Triptychon
Als Triptychon (Plural: Triptychen, Triptycha; von altgriechisch τρίπτυχος .mw-parser-output .Latn{font-family:"Akzidenz Grotesk","Arial","Avant Garde Gothic","Calibri","Futura","Geneva","Gill Sans","Helvetica","Lucida Grande","Lucida Sans Unicode","Lucida Grande","Stone Sans","Tahoma","Trebuchet","Univers","Verdana"}tríptychos, deutsch ‚dreifach gefaltet, aus drei Lagen bestehend‘)[1]
werden dreigeteilte Gemälde oder dreiteilige Relieftafeln bezeichnet, die oft mit Scharnieren zum Aufklappen verbunden sind und sich insbesondere als Andachts- oder Altarbild finden. Triptychen bestehen aus einer Mitteltafel und zwei meist schmaleren Flügeln, manchmal ergänzt durch einen Sockel (Predella) unter dem Mittelteil. Ein Triptychon mit christlichen Motiven und mit beweglichen Seitenteilen zum Verschließen des Mittelteils ist eine mögliche Form eines Flügelaltars.
Inhaltsverzeichnis
1 Größe und Verwendungszweck
2 Inhalte und Motive
3 Moderne Triptychen
4 Ausgewählte Triptychen
5 Oper
6 Siehe auch
7 Literatur
8 Weblinks
9 Einzelnachweise
Größe und Verwendungszweck |
Die Größe eines Triptychons hängt stark von seiner Verwendung ab. Diese reicht von sehr kleinen Triptychen für die Mitnahme auf Reisen, beispielsweise dem Dresdner Marienaltar von Jan van Eyck oder dem Pähler Altar, über mittelformatige Tafeln wie dem Johannesaltar eines Rogier van der Weyden, die sich dann in kleinen Kapellen oder privaten Andachtsräumen befinden, bis hin zu großen Altären, die prominent in der Apsis einer Kirche stehen, z. B. der Marienaltar von Conrad von Soest.
Bei den als Altären verwendeten Triptychen kann man eine Alltagsseite (geschlossener Zustand) und Feiertagsseite (geöffnet) unterscheiden. Die Außenseiten sind meist schlicht gehalten, oftmals mit einer sehr reduzierten Farbpalette bis hin zu reinem Grisaille. Im Gegensatz dazu stehen die aufwendigen, farbenprächtigen, in der Gotik auch mit Goldgrund, gemalten Innenseiten. Bei den Reisetriptychen haben die Außenseiten eine Schutzfunktion und sind deshalb auch einfacher gehalten.
Inhalte und Motive |
Die Dreiteilung erlaubt eine Betonung von bestimmten Figuren oder Handlungen auf der Mitteltafel – in der christlichen Malerei beispielsweise Szenen mit Jesus oder einer Madonna. Auf den Flügeln sind dann Nebenfiguren wie die Stifter oder andere mehr lokal wichtige Heilige oder Geistliche abgebildet. Weiterhin kann auch die zentral dargestellte Handlung mit vorausgehenden und nachfolgenden Szenen verknüpft und begleitet werden. Die Leserichtung des Triptychons ist dabei meistens von links nach rechts. Auch lassen sich weit auseinander liegende Geschehnisse miteinander verbinden: Das Triptychon Der Heuwagen von Hieronymus Bosch spannt den Bogen vom Paradies über die Welt bis zur Hölle. Beim Jüngsten Gericht von Hans Memling werden die Erlösten auf der linken Tafel und die Verdammten auf der rechten gezeigt.
Moderne Triptychen |
Das Triptychon findet sich auch in der Kunst des späten 19. und 20. Jahrhunderts – so das Aino-Triptychon des finnischen „Brücke“-Künstlers Akseli Gallén-Kallela, sowie in der Gegenwart.
Auf deutschsprachiger Seite sind hier insbesondere Otto Dix, Max Beckmann und Oskar Kokoschka zu nennen. Dabei sind die Themen nicht mehr auf das Religiöse fixiert: Bei Dix ist es der Erste Weltkrieg und seine Folgen; bei Beckmann und Kokoschka werden mythologische Geschichten und auch künstlerische Zitate von Alten Meistern neu zusammengesetzt. Auch Guernica von Pablo Picasso und Barnett Newmans Serie Who’s Afraid of Red, Yellow and Blue können als Triptychen und eine Auseinandersetzung mit ihnen angesehen werden. Ein weiterer Künstler, der Bilder als Triptychen anordnete, ist der englische Maler Francis Bacon.
Auch heute entstehen noch Triptychen mit religiöser Thematik, bisweilen auch ungegenständliche Gemälde wie Gary Stephans (*1942) 1984 entstandene Trinität.
Ausgewählte Triptychen |
Aachener Altar vom Meister des Aachener Altars
Dresdner Marienaltar von Jan van Eyck
Marienaltar von Conrad von Soest
Dreikönigsaltar von Stefan Lochner
Mérode-Triptychon von Robert Campin
Kreuzigungstriptychon von Rogier van der Weyden
Miraflores-Altar von Rogier van der Weyden
Johannesaltar von Rogier van der Weyden
Sakramentsaltar von Rogier van der Weyden
Portinari-Triptychon von Hugo van der Goes
Das Jüngste Gericht von Hans Memling
Der Garten der Lüste von Hieronymus Bosch
Der Heuwagen von Hieronymus Bosch
Paumgartner-Altar von Albrecht Dürer
Heller-Altar von Albrecht Dürer und Mathias Grünewald
- Dillinger Triptychon
Hesperiden und weitere von Hans von Marées
Der Krieg von Otto Dix
Großstadt von Otto Dix- Diverse Triptychen von Max Beckmann
Prometheus von Oskar Kokoschka
Thermopylae von Oskar Kokoschka
Alpentriptychon von Giovanni Segantini
- Die Wiedervereinigung von Eckhard Buchholz
- Triptychon zur "Luther-Dekade" von Eckhard Buchholz
Oper |
Auch die Oper kennt Triptychen. Zumindest zwei Beispiele sind allgemein bekannt:
- Puccinis Il trittico, bestehend aus den Opern Il tabarro, Suor Angelica und Gianni Schicchi, letzteres eine Komödie, uraufgeführt am 14. Dezember 1918 in der Metropolitan Opera von New York und
Kreneks Triptychon, bestehend aus den Opern Der Diktator, Das geheime Königreich und Schwergewicht oder Die Ehre der Nation, uraufgeführt am 6. Mai 1928 bei den Internationalen Mai-Festspielen Wiesbaden.
Siehe auch |
Diptychon (zweigeteiltes Bild oder Relief)
Polyptychon (mehrfachgeteiltes Bild oder Relief)
Wachstafel (rechteckige Schreibtafel aus Holz, ein- oder beidseitig mit Wachs beschichtet)
Antike Kodices (Stapel beschrifteter oder zur Beschriftung vorgesehener Holz- oder Wachstafeln)
Literatur |
Marion Ackermann (Hrsg.): Drei. Das Triptychon in der Moderne. Kunstmuseum Stuttgart & Cantz, Ostfildern 2009, ISBN 978-3-7757-2327-5.
Reinhard Brandt (Hrsg.): Meisterwerke der Malerei. Von Rogier van der Weyden bis Andy Warhol. Reclam, Leipzig 2001, ISBN 3-379-20013-1.
Klaus Gallwitz (Hrsg.): Max Beckmann. Die Triptychen im Städel. Städtische Galerie im Städelschen Kunstinstitut, Frankfurt 1981.
Friedhelm Mennekes: Triptychon. Moderne Altarbilder in St. Peter Köln. Insel, Frankfurt/Leipzig 1995, ISBN 3-458-16746-3.- Antje Maria Neuner: Das Triptychon in der frühen altniederländischen Malerei. Bildsprache und Aussagekraft einer Kompositionsform. Lang, Frankfurt 1995, ISBN 3-631-49122-0.
- Caterina Limentani Virdis, Mari Pietrogiovanna: Flügelaltäre. Bemalte Polyptychen der Gotik und Renaissance. Hirmer, München 2002, ISBN 3-7774-9520-4.
Weblinks |
Wiktionary: Triptychon – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Triptychen – Bilder und Mediendateien
Einzelnachweise |
↑ Wilhelm Gemoll: Griechisch-Deutsches Schul- und Handwörterbuch. G. Freytag Verlag/Hölder-Pichler-Tempsky, München/Wien 1965.