Beatmung
Die Beatmung (oder das Beatmen) ist eine künstliche Lungenventilation und dient der Unterstützung oder dem Ersatz unzureichender oder nicht vorhandener Spontanatmung.
Ihre lebenserhaltende Funktion ist zentraler Bestandteil in der Anästhesiologie, der Notfallmedizin und der Intensivmedizin. Es wird unterschieden zwischen der kontrollierten Beatmung und der assistierten Beatmung. Der Begriff Beatmung wird in der professionellen Notfallmedizin verwendet, in der Ersten Hilfe spricht man von der Atemspende. Außerhalb der Notfall- und Intensivmedizin werden Techniken der künstlichen Ventilation in der konservativen Behandlung der Schlafapnoe angewendet, zum Beispiel CPAP-Therapie.
Inhaltsverzeichnis
1 Klinische Anwendung
2 Techniken
2.1 Über- und Unterdruck-Beatmung
2.2 Mund-zu-Mund- und Beutelbeatmung
2.3 Mechanische Ventilatoren / Beatmungsgeräte
3 Sichern der Atemwege
4 Beatmungsinduzierte Lungenschäden und lungenprotektive Beatmung
5 Grundlagen der maschinellen Beatmung
6 Nomenklatur der maschinellen Beatmung und Atmungsunterstützung
7 Beatmungsparameter
7.1 Sauerstoffkonzentration
7.2 Atemfrequenz
7.3 Tidalvolumen
7.4 Atemminutenvolumen
7.5 Inspirationsflow (Flow)
7.6 Maximaler Inspirationsdruck
8 Adjuvante Maßnahmen und Therapien (Beispiele)
9 Geschichte
10 Literatur
11 Weblinks
12 Einzelnachweise
Klinische Anwendung |
Beatmung, gegebenenfalls unter zusätzlicher Sauerstoffzufuhr, wird dann angewandt, wenn die Spontanatmung ausfällt (Apnoe) oder insuffizient wird. Dies kann unter anderem in Narkose, bei Vergiftungen, Kreislaufstillständen, neurologischen Erkrankungen oder Kopfverletzungen auftreten, außerdem bei Lähmung der Atemmuskulatur aufgrund von Rückenmarksläsionen oder der Wirkung von Medikamenten. Eine Reihe von Lungenerkrankungen oder Thoraxverletzungen sowie Herzkrankheiten, Schock und Sepsis können ebenfalls eine Beatmung
erforderlich machen.
Abhängig von der klinischen Situation kann die Beatmung über wenige Minuten, aber auch über Monate hinweg fortgeführt werden. Während die Rückkehr zur Spontanatmung in der Routine-Narkose selten ein Problem darstellt, ist die Entwöhnung (das so genannte Weaning) eines Intensivpatienten nach längerer Beatmungsdauer ein schwieriger Prozess, der Tage oder Wochen in Anspruch nehmen kann.
Einige Patienten mit schweren Hirnschäden, Rückenmarksverletzungen oder neurologischen Erkrankungen erlangen die Fähigkeit zur Spontanatmung nicht zurück und bedürfen daher der andauernden Beatmung (Heimbeatmung).
Die Überwachung der Effizienz der Beatmung erfolgt sowohl durch die Beobachtung des Patienten, als auch durch Pulsoximetrie, Blutgasanalyse und Kapnometrie.
Techniken |
Über- und Unterdruck-Beatmung |
Während der Austausch von Sauerstoff und Kohlendioxid zwischen Blut und Alveolen durch Diffusion stattfindet und keine äußere Anstrengung erfordert, muss die Atemluft durch die Atemwege aktiv dem Gasaustausch zugeführt werden.
Bei der Spontanatmung wird in der Pleurahöhle durch die Atemmuskulatur ein Unterdruck erzeugt. Der dabei entstehende Druckunterschied zwischen atmosphärischem Druck und intrathorakalem Druck erzeugt einen Luftstrom.
- Bei der (historischen) Unterdruck-Beatmung mit Eisernen Lungen wird dieser Mechanismus imitiert. Die eiserne Lunge erzeugt einen Unterdruck in einer Kammer, die den Körper umschließt und am Hals abgedichtet wird. Heutzutage findet lediglich die Kürass-Ventilation eine gewisse Anwendung in der Heimbeatmung, dabei wird mittels einer Art Weste ein Unterdruck im Brustkorb erzeugt.
- Alle modernen Techniken der Beatmung sind Überdruck-Beatmungen: Luft wird durch externen Überdruck intermittierend in die Lungen gepresst und nach Erreichen eines gewünschten Atemvolumens oder Druckes passiv wieder ausgeatmet.
Bereits 1955 konnte von Jürgen Stoffregen gezeigt werden, dass bei beiden Verfahren dieselbe transpulmonale Druckdifferenz besteht.
Mund-zu-Mund- und Beutelbeatmung |
Die einfachste Form der Beatmung ist die Atemspende, die in der Laienreanimation angewandt wird. Hierunter versteht man die Beatmung mit der Ausatemluft des Helfers, also entweder die „Mund-zu-Mund-“ oder „Mund-zu-Nase-Beatmung“.
Diese Technik ist jedoch begrenzt, da mit ihr keine mit Sauerstoff angereicherte Luft gegeben werden kann: Nur 16 Prozent Sauerstoffanteil können so erreicht werden; im Vergleich dazu hat Raumluft 21 Prozent Sauerstoff, Beatmungsgeräte können bis zu 100 Prozent Sauerstoff erreichen.
Durch den direkten Kontakt mit Körperflüssigkeiten besteht bei der Mund-zu-Mund-Beatmung immer das geringe Risiko der Krankheitsübertragung, dieses kann man durch die Verwendung einer Beatmungshilfe minimieren.
Professionelle Helfer sollten daher zu Hilfsmitteln wie dem Beatmungsbeutel greifen, sofern die Technik beherrscht wird.
Ein Beatmungsbeutel besteht aus einer Gesichtsmaske, die über Mund und Nase des Patienten gestülpt wird, um einen dichten Abschluss zu erreichen; einem elastischen, kompressiblen Beutel und einem Ventil, welches den Luftstrom lenkt. Eine Sauerstoffquelle kann an ein Reservoir am Beutel angeschlossen werden, um eine höhere Sauerstoffkonzentration zu erreichen. Diese einfache Technik kann ausreichen, einen ateminsuffizienten oder apnoeischen Patienten über Stunden zu beatmen.
Mechanische Ventilatoren / Beatmungsgeräte |
In der Anästhesiologie und Intensivmedizin werden routinemäßig Beatmungsgeräte benutzt. Diese Ventilatoren ermöglichen eine Vielzahl unterschiedlicher Beatmungsmodi, die von der assistierten Spontanatmung (ASB) zur vollständig kontrollierten Beatmung reichen. Moderne Ventilatoren erlauben eine kontinuierliche Adaption der Invasivität entsprechend dem Zustand des Patienten.
Bei beatmeten Patienten besteht eine Neigung zum Kollaps von Alveolen (Atelektasebildung). Durch Nutzung eines PEEP (Positiv-endexspiratorischen Druckes) versucht man, die Lunge am Ende eines Atemzyklus offenzuhalten. Darüber hinaus kommt PEEP bei Krankheitsbildern wie beispielsweise Pneumonie, ARDS und Lungenödem zum Einsatz.
Eine besondere Form der intensivmedizinischen Beatmung stellt die Hochfrequenzoszillationsventilation (HFOV) dar. Hierbei wird in einem
continuous-flow-System ein kontinuierlicher Blähdruck erzeugt, der ein Offenhalten der Alveolen ermöglicht und deswegen insbesondere bei hypoxämischem Lungenversagen (ARDS) zur Anwendung kommt.
Die Eiserne Lunge spielt in der modernen Medizin keine Rolle mehr.
Sichern der Atemwege |
Mechanische Beatmung kann nur dann erfolgreich und sicher erfolgen, wenn die Atemwege des Patienten offengehalten (gesichert) werden und wenn die Luft ungehindert in die Lungen und wieder heraus strömen kann. Außerdem müssen Leckagen vermieden (oder durch einen höheren Atemgasfluss kompensiert[1]) werden, damit Luftstrom und Druckverhältnisse den eingestellten Werten entsprechen.
Ein weiteres Risiko ist die Aspiration, bei der Mageninhalt über die Speiseröhre (Ösophagus) und Luftröhre (Trachea) in die Lungen gelangt. Durch Verlegung der Luftwege oder durch den Säuregehalt des Mageninhalts kann es zu schweren Beeinträchtigungen der Lungenfunktion bis zum ARDS kommen.
Maßnahmen zur Atemwegssicherung hängen von der Situation des individuellen Patienten ab, den wirksamsten Schutz bietet allerdings die endotracheale Intubation. Alternativen sind supraglottische Atemwegshilfen, die oberhalb der Stimmritze (Glottis) zu liegen kommen. Verfügbar sind Larynxmaske, Larynxtubus und Combitubus, sie werden oft bei der schwierigen oder nicht möglichen Intubation als Alternative eingesetzt. Die nicht-invasive Beatmung erfolgt über eine Maske oder einen speziellen Helm.
Die Tracheotomie (Luftröhrenschnitt) bezeichnet einen chirurgischen Eingriff, bei dem durch die Halsweichteile ein Zugang zur Luftröhre geschaffen wird. Indikationen zur Tracheotomie können die Notwendigkeit einer Langzeitbeatmung, neurologische Erkrankungen mit Störungen des Schluckreflexes, Strahlenbehandlung am Kopf oder Hals oder Kehlkopflähmungen sein.
Beatmungsinduzierte Lungenschäden und lungenprotektive Beatmung |
Im Allgemeinen wird die Prognose des Beatmungspatienten von der zugrundeliegenden Erkrankung und deren Ansprechen auf die Therapie bestimmt. Aber auch die Beatmung selbst kann ernsthafte Probleme verursachen, die ihrerseits den Aufenthalt auf einer Intensivstation verlängern und manchmal zu bleibenden Schäden oder gar zum Tod führen können. Daher wird die Beatmungstechnik darauf hin ausgerichtet, diese Beatmungsschäden zu verhindern. Dazu gehört unter anderem, die Beatmungsdauer so kurz wie möglich zu halten.
Infektiöse Komplikationen, hier besonders Pneumonien, treten gehäuft bei Patienten auf, die länger als einige Tage beatmet bleiben. Die endotracheale Intubation unterläuft die natürlichen Abwehrmechanismen gegen Lungeninfektionen, insbesondere den Prozess der „mukozilliären Clearance“. Dieser kontinuierliche Transport von Sekreten aus den Lungen in die oberen Luftwege dient der Abfuhr von Bakterien und Fremdkörpern. Die intubationsbedingte Ausschaltung dieses Mechanismus gilt als Hauptfaktor bei der Entstehung von Pneumonien.
Es gibt Hinweise darauf, dass Sauerstoff in höheren Konzentrationen (> 40 %) auf Dauer selbst zu Schäden am Lungengewebe beatmeter Patienten führen kann. Daher empfiehlt es sich, die niedrigste angemessene Sauerstoff-Konzentration einzustellen. Allerdings kann bei Patienten mit schweren Störungen des pulmonalen Gasaustausches eine hohe Sauerstoffkonzentration überlebensnotwendig sein.
Die meisten Beatmungsformen gründen auf der Anwendung von Überdruck auf die Lungen. Das Gewebe erkrankter Lungen kann durch die dabei entstehende mechanische Belastung (Überdehnung, Scherkräfte, zu hohe Spitzendrücke, zu niedriger PEEP, zu hohe Beatmungsvolumina) sowie durch entzündliche Prozesse zusätzlich geschädigt werden. Die dadurch verursachte Verschlechterung des pulmonalen Gasaustauschs kann dann wiederum eine noch aggressivere Beatmung erfordern.
„Lungenprotektive Beatmung“ ist ein Sammelbegriff für Strategien zur Minimierung der beatmungsinduzierten Lungenschäden. Viele von ihnen basieren auf Ventilatoreinstellungen zur Vermeidung von Überdehnung und zyklischem Kollabieren der Lungen.
Grundlagen der maschinellen Beatmung |
Grundsätzlich wird unterschieden zwischen der kontrollierten (mandatorischen) Beatmung (CMV), bei der die Atemarbeit des Patienten vollständig übernommen wird, und der unterstützten (augmentierten) Spontanatmung, bei der Atemfrequenz und Atemtiefe, also das Atemhubvolumen (Tidalvolumen, VT), durch den Patienten kontrolliert werden.
Die mandatorische Ventilation (MV) lässt sich in volumengesteuerte mechanische Ventilation, druckkontrollierte mechanische Ventilation und demandatorische mechanische Ventilation unterteilen, die sich durch unterschiedliche inspiratorische und exspiratorische Steuerungen unterscheiden:
- Bei der Volumensteuerung wird festgelegt, wie viel Luft der Patient einatmet und die Abgabe dieses vorgewählten Volumens beendet die Inspiration. Es resultieren Druckverhältnisse in der Lunge, die sich aus deren Zustand und dem eingeatmeten Volumen ergeben. Beatmungsformen sind beispielsweise CMV-Beatmung (kontrollierte Beatmung) und (S)IMV.
- Drucksteuerung: Die druckkontrollierte Ventilation legt fest, wie viel Druck in der Lunge vorherrschen darf und ordnet das Atemzugvolumen unter. Das Erreichen des vorgewählten Drucks beendet hier die Inspiration. Das heißt, der maximale Druck in der Lunge ist konstant, während das Volumen variiert. Auch diese Form lässt sich mit CMV und SIMV festlegen.
- Demandatorische Ventilation ist eine Mischform der beiden vorgenannten, es lässt sich sowohl das einzuatmende Volumen als auch eine Druckgrenze festlegen. Bei dieser Form besteht Volumeninkonstanz; Eigenventilation des Patienten ist möglich aber nicht zwingend. Als bevorzugte Beatmungsform hat sich BiPAP/BIPAP durchgesetzt. Je nach Hersteller des Beatmungsgerätes wird BiPAP auch als Bi-Vent, BiLevel oder BIPHASE bezeichnet.
- Flowsteuerung: Das Unterschreiten eines vorgegebenen Inspirationsflows beendet die Inspiration.
- Zeitsteuerung: Nach Ablauf einer vorgewählten Zeit wird die Inspiration bzw. Exspiration beendet.
- Patiententrigger: Nach Erkennen eines spontanen Einatemversuchs des Patienten wird die Exspiration beendet.[2]
Augmentierte Spontanatmung kann man in CPAP, Druckunterstützung und proportionaler Druckunterstützung finden.
CPAP bietet keine Atemassistenz. Der Patient muss selbständig atmen, es wird ihm nur ein Druck im Beatmungssystem zur Verfügung gestellt, an dem er sich bedienen kann. Durch den konstant positiven Atemwegsdruck kann jedoch die Gasaustauschoberfläche in der Lunge des spontan atmenden Patienten erhöht werden.[3]
- Druckunterstützung gibt Assistenz bei der Atmung. Diese Hilfestellung ist konstant, also bei jedem Atemzug im gleichen Maße vorhanden. ASB ist die Methode der Wahl. Die proportionale Druckunterstützung (PAV) ist eine adaptierte Atemassistenz, richtet sich in der Unterstützung nach dem Patienten und ist inkonstant, also bei jedem Atemzug unterschiedlich.
Intermittierende mandatorische Ventilation ist die Mischform von mandatorischer und augmentierter Ventilation. Der Beatmete kontrolliert Frequenz und Atemtiefe. In aller Regel erfolgt die Atemunterstützung durch ASB.
Nomenklatur der maschinellen Beatmung und Atmungsunterstützung |
Aufgrund einer fehlenden Standardisierung auf dem Gebiet der maschinellen Beatmung und der hohen Anzahl von Anbietern sind diverse Bezeichnungen für Beatmungsformen entstanden. Diese Bezeichnungen beziehen sich zum Teil auf identische Beatmungsformen. Sie können jedoch auch von Hersteller zu Hersteller unterschiedliche Ausprägung und Bedeutung haben. Folgende Aufzählung ist nicht abschließend:
APRV Airway Pressure Release Ventilation
ASB Assisted Spontaneous Breathing – unterstützte Spontanatmung, auch ASV = Assisted Spontaneous Ventilation
ASV
- Adaptive Support Ventilation – Closed-Loop-Beatmung, eine Weiterentwicklung von MMV
Adaptive Servoventilation eine nichtinvasive Beatmung bei zentralem Schlaf-Apnoe-Syndrom
- Adaptive Support Ventilation – Closed-Loop-Beatmung, eine Weiterentwicklung von MMV
ATC Automatic Tube Compensation – Automatische Tubuskompensation
BiPAP Biphasic Positive Airway Pressure – zweiphasische positive Atem-Druckunterstützung
BiPAP Bilevel Positive Airway Pressure – zweiphasische positive Atem-Druckunterstützung bei der NIV
CMV Continuous Mandatory Ventilation – kontinuierliche, vollständig mechanische Ventilation (auch Controlled Mandatory Ventilation - kontrollierte Beatmung)[4]
CPAP Continuous Positive Airway Pressure – kontinuierlicher positiver Atemwegsdruck
CPPV Continuous Positive Pressure Ventilation – kontinuierliche Überdruckbeatmung
EPAP Expiratory Positive Airway Pressure – positiver exspiratorischer Atemwegsdruck
HFPPV High Frequency Positive Pressure Ventilation – Hochfrequenzüberdruckbeatmung
HFOV High Frequency Oscillatory Ventilation – Hochfrequenzbeatmung
HFV High Frequency Ventilation – Hochfrequenzbeatmung
ILV Independent Lung Ventilation – seitengetrennte Überdruckbeatmung
IMV Intermittent Mandatory Ventilation;– intermittierende Totalsubstitution einzelner Atemzüge[5]
IPAP (absolut) Inspiratory Positive Airway Pressure – positiver inspiratorischer Atemwegsdruck
IPAP (relativ) Inspiratory Pressure Above PEEP – positiver inspiratorischer Beatmungsdruck über dem PEEP-Niveau
IPPV Intermittent Positive Pressure Ventilation – intermittierende Überdruckbeatmung
IPV Intrapulmonary Percussive Ventilation – Hochfrequente offene Überdruckbeatmung, invasiv, noninvasiv(Synonym:HFPV-High Frequency Percussive Ventilation)
IRV Inversed Ratio Ventilation – Beatmung mit umgekehrten Atemphasen / mit umgekehrtem Zeit-Verhältnis
LFPPV Low Frequency Positive Pressure Ventilation – Niedrigfrequenzüberdruckbeatmung[6]
MMV Mandatory Minute Volume – (vorgegebenes) maschinelles Minutenvolumen
NIV Noninvasive Ventilation (nichtinvasive Beatmung)
NPPV Noninvasive Positive Pressure Ventilation
NPV Negative Pressure Ventilation (Negative Druckbeatmung); z. B. bei der Küraß-Methode
PAV Proportional Assist Ventilation – proportional druckunterstützte Beatmung
PC Pressure Control – druckkontrollierte, vollständig mechanische Ventilation
PCMV (P-CMV) Pressure Controlled Mandatory Ventilation – druckkontrollierte, vollständig mechanische Ventilation- PLBV - Pursed Lip Breathing Ventilation[7]
(A)PCV (Assistierte) Pressure Controlled Ventilation – druckkontrollierte, vollständig mechanische Ventilation
PEEP Positive Endexpiratory Pressure – positiver endexspiratorischer Druck
PNPV Positive Negative Pressure Ventilation – Wechseldruckbeatmung
PPS Proportional Pressure Support – proportional druckunterstützte Beatmung (Draeger), siehe auch PAV
PRVC Pressure Regulated Volume Controlled;– Druckgeregelte volumenkontrollierte Beatmung (Weinmann), siehe bei Fa. Draeger = Autoflow Beatmung
PSV-Beatmung Pressure Support Ventilation – Druckunterstützte Spontanatmung, siehe auch ASB
S-CPPV Synchronized Continuous Positive Pressure Ventilation – synchronisierte kontinuierliche Überdruckbeatmung
S-IPPV Synchronized Intermittent Positive Pressure Ventilation – synchronisierte intermittierende Überdruckbeatmung
(S)IMV (Synchronized) Intermittent Mandatory Ventilation – (synchronisierte) intermittierende maschinelle Beatmung
VCMV (V-CMV) Volume Controlled Mandatory Ventilation – volumenkontrollierte, vollständig mechanische Ventilation
VCV Volume Controlled Ventilation – volumenkontrollierte, vollständig mechanische Ventilation
ZAP Zero Airway Pressure – Spontanatmung unter Atmosphärendruck
Beatmungsparameter |
Die Einstellung der Beatmungsparameter erfolgt ausgehend von Größe, Gewicht und klinischem Zustand des Patienten und wird anhand von Klinik, Vitalparametern, Blutgasanalysen, Pulsoximetrie und Kapnometrie validiert.
Die wichtigsten, und mittels Monitoring zu überwachenden[8] Beatmungsparameter sind unter anderem:
Sauerstoffkonzentration |
Die Sauerstoffkonzentration ist (abhängig vom Hersteller) in Grenzen von 21 % bis 100 % am Gasgemisch einstellbar. Sie wird sowohl in Prozent als auch als (als FiO2, der inspiratorischen Sauerstoff-Fraktion) Dezimalwert angegeben. Eine Beatmung mit 100 % Sauerstoff (FiO2[9] = 1,0) wird beispielsweise bei lebensbedrohlichen Zuständen, bei der Präoxygenierung vor einer Intubation oder vor endotrachealem Absaugen des Patienten vorgenommen.
Atemfrequenz |
Die Atemfrequenz beschreibt die Anzahl der applizierten Beatmungszyklen pro Minute, übliche Vorgaben liegen zwischen 8 und 30 /min. Speziell für die Neonatologie entwickelte Geräte erreichen weitaus höhere Beatmungsfrequenzen. Der Einstellbereich liegt hier üblicherweise bei 8 bis 150/min.
Die Atemfrequenz kann auf einen Absolutwert oder auf einen Minimalwert eingestellt werden. Die Einstellung auf einen Minimalwert wird verwendet, um eine assistierte Beatmung durchzuführen.
Tidalvolumen |
Das Tidalvolumen (VT) entspricht dem Luftvolumen pro Atemzug, dem Atemzugvolumen (AZV), und ist das eingestellte Volumen, das pro Atemhub appliziert werden soll. Das Tidalvolumen der selbstständigen Spontanatmung beträgt beim Erwachsenen etwa 0,5 l. Bei der volumengesteuerten Beatmung (VCV) kann dieser Wert genau auf den Patienten eingestellt werden, man kann sich hierbei an die Faustformel von 7–8 ml pro Kilogramm idealem Körpergewicht halten. Dieser Parameter ist der wichtigste Parameter bei volumenabhängiger Beatmung.
Atemminutenvolumen |
Das Atemminutenvolumen gibt das Volumen an, das pro Minute appliziert wird. Es hängt stark von der gewählten Beatmungsform ab und muss an die Bedürfnisse des Patienten angepasst sein.
AMV=f⋅Tidalvolumen{displaystyle AMV=fcdot {text{Tidalvolumen}}},
hierbei ist f{displaystyle f} die Atemfrequenz.
Inspirationsflow (Flow) |
Der Flow ist der Wert für die Menge des in den Patienten einfließenden Gases bezogen auf die Zeit. Ein hoher Flow sorgt also für eine schnelle Belüftung, ein niedriger für eine bessere Verteilung der Atemgase in der Lunge. Der Inspirationsflow kann konstant, abnehmend (dezelerierend) oder zunehmend (akzelerierend) sein. Vorteile dieser unterschiedlichen Flowformen werden seit 40 Jahren sehr kontrovers diskutiert.
Maximaler Inspirationsdruck |
Bei der volumengesteuerten Beatmung mit konstantem Flow ergibt sich ein kurzfristiger Spitzendruck, der in der Plateauphase (inspiratory hold) auf den sogenannten Plateaudruck abfällt. Die inspiratorischen Beatmungsdrücke sind bei der volumengesteuerten Beatmung ein Freiheitsgrad und abhängig von Tidalvolumen, Widerstand (Resistance) und Dehnbarkeit (Compliance) der Lunge.
Der eingestellte Druck (P max) wird bei der druckgesteuerten Beatmung durch einen hohen Flow am Anfang der Inspirationsphase rasch erreicht, dann nimmt der Flow wieder ab. Es kann nachfolgend so lange Beatmungsgasgemisch vom Gerät zugeführt werden, bis die Inspirationszeit abgelaufen ist. Hier ist das Tidalvolumen der Freiheitsgrad. Der Flow wird bei dieser Form als dezelerierender (langsamer werdender) Flow bezeichnet.
Adjuvante Maßnahmen und Therapien (Beispiele) |
- Lagerungsdrainagen
- Endotracheales bzw. bronchoskopisches Absaugen
Physiotherapie (Atemgymnastik bzw. Atemphysiotherapie; siehe Pneumologische Rehabilitation#Einzelne Maßnahmen)- Bauchlagerung
- Atemgaskonditionierung
- Minitracheotomie
- Extrakorporale Membranoxygenierung
pECLA - Pumpenlose extrakorporale Membranoxygenation
Flüssigkeitsbeatmung (engl. liquid ventilation)
Seitengetrennte Beatmung (independent lung Ventilation); siehe Endotracheale Intubation
Geschichte |
Frühe Beschreibungen verschiedener Maßnahmen zur Beatmung finden sich bei Hippokrates, Avicenna und Paracelsus. Aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. berichten in Rom wirkende Ärzte (Asklepiades von Bithynien) sogar von einer Tracheotomie. 1763 wandte Smellie ein flexibles Metallröhrchen zur Intubation der Trachea an, Fothergill nahm einen Blasebalg zu Hilfe. 1876 wurde die erste Eiserne Lunge gebaut, die bis weit ins 20. Jahrhundert hinein von großer Bedeutung sein sollte. Um 1900 entstand die Laryngoskopie und bereitete den Weg für die heute übliche endotracheale Intubation. Seit 1908 wurde der Pulmotor vertrieben und verwendet. Bis etwa Mitte des 20. Jahrhunderts wurde die Rückendruck-Armzug-Methode angewendet. Um diese Zeit entstanden die ersten maschinellen Respiratoren der Firmen Puritan Bennett, Bird, Blease, Dräger, Engström, Emerson usw. Ab Ende der 1980er Jahre wurden Geräte[10] entwickelt, die auch den Ansprüchen einer modernen Beatmung von Neu- und sogar Frühgeborenen gerecht wurden.
Literatur |
- F. Bremer: 1×1 der Beatmung. 4. Auflage. Lehmanns Media, Berlin 2014, ISBN 978-3-86541-577-6.
- Harald Keifert: Das Beatmungsbuch. Invasive Beatmung in Theorie und Praxis. 4. Auflage. WK-Fachbücher, Elchingen 2007, ISBN 978-3-9811420-0-6.
- Walied Abdulla: Interdisziplinäre Intensivmedizin. Urban & Fischer, München u. a. 1999, ISBN 3-437-41410-0, S. 5–12.
- R. Larsen, Thomas Ziegenfuß: Beatmung. Grundlagen und Praxis. 2. Auflage. Springer, Heidelberg 1999, ISBN 3-540-65436-4.
- Wolfgang Oczenski, Alois Werba, Harald Andel: Atmen – Atemhilfen. Atemphysiologie und Beatmungstechnik. 6. Auflage. Thieme, Stuttgart 2003, ISBN 3-13-137696-1.
- Eckhard Müller: Beatmung. Wissenschaftliche Grundlagen, aktuelle Konzepte, Perspektiven Thieme, Stuttgart 2000, ISBN 3-13-110241-1.
- H. Becker, B. Schönhofer, H. Burchardi: Nicht-invasive Beatmung. Thieme, Stuttgart 2002, ISBN 3-13-137851-4.
- S. Schäfer, F. Kirsch, G. Scheuermann, R. Wagner: Fachpflege Beatmung. Elsevier, München 2005, ISBN 3-437-25182-1.
- Martin Bachmann: Beatmung. Jörg Braun, Roland Preuss (Hrsg.): Klinikleitfaden Intensivmedizin. 9. Auflage. Elsevier, München 2016, ISBN 978-3-437-23763-8, S. 95–130.
- Ernst Bahns: Mit dem Pulmotor fing es an. Die Geschichte der maschinellen Beatmung. Drägerwerk, Lübeck 2014.
Weblinks |
Wiktionary: Beatmung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
- Informationen bei emedicine.com (engl.)
- Ein Simulator, welcher kontrollierte Beatmungsformen auf einem Respirator zu trainieren ermöglicht.
Einzelnachweise |
↑ Ernst Bahns: Mit dem Pulmotor fing es an. Die Geschichte der maschinellen Beatmung. 2014, S. 66 f. (Neue Beatmungstechnik mit EV-A).
↑ M. Baum: Technische Grundlagen der Beatmung. In: J. Kilian, H. Benzer, F. W. Ahnefeld (Hrsg.): Grundzüge der Beatmung. Springer, Berlin u. a. 1991, ISBN 3-540-53078-9, 2., unveränderte Aufl. ebenda 1994, ISBN 3-540-57904-4, S. 185–200; hier: S. 189–198.
↑ D. Weismann: Formen der Beatmung. In: J. Kilian, H. Benzer, F. W. Ahnefeld (Hrsg.): Grundzüge der Beatmung. Springer, Berlin u. a. 1991, ISBN 3-540-53078-9, 2., unveränderte Aufl. ebenda 1994, ISBN 3-540-57904-4, S. 201–211; hier: S. 203–205.
↑ The influence of controlled mandatory ventilation (CMV) … PMID 9466092
↑ D. Weismann: Formen der Beatmung. In: J. Kilian, H. Benzer, F. W. Ahnefeld (Hrsg.): Grundzüge der Beatmung. Springer, Berlin u. a. 1991, ISBN 3-540-53078-9, 2., unveränderte Aufl. ebenda 1994, ISBN 3-540-57904-4, S. 201–211; hier: S. 203–208.
↑ W. Koller, T. H. Luger, Ch. Putensen, G. Putz: Blutreinigende Verfahren in der Intensivmedizin. In: J. Kilian, H. Benzer, F. W. Ahnefeld (Hrsg.): Grundzüge der Beatmung. Springer, Berlin u. a. 1991, ISBN 3-540-53078-9, 2., unveränderte Aufl. ebenda 1994, ISBN 3-540-57904-4, S. 404–419; hier: S. 404–407.
↑ Vigaro. Abgerufen am 24. Oktober 2017.
↑ D. Weismann: Formen der Beatmung. 1994, S. 209 f. (Beatmungsmonitoring).
↑ inspiratorische Sauerstofffraktion
↑ Ernst Bahns: Mit dem Pulmotor fing es an. Die Geschichte der maschinellen Beatmung. 2014, S. 48–51.
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