verschlusslösung
stimmt [
ˈʃtɪm̚t]

Silbizität
untergestellt:
̩
U+0329

silbisch
reden [
ˈʁeːdn̩]
übergestellt:
̍
U+030D
Regen [
ˈʁeːgⁿŋ̍]
untergestellt:
̯
U+032F

nichtsilbisch
aktuell [
akˈtu̯ɛl]
Libyen [
ˈliːby̆ən]
übergestellt:
˘
U+0311
Stimmqualität
untergestellt:
̤
U+0324
behaucht
[
], [
]
übergestellt:
̈
U+0308
untergestellt:
̰
U+0330
knarrig
[
], [
]
übergestellt:
̃
U+0303

Anmerkung: Ob mit Diakritika versehene Zeichen Äquivalente zu dem jeweils anderen Zeichen der Artikulationsart und des Artikulationsortes sind, ist von der IPA nicht vollständig festgelegt worden. Im „Handbuch der International Phonetic Association“ heißt es dazu: „Es ist strittig, ob [] und ​[⁠g⁠]​ phonetisch identische Laute bezeichnen, und dasselbe gilt für ​[⁠s⁠]​ und []. Möglicherweise werden bei der Unterscheidung zwischen [] und ​[⁠g⁠]​ oder ​[⁠s⁠]​ und [] unterschiedliche Dimensionen einbezogen, die von der Stimmbandvibration unabhängig sind, wie etwa Gespanntheit gegenüber Ungespanntheit in der Artikulation, sodass die Möglichkeit, Stimmhaftigkeit separat zu bezeichnen, wichtig wird. Es kann aber in jedem Fall vorteilhaft sein, wenn man in der Lage ist, die lexikalische Form eines Wortes beizubehalten […].“


Zeichen mit Unterlänge können durch ein übergestelltes Diakritikum ausgezeichnet werden. Standardmäßig sollte jedoch mit untergestellten Diakritika ausgezeichnet werden, wenn beide Möglichkeiten bestehen.



Alternative Notationen |



Ältere Notationen |


Das IPA ist nicht das einzige System zur Notation von Sprachlauten. Im Laufe der Zeit hat es einige Versuche gegeben, Laute exakter darzustellen als in herkömmlicher Rechtschreibung. Schon 1855 veröffentlichte der deutsche Ägyptologe Karl Richard Lepsius sein Standardalphabet „zur Darstellung ungeschriebener Sprachen und fremder Zeichensysteme in einer einheitlichen Orthographie in europäischen Buchstaben“. Überarbeitet erschien das Werk 1863 außer auf Deutsch auch auf Englisch. Zeitgenössische Texte über die Laute der menschlichen Sprache belegen, dass dieses Standardalphabet als Lautschrift aufgefasst wurde. Einige seiner Zeichen sind in das IPA-Alphabet eingegangen. Für deutsche Transliterationen (also Wiedergaben der Schreibung) wurde seine an der tschechischen Orthographie orientierte Unterscheidung verschieden artikulierter Zischlaute übernommen, nicht aber in die IPA-Lautschrift.


Alexander Melville Bell stellte demgegenüber 1867 in seinem System der Visible Speech eine ikonische Notation vor, bei der einzelne Merkmale eines Lautes (z. B. die Rundung der Lippen und dergleichen) im Zeichen selbst abgebildet werden. Andere Versuche in Richtung einer analphabetischen Notation wurden von den Linguisten Otto Jespersen (1889) oder Kenneth L. Pike (1943) unternommen. Dadurch, dass in diesen Systemen die einzelnen Stellungen der Sprechwerkzeuge unabhängig voneinander angegeben werden können, lassen sich Lautnuancen viel feiner kodieren.


In der deutschen und romanistischen Dialektologie ist auch heute noch die Teuthonista-Transkription üblich. Die Teuthonista ist 1924/25 von Hermann Teuchert in der dialektologischen Zeitschrift Teuthonista präsentiert worden und baut mit einem Bezug auf Karl Richard Lepsius’ Standardalphabet im Wesentlichen auf dem lateinischen Alphabet auf. Da ähnliche Vorschläge in der Romania von Graziadio Isaia Ascoli und Eduard Böhmer vorgestellt worden sind, sind die Teuthonista- und die Böhmer-Ascoli-Transkription heute weitgehend zusammengefallen.



IPA in Sprachtechnologie und Internet: SAMPA, X-SAMPA und Kirshenbaum |


Mit den Notationen SAMPA (für 7 europäische Sprachen) und X-SAMPA (die SAMPA-Erweiterung für das vollständige IPA) wurden von europäischen Phonetikern und Sprachingenieuren im Rahmen von multilingualen sprachtechnologischen EU-Forschungsprojekten in den 1980er Jahren Alphabete entwickelt, mittels derer IPA-Zeichen im ASCII-Code geschrieben werden konnten. Diese Notationen, die das IPA exakt abbilden und in der Sprachtechnologie sehr verbreitet sind, dienen folgenden Zwecken:



  • Austausch phonetischer Daten (Transkriptionsdateien und Sprachsignal-Annotationsdateien) in einfacher Textform.

  • Einfache programmiertechnische Verarbeitung von Transkriptionen in der automatischen Spracherkennung und in der Sprachsynthese.

  • Einfache Überprüfung und Redaktion phonetischer Daten bei gleichzeitiger maschineller Lesbarkeit.

  • Tastaturfreundliche Eingabe aller mit dem IPA darstellbaren Laute.


Diese Notationen wurden nicht für die allgemeine Darstellung des IPA in Veröffentlichungen entworfen, werden aber häufig in technisch-wissenschaftlichen Veröffentlichungen zur Datendarstellung verwendet. Für allgemeine Veröffentlichungszwecke, auch im Internet, sind standardisierte Unicode-Zeichensätze, die eher Text-Ausgabe- als -Eingabe-orientiert sind, besser geeignet. Unabhängig von SAMPA und X-SAMPA wurde von Internetznutzern in den frühen 1990er Jahren das ähnliche Kirshenbaum-Alphabet entwickelt, das sich jedoch nicht durchsetzen konnte. In den USA werden vorwiegend für die englische Sprache häufig das „Klattbet“ oder das „Arpabet“ in der Sprachtechnologie verwendet.



Siehe auch |



  • Liste der IPA-Zeichen

  • Liste ehemaliger IPA-Zeichen

  • IPA in Unicode

  • Uralisches Phonetisches Alphabet



Literatur |




  • Handbook of the International Phonetic Association: A guide to the use of the International Phonetic Alphabet. Cambridge University Press (1999). ISBN 978-0-521-65236-0.

  • M. Duckworth, G. Allen, W. Hardcastle, M. J. Ball: Extensions to the International Phonetic Alphabet for the transcription of atypical speech. In: Clinical Linguistics and Phonetics. Taylor & Francis, London 4.1990, S. 273–280. ISSN 0269-9206

  • J. Alan Kemp: The history and development of a universal phonetic alphabet in the 19th century. From the beginnings to the establishment of the IPA. In: Sylvain Auroux, E. F. K. Koerner, Hans-Josef Niederehe, Kees Versteegh (Hg.): History of the Language Sciences. Geschichte der Sprachwissenschaften. Histoire des sciences du langage. Berlin / New York: Walter de Gruyter, 2001; ISBN 3-11-016735-2. S. 1572–1584.

  • William A. Ladusaw und Geoffrey Pullum: Phonetic Symbol Guide. University of Chicago Press, 1996, ISBN 0-226-68535-7.



Weblinks |



 Wiktionary: Internationales Phonetisches Alphabet – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen


 Wiktionary: IPA – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen


 Commons: Internationales Phonetisches Alphabet – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien



  • IPA Trainer Online Applikation zum Üben von Phonetik und Transkription

  • Website der International Phonetic Association


  • IPA Charts – interaktive Darstellung der Laute


  • The Unicode Standard 5.0, Section 7.1: IPA Extensions: U+0250-U+02AF (PDF-Datei; 670 kB)


  • The Unicode Standard 5.0, Section 7.1: Spacing Modifier Letters: U+02B0-U+02FF (PDF-Datei; 670 kB)


  • The Unicode Standard 5.0, Code Chart IPA Extensions (PDF-Datei; 127 kB)


  • The Unicode Standard 5.0, Code Chart Spacing Modifier Letters (PDF-Datei; 98 kB)


  • The Unicode Standard 5.0, Code Chart Superscripts and Subscripts (PDF-Datei; 69 kB)


  • IPA-Tabelle mit Tonaufnahmen vom Phonetischen Laboratorium der Universität Turin, Italien

  • Texte aus IPA-Symbolen interaktiv zusammenstellen



Einzelnachweise |




  1. vgl. P.T. Daniels, W. Bright (Hrsg.): The World's Writing Systems, New York & Oxford, 1996, S. 821–46.


  2. History of the IPA, abgerufen am 19. August 2016


  3. John Esling: Computer Coding of the IPA: Supplementary Report. Journal of the International Phonetic Association, Vol. 20(1), 1990.


  4. K.-H. Ramers: Phonologie. In: J. Meibauer [u. a.] (Hrsg.): Einführung in die germanistische Linguistik. Stuttgart, Metzler, 2002. S. 70–120.









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